Angesichts einer weiter hohen Zahl an Radunfällen in Bayern hat sich Innenminister Joachim Herrmann für mehr Rücksichtnahme im Verkehr ausgesprochen. "Es passieren immer noch viel zu viele schwere Radunfälle, teils mit verheerenden Folgen für die Unfallopfer", sagte der CSU-Politiker am Donnerstag bei einer Verkehrssicherheitskonferenz unter dem Motto "Sicher unterwegs mit dem Fahrrad" in Nürnberg.
Das Innenministerium verzeichnete für das vergangene Jahr 19.455 Radunfälle – verglichen mit 2015 (15.405) ein Anstieg um gut ein Viertel. 18.145 Menschen wurden bei Radunfällen verletzt (2015: 14.039). Die Zahl der getöteten Radfahrer stieg im vorigen Jahr mit 85 demnach gar auf den höchsten Stand seit 2009 mit 97 getöteten Radfahrern im Freistaat.
Radverkehr immer wichtiger
Immer mehr Menschen seien auf Bayerns Straßen unterwegs und die Verkehrsdichte nehme zu, sagte Herrmann. Zudem gewinne der Radverkehr als umweltfreundliche Alternative erheblich an Bedeutung, vor allem in städtischen Bereichen. Die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer sei deshalb wichtiger denn je, sagte der Minister.
Gerade Auto- und Lkw-Fahrer hätten eine große Verantwortung gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern. Die bayerische Polizei werde verstärkt mit konsequenten Kontrollen nachhelfen, wo die gegenseitige Rücksichtnahme nicht funktioniere. Als probates Mittel hätten sich die Fahrradstreifen der Polizei bewiesen. Mehr als 800 Polizistinnen und Polizisten seien in Bayern mittlerweile auf Fahrradstreife unterwegs, laut Herrmann sollen es künftig noch mehr werden.
ADFC: Radverkehr in Deutschland ließe sich verdreifachen
Laut einer vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) beauftragten Studie des Fraunhofer Instituts ließe sich der Anteil des Fahrrads am Individualverkehr in Deutschland bis zum Jahr 2035 auf bis zu 45 Prozent verdreifachen. Dafür müssten die Menschen aber gerne aufs Rad steigen. Ein mangelndes Sicherheitsgefühl unterwegs halte aktuell Viele davon ab. Für mehr Sicherheit brauche es eine bessere Radinfrastruktur, sowohl innerorts als auch entlang von Bundes- und Landstraßen, sagte die Vorsitzende des ADFC, Bernadette Felsch.
Radwege-Netz soll ausgebaut werden
Laut Herrmann sollen in Zukunft Radwege ausgebaut und Gefahrenstellen in den Blick genommen werden. Innen- und Verkehrsministerium wollen sich dazu eng mit Fahrradverbänden, wie unter anderem dem ADFC, der Polizei und den Kommunen austauschen. Der Freistaat plant, bis 2030 gemeinsam mit den Kommunen 1.500 Kilometer neue Radwege zu bauen. Für den Bau und Erhalt von Radwegen an Bundes- und Staatsstraßen würden jährlich rund 50 Millionen Euro investiert. Heuer stünden inklusive Bundesmitteln rund 57 Millionen Euro für den Radverkehr zur Verfügung.
Mit Material der dpa.
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