Symbolbild: Blick in eine Zelle einer JVA
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Symbolbild: Ein TikToker liefert den Schlüsselloch-Blick aus dem Jugendarrest in Landshut

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Insasse macht TikToks aus dem Knast: Wie ist das möglich?

Insasse macht TikToks aus dem Knast: Wie ist das möglich?

Ein 22-Jähriger zeigt auf TikTok seinen Alltag in der Jugendarrestanstalt Landshut, dank eines im Koffer versteckten Handys. Seine Follower feiern die Aktion. Die Strafvollzugsbehörde findet das weniger komisch - und prüft rechtliche Schritte.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Für jemanden, der gerade eine Freiheitsstrafe antritt, klingt Lambo sehr euphorisch. "Guckt mal, wo ich hier bin!", ruft er und schwenkt seine Handykamera durch den Raum. Zu sehen ist ein schmales Bett, ein Tisch mit Stuhl und ein vergittertes Fenster. "Ich schwöre, ich hab's einfach geschafft", frohlockt Lambo, "mein Handy in den Knast reinzuschmuggeln."

Mit Knast meint er die Jugendarrestanstalt in Landshut, wo der junge Mann im September vergangenen Jahres eine zweiwöchige Strafe absitzen muss, wegen Drogenhandels. Mit dabei: rund 27.000 Follower, die Lambos Videos auf der Online-Plattform TikTok verfolgen. Tatsächlich ist es dem 22-Jährigen gelungen, ein Handy unter einem doppelten Boden in seinem Koffer zu verstecken, unentdeckt von den Mitarbeitern der Jugendarrestanstalt.

Radiomusik und Scheibenkäse: Alltag in Haft

Lambo berichtet auf amüsante Art von seinem Alltag im Jugendarrest: Wie er bereits am ersten Tag ein Radio in seine Zelle bekommt und aus Langeweile zur Popmusik rappt. Wie seine Zellennachbarn ihm durchs Fenster eine Scheibe Käse herüberreichen - und wie er anschließend unter Blähungen leidet.

Er nennt seinen Arrest einen "Urlaub", freut sich über das Mittagessen ("irgendwelche Kartoffeldinger, sieht schon mal lecker aus"), beklagt sich aber über die Uhrzeit, zu der es serviert wird: "um 10.30 Uhr in der Früh, Digga". Fragt man ihn, was er mit dem viralen Knast-Tagebuch erreichen will, zuckt Lambo mit den Schultern: "Ich hab das einfach aus Gaudi gemacht."

Schlitzohr oder Straftäter?

Der 22-Jährige präsentiert sich als Schlitzohr, das die Beamten an der Nase herumführt: Um beim Filmen in der Zelle nicht durch den Türspion beobachtet zu werden, verdeckt er den Eingangsbereich mit einer Schranktür. Damit er nicht auffliegt, postet er die aufgenommenen Videos erst, nachdem er den Jugendarrest wieder verlassen hat. Einmal ist zu sehen, dass Lambos Zelle durchsucht wurde. Das Handy wird aber nicht entdeckt, er trägt es am Körper.

Während viele die Aktion in den Kommentaren feiern und bewundern, kann die Strafvollzugsbehörde wenig darüber lachen: "Gefangene, die unerlaubte Gegenstände in Besitz haben, werden [...] disziplinarisch geahndet", heißt es von der dafür zuständigen JVA Landshut auf BR-Anfrage. Zudem bemühe man sich bei TikTok um eine Löschung der Videos, bisher jedoch zum Teil erfolglos.

Fall wirft Kritik an Kontrollen der JVA auf

Für die JVA sind die Videos nicht nur mit Blick auf mögliche Nachahmer problematisch: Der Fall wirft die Frage auf, wie viele weitere illegale Gegenstände oder Substanzen in den Jugendarrest oder die Justizvollzugsanstalt gelangen könnten. Aus Landshut heißt es dazu: Nach Bekanntwerden des Vorfalls habe man "unverzüglich das Zugangsprozedere angepasst".

Lambo kann die ganze Aufregung nicht verstehen: "Das ist auch mal eine Erfahrung für die, eigentlich. Dann lernen die auch mal draus." Er selbst hat aus dem Aufenthalt im Jugendarrest hoffentlich auch gelernt. Er macht jetzt eine Ausbildung zum Verkäufer.

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