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Fünf Tage lang hat die Flucht eines verurteilten Mörders aus dem Regensburger Amtsgericht die Öffentlichkeit in Atem gehalten. Am Montagabend kam vom Polizeipräsidium Oberpfalz dann die Nachricht: Rachid C. ist in Frankreich festgenommen worden. Der 40-Jährige sei nahe der deutschen Grenze gefasst worden. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung fand die Festnahme in Straßburg im Elsass statt, das ist mehr als 400 Kilometer von Regensburg entfernt.
Flucht aus dem Amtsgericht
C. hatte 2011 mit einem Komplizen einen Lottoladen in Nürnberg überfallen und die 76 Jahre alte Besitzerin umgebracht. 2013 wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und saß seitdem in Straubing im Gefängnis. In Regensburg sollte der Algerier sich wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte dort vor Gericht verantworten. Zuletzt saß er in der JVA Würzburg. Die Vorladung nutzte C. dann am Donnerstagnachmittag zur Flucht, er entkam aus dem Fenster eines im Erdgeschoss liegenden Anwaltszimmers des Amtsgerichts Regensburg.
Dem Mann waren für ein Gespräch mit seinem Verteidiger laut Polizei die Fesseln abgenommen worden. Ein Sprecher des Amtsgerichts teilte mit, die Richterin habe zuvor angeordnet, dem Angeklagten die Handfesseln abzunehmen, um ihm das Mitschreiben während der Verhandlung zu ermöglichen. Diese Anordnung sei nur für die Dauer der Hauptverhandlung erfolgt. Das Abnehmen von Fußfesseln sei durch die Richterin nicht angeordnet worden. Weshalb der Angeklagte das Anwaltszimmer ohne jegliche Fesselung betreten konnte, sei unklar.
Fahndung lief international
In den vergangenen Tagen hatte die Regensburger Polizei nach eigenen Angaben mehr als 150 Hinweise von Bürgern zu dem Fall bearbeitet. Auch die Aufnahmen der Videokameras auf dem Regensburger Hauptbahnhof wurden ausgewertet – zunächst ohne Erfolg.
Die Ermittler waren aber bereits von der Möglichkeit ausgegangen, dass sich der Flüchtige ins Ausland abgesetzt hat. Er war deshalb auch international zur Fahndung ausgeschrieben. Nähere Details zu der Festnahme will die Polizei am Dienstag bekannt geben.
Herrmann fordert Aufklärung
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann reagierte am Montagabend erleichtert auf die Nachricht von der Festnahme. Er bedankte sich bei der französischen Polizei, von den bayerischen Sicherheitsbehörden hingegen forderte er Aufklärung. Der "Bild"-Zeitung sagte er: "Wie es zu der Flucht überhaupt kommen konnte, muss von Justiz und Polizei in Regensburg jetzt aufgearbeitet werden."
Anwalt kritisiert Sicherheitsvorkehrungen
Der Anwalt des Geflüchteten, der Mainzer Strafverteidiger Moritz David Schmitt-Fricke erneuerte unterdessen seine Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen im Regensburger Gerichtsgebäude. Dem BR sagte Schmitt-Fricke, er verstehe nicht, wie solche Gespräche mit verurteilen Mördern in einem Raum stattfinden können, in dem die Fenster keine Gitter hätten und auch nicht abgeschlossen seien.
Anwalt Schmitt-Fricke war Augenzeuge der Flucht. Zum BR sagte er, es könne durchaus so wirken, dass die Tat geplant war und der 40-Jährige Komplizen hatte.
Lebhafte Diskussion im Netz
Auch im Netz wird der Fall lebhaft kommentiert. Die BR24-User diskutieren vor allem über mögliche Sicherheitslücken bei der Polizei und bei den Justizbehörden in Regensburg. Viele fragen zum Beispiel, wie es sein kann, dass es in einem Gerichtsgebäude im Erdgeschoss Fenster gibt, die nicht vergittert sind. Andere kritisieren die bayerische Politik. Ein User moniert beispielsweise, dass im Justizvollzug und an den Gerichten viele Stellen unbesetzt sind und es deswegen solche Sicherheitslücken gibt.
Es gibt auch einige Häme im Netz: Von einer "Provinzposse!" ist zum Beispiel die Rede, und dass "die Beteiligten sich schämen und ihren Hut nehmen" sollen. Insgesamt aber ist die Erleichterung groß, dass der Mann nach vier Tagen Flucht wieder gefasst worden ist.
Video: Der aus Amtsgericht Regensburg geflohene Mörder wurde gefasst
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