Eine enge Steintreppe führt hinunter in den Gewölbekeller, in dem Manuel Dietrich den Augsburger Klub "Barfly" betreibt. Anfang Oktober ging es hier wieder los. Doch das Öffnungs-Intermezzo wurde jäh beendet, die Klubs sind wieder zu. Auch Dietrichs Investitionen waren daher vorerst umsonst. Die Lüftungsschächte wurden erneuert, die Klimaanlage verbessert, neue Luftreinigungsgeräte angeschafft. "25.000 Euro haben wir noch mal investiert", sagt der Klub-Pächter.
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Infektionsrisiko hält Gäste fern
Lohnend war die kurze Öffnungsphase nicht, sagt der Augsburger. Sein Publikum sei 25 Jahre plus, und denen sei der Klub zu gefährlich: "Der Todesstoß kam vom Robert Koch-Institut (RKI), von dem es hieß: 'Meiden Sie bitte Klubs oder Diskotheken, das sind Hotspots.'" Böse ist er dem Team um RKI-Chef Wieler aber nicht: "Es ist einfach nicht die Zeit zu feiern", räumt Dietrich ein, "das muss man einfach so knallhart sagen."
Zurückhaltung auch in Restaurants und Cafés
Doch wie ist es in Restaurants und Cafés? Ein Abstecher in ein beliebtes Lokal in der Innenstadt: Um die goldenen Tische sitzen nachdenkliche Kunden. "Wir haben jetzt schon vorher nachgeschaut, als man draußen vorbeiging, dass es hoffentlich nicht zu eng ist", sagt eine Frau, die mit ihrem Mann vor einem Stück Kuchen sitzt. "Ich überlege auch vorher schon. Und ja, ich gehe jetzt nicht überall hin, so wie wenn jetzt die Inzidenz niedriger wäre", meint eine junge Frau, die mit einer Freundin auf einer Fensterbank sitzt. Solche Bedenken und die 2G-Regel leeren hier einige Tische. Ein Einzelfall?
Im Ratskeller, ein paar Gehminuten entfernt, balanciert Sabine Geier drei Mittagsteller zu einem Tisch. In dem riesigen Gewölbesaal wirkt die Bedienung fast verloren, nur drei Tische sind besetzt, die wichtigen Weihnachtsfeiern werden reihenweise abgesagt. "Ja, es ist natürlich schon so, dass da einiges in den letzten eineinhalb, zwei Jahren weggefallen ist. Also wir sagen immer, so ein Kleinwagen ist das schon irgendwie", lacht die Bedienung. Galgenhumor. Gerade wurden hier wegen der Flaute ein bis zwei Schichten pro Tag gestrichen.
Unverständnis für Corona-Maßnahmen in der Gastronomie
Die Gastronomie, die freilich selbst auf Öffnung gedrängt hat, sucht die Schuld bei der Politik: "Da wurde im Sommer nichts gemacht, da war ja klar, dass die Zahlen wieder hochgehen werden", kritisiert Sabine Geier. "Und da ist natürlich schon die Frustration da, das wir eigentlich sehenden Auges wieder in dieselbe Situation reinlaufen." Die aktuellen Maßnahmen seien blinder Aktionismus, Stichwort Sperrstunde ab 22 Uhr: "Das hatten wir letztes Jahr auch mal. Dann konzentrieren sich alle Leute zwischen 18 und 21 Uhr, was fürs Infektionsgeschehen sicher auch jetzt nicht gerade zuträglich ist", klagt die Bedienung.
Die Gastronomie resigniert, so der Eindruck aus Augsburg, und wünscht sich eine Politik, die die Pandemie in Bahnen lenkt, die einen bedenkenlosen Restaurantbesuch wieder ermöglichen.
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