Hubert Aiwanger trifft bei der Wahlparty ein
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Datenanalyse zur Landtagswahl: Niederbayern wählt anders

Datenanalyse zur Landtagswahl: Niederbayern wählt anders

Nirgends in Bayern unterscheidet sich das Wahlergebnis so deutlich von der letzten Wahl wie in Niederbayern. Das verdeutlicht eine Datenauswertung des BR. Ein Grund hierfür: Oftmals wurden die Kreuze nicht nur bei einer Partei gesetzt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Bestes Ergebnis für die Freien Wähler und die AfD, die schlechtesten Ergebnisse für die anderen drei Parteien, die im nächsten bayerischen Landtag vertreten sein werden: CSU, Grüne und SPD. Das Wahlergebnis in Niederbayern unterscheidet sich zum Teil deutlich von dem der anderen sechs Regierungsbezirke.

Niederbayern sei traditionell ein konservativ geprägter Regierungsbezirk. "Es war die Hochburg der CSU", sagt Michael Weigl, der sich an der Universität Passau mit der bayerischen Landespolitik befasst. "Man findet hier als eine relativ gute Mobilisierungsgrundlage vor, auch für die Freien Wähler. Vor allem jetzt, wo die CSU zweifelsohne stärker in die Mitte gerückt ist, können dort die Freien Wähler eben entsprechend punkten."

Deutlich andere Ergebnisse als 2018

Im Vergleich zur Wahl 2018 haben sich die bayernweiten Wahlergebnisse in den Stimmkreisen zum Teil deutlich verändert – vor allem in Niederbayern.

Das zeigt die folgende Karte, bei der diejenigen Stimmkreise dunkler sind, in denen sich das Ergebnis besonders stark verändert hat. Je heller ein Stimmkreis, desto stabiler blieb das Ergebnis.

In sechs von neun niederbayerischen Stimmkreisen ändert sich die Verteilung der Stimmen um mindestens 30 Prozentpunkte, wenn man alle Unterschiede bei den Prozentpunkten für die Parteien gegenüber der vergangenen Wahl addiert.

Am deutlichsten unterscheidet sich das Wahlergebnis von der vergangenen Wahl im Stimmkreis Rottal-Inn: Mehr als 40 Prozentpunkte wurden zwischen den Parteien umverteilt. Die zwei größten Verschiebungen im Stimmkreis Rottal-Inn: plus 16 Prozentpunkte für die Freien Wähler, minus zwölf für die CSU. In fünf weiteren niederbayerischen Stimmkreisen, nämlich Passau-Ost, Passau-West, Regen, Freyung-Grafenau, Dingolfing und Deggendorf, haben sich die Wählerinnen und Wähler im Vergleich zu 2018 ebenfalls häufig für eine andere Partei entschieden.

Niederbayern von der Automobilindustrie geprägt

Zwei Gründe sieht Professor Heinrich Oberreuter, Politikwissenschaftler und ehemaliger Direktor der Akademie für politische Bildung in Tutzing, für das veränderte Wahlverhalten in Niederbayern. Zum einen existenzielle Vorbehalte: Niederbayern sei wirtschaftlich von der Automobilindustrie geprägt und die Diskussion um die Zukunft der Automobilindustrie werde als destruktiv wahrgenommen. Außerdem geht Oberreuter davon aus, dass die Menschen im Grenzgebiet zu Tschechien und Österreich unzufrieden mit der Migrationspolitik sind. Hier gebe es "politisch-kulturelle Vorbehalte".

Deutlich weniger Verschiebungen gibt es hingegen bei Stimmkreisen in Regensburg, München, Würzburg und Bamberg. Das bedeutet: In den Städten sind die Wahlergebnisse tendenziell deutlich stabiler.

Erststimme für die CSU, Zweitstimme für Aiwanger

Der Blick in die Daten zeigt auch: Viele Wählerinnen und Wähler haben mit ihrer Erst- und Zweitstimme nicht die gleiche Partei gewählt, sondern die Stimmen offenbar zwischen CSU und Freien Wählern aufgeteilt. Um genau zu sein: Eine Stimme ging an den Direktkandidaten der CSU, die andere an den Listenführer der Freien Wähler Hubert Aiwanger.

Beispiel Deggendorf: 18 Prozent wählten mit der Erststimme die Freien Wähler, 38 Prozent mit der Zweitstimme. Das ist die größte Differenz zwischen Erst- und Zweitstimme bayernweit. Viele Wählerinnen und Wähler unterstützten demnach mit ihrer Erststimme den Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und ehemaligen Landrat Christian Bernreiter von der CSU. Doch die Zweitstimme ging nicht immer auch an die CSU, sondern an Hubert Aiwanger.

Erst- und Zweistimme unterschiedlichen Parteien zu geben, gehöre zum strategischen Wählen, sagt Michael Weigl: "Das kann auch eine sehr bewusste Entscheidung für Schwarz-Orange als Regierungskoalition sein. Ich will eine starke CSU, aber auch ein starkes Korrektiv." Zudem gebe es Solidarisierungseffekte mit Hubert Aiwanger nach der Flugblattaffäre: "Er wird auch als einer von uns verstanden", so Weigl.

Alle niederbayerischen Stimmkreise folgen diesem Muster: Deutlich mehr Zweitstimmen für die Freien Wähler als Erststimmen. Nur eine Ausnahme gibt es: Landshut. Aiwanger ist dort als Direktkandidat gewählt und taucht daher gar nicht auf dem Wahlzettel für die Zweitstimme auf. Nur dort hat die CSU in Niederbayern mehr Zweitstimmen als die Freien Wähler.

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