Übungsplatz zur Verkehrserziehung
Bildrechte: BR/Alexandra Reese

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Immer weniger Kinder können gut Fahrrad fahren

In diesen Tagen wird an Bayerns Grundschulen für den Fahrrad-Führerschein trainiert. Kinder der 4. Klasse legen dazu eine Prüfung ab - auch in Bad Neustadt an der Saale. Aber eine bestandene Prüfung ist kein Garant für Sicherheit beim Radeln.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Dass immer weniger Grundschulkinder gut Fahrrad fahren können, zeigen die Ergebnisse der Bundesverkehrswacht. Experten sagen, dass das auch daran liegt, dass sich Kinder immer weniger bewegen und die sogenannten Eltern-Taxis den Schulweg übernehmen. Demnach fahren Eltern ihre Kinder häufiger mit dem Auto in die Schule als das früher der Fall war. Bayerns Schulsportbeauftragter im Bereich Radfahren, Michael Kreil, beunruhigt diese Entwicklung. "Die Kinder von heute sind die Eltern von morgen. Sie kopieren ihre Eltern und werden ihre Kinder vermutlich später auch mit dem Auto zur Schule bringen", sagt der Experte.

Verkehrsübungsplatz mit Ampeln und Baustelle

Einmal die Woche, über etwa vier Wochen verteilt, trainieren die Kinder der vierten Klasse für den Fahrrad-Führerschein auf einem Verkehrsübungsplatz. Der ist bestückt mit kleinen Ampeln, einer Menge Verkehrsschildern, sogar einer kleinen Baustelle – nur Autos gibt es keine. Der Sattel wird hüfthoch eingestellt, Helm auf und dann kann es losgehen. Verkehrserzieherin Katharina Emmerling betreut die Grundschulkinder im unterfränkischen Bad Neustadt an der Saale und in den umliegenden Gemeinden. "All diese Kinder müssen bald auf der Straße fahren. Der Bürgersteig ist ab zehn Jahren für sie tabu" erklärt sie und weiß um die Nervosität ihrer Schützlinge. "Die Balance zu halten, gleichzeitig Schulterblick zu machen und Handzeichen zu geben, das ist schon sehr viel und dann noch auf die ganzen Verkehrszeichen achten", versichert Emmerling.

School-Bikers fördern das Radfahren

Man versuche kein Kind durch die Prüfung fallen zu lassen, doch sichere Radfahrer seien sie danach noch nicht alle. Die Kinder brauchen intensives Training besonders nach der Fahrrad-Prüfung, betont Kreil, denn erst dann passieren die meisten Unfälle. Im letztes Jahr war ein Drittel aller Kinder, die in Strassenunfällen verletzt wurden, mit dem Fahrrad unterwegs. Das Trainieren der Balance, der Geschicklichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit sei entscheidend, um sich im Straßenverkehr sicher zu bewegen.

Sportliche und soziale Komponenten

Michael Kreil hat Mountain-Biken als Wahlfach an mittlerweile 160 weiterführende Schulen im Freistaat gebracht und damit ein klares Zeichen gesetzt. Schoolbikers nennen sich die Schulen, an denen ausgebildete Lehrkräfte mit Schülern ab der fünften Klasse Hindernisparcours und Wettrennen veranstalten. Doch Kreil hofft auf weit mehr Mitstreiter und die Unterstützung der Regierung, in das Radfahren zu investieren. Nur wenn diese die Wichtigkeit erkennt und alle an einem Strang ziehen, können mehr Lehrkräfte ausgebildet, mehr Fahrräder angeschafft und mehr Schulkinder ausgebildet werden. Außerdem habe das Radfahrern, so Michael Kreil, nicht nur eine sportliche Komponente, sondern auch eine soziale und sei extrem wichtig für die Entwicklung eines Kindes.

Laufrad besser als Stützräder

Wer sein Kind bestmöglich auf den Straßenverkehr vorbereiten will, kann auch zuhause einiges tun. Der Rad-Experte rät außerhalb vom Straßenverkehr, etwa auf einer Wiese, ein paar kleine Übungen aufzubauen, die Kindern die Geschicklichkeit abverlangen. Die machen ihnen meist großen Spaß und bringen unheimlich viel für den Straßenverkehr. Eine Flasche beim Fahren aufnehmen und wieder abstellen sei eine sehr gute Gleichgewichtsübung. Erfreulich ist die Entwicklung durch das Laufrad. Kinder, die gut Fahrrad fahren können, haben in den meisten Fällen zuvor ein Laufrad benutzt. Diese Kinder können auch schon mit drei oder vier Jahren Fahrrad fahren und damit im Schnitt zwei Jahre früher als andere Kinder, die kein Laufrad benutzten. Seit 1997 hat sich das Laufrad auf dem Markt etabliert und ist Experten nach die weitaus bessere Einstiegsvariante als Stützräder. Denn wer die Balance erst einmal halten kann, ist vom Fahrradfahren nicht weit entfernt.

Hintergrund:

2022 markierte mit bayernweit 18.296 verletzten Radfahrenden jeglichen Alters und 84 Todesfällen einen neuen Rekordwert für die letzten zehn Jahre. Von den verletzten Radfahrern trugen nur etwa die Hälfte einen Fahrradhelm. Bei nahezu jedem dritten Fahrradunfall war ein E-Bike beteiligt.

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