Fassungslosigkeit und tiefe Trauer haben am Dienstagabend die ökumenische Andacht für das in Illerkirchberg bei Ulm getötete Mädchen bestimmt. Es könne ein Trost sein, dass Menschen verschiedener Religionen, mit oder ohne Glauben, zusammen seien, sagte der evangelische Pfarrer Andreas Wündisch bei der Andacht. Schon am Nachmittag hatte die alevitische Gemeinde in Ulm Abschied von der getöteten 14-Jährigen genommen.
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Kirche zu klein für Trauernde
Zu der ökumenischen Trauerandacht waren viele Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen gekommen, auch die Familie des Mädchens nahm an der Feier teil. Nicht alle hatten in der Kirche Platz, viele standen auch vor der Tür und verfolgten von dort den Gottesdienst.
Keine Erklärung für tödlichen Angriff
Die Frage "Mein Gott, warum?", die der katholische Pfarrer Jochen Boos in der Andacht stellte, beschäftigte viele. Die katholische Pastoralreferentin Adelheid Bläsi sagte, dass es im Beieinandersein der Menschen einen "Funken Trost" geben könne. Nach der Andacht lagen sich Besucher weinend in den Armen. Viele Schülerinnen und Schüler sind gekommen, Mitglieder der alevitischen Gemeinde, der die getötete 14-Jährige angehörte und Menschen aus dem Ort. Einige gingen danach weiter zum Tatort und stellten Kerzen auf, legten Blumen nieder.
Internetgruppen rufen zu Mahnwache auf
Verschiedene Internetgruppen hatten zu einer Mahnwache auf einem Supermarktparkplatz parallel zur Gedenkfeier aufgerufen. Zu dieser kamen, wie der SWR berichtet, rund 30 Querdenker, Rechte und Hooligans. Sie hätten die Mahnwache recht schnell verlassen und und sich unter die Trauernden am Tatort gemischt. Die Polizei meldete keine Vorfälle, sie war mit mehreren Streifen- und Mannschaftswagen vor Ort. Auch in den nächsten Tagen werde die Polizei stark in Illerkirchberg vertreten sein, so ein Sprecher.
Haftbefehl gegen Tatverdächtigen
Nach dem Angriff auf die beiden Schülerinnen am Montag erging gegen den Tatverdächtigen am Dienstag ein Haftbefehl. In der Klinik, in der sich der verletzte 27-jährige Tatverdächtige befinde, habe dieser gegenüber der zuständigen Richterin keine Angaben gemacht, teilten Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Ulm mit.
Aufgrund des dringenden Verdachts erließ die Richterin den Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes. Der aus Eritrea stammende Mann befinde sich jetzt in einem Justizvollzugskrankenhaus.
Kein Hinweis auf Motiv
Nach Angaben des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU) gibt es bisher keine Hinweise auf ein politisches oder religiöses Motiv. Strobl besuchte am Dienstag Illerkirchberg und legte einen Kranz am Tatort nieder. Er versprach, die Straftat "rückstandsfrei" aufzuklären. Gleichzeitig mahnte er, dass die Tat kein Anlass für Hass und Hetze werden dürfe.
Mit Informationen von dpa, epd und SWR
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