Eine jüdische Menora, der Leuchter, in dem zu Chanukka Kerzen angezündet werden.
Bildrechte: Carolin Hasenauer BR
Bildbeitrag

Eine jüdische Menora, der Leuchter, in dem zu Chanukka Kerzen angezündet werden.

Bildbeitrag
>

Jüdisches Lichterfest geht zu Ende: Chanukka mitten in Würzburg

Jüdisches Lichterfest geht zu Ende: Chanukka mitten in Würzburg

Acht Tage lang feiern Jüdinnen und Juden Chanukka, das Lichterfest. Es wird gut gegessen und getrunken, wie man das von hohen Festen eben kennt. Wegen Corona nur im kleinen Rahmen. Würzburger Jüdinnen und Juden erzählen, worauf es wirklich ankommt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Baruch ata adonai. Gelobt seist du, Herr, unser König. Mit diesen Segensworten werden die Kerzen der Menora am jüdischen Lichterfest Chanukka angezündet. Gestern Abend war die achte und damit letzte Kerze der Festtage dran. Wegen der Corona-Pandemie haben dieses Jahr viele auf große Feierlichkeiten in ihrer Gemeinde verzichtet. So auch in Würzburg. Hier hat die jüdische Gemeinde ihre Mitglieder aber zu einem Abendspaziergang durch die Innenstadt eingeladen – sogar mit ein bisschen Chanukka-Feststimmung.

Chanukka-Gesänge hinter der Marienkapelle in Würzburg

"Einfach mehr Licht in die Welt zu bringen, das ist die Idee", sagt etwa Nicole. Sie und ihr Mann Moshe leben in Israel und sind zu Besuch in Würzburg. Er ist Kantor und singt für die kleine Gemeinschaft die Segenswünsche. "Es klingt halt schön. Das sind einfach diese Lieder, die prägen sich ein, wenn man sie jedes Jahr singt", freut sich Golda. Die 21-jährige Studentin ist gerade erst nach Würzburg gezogen.

Bis 1349: Platz der ehemaligen Synagoge

Warum wird gerade hier, mitten in Würzburg, hinter der Marienkapelle, die ja katholisch ist, ein kleines Chanukka-Fest gefeiert? Alexander Shif von der jüdischen Gemeinde erklärt: "Genau hier stand die erste jüdische Siedlung." Lange Zeit haben die Würzburger Juden und Christen friedlich gemeinsam gelebt. Das änderte sich Mitte des 14. Jahrhunderts während der Pestzeit: 1349 wurde die jüdische Bevölkerung Würzburgs grausam ermordet.

Spuren jüdischen Lebens in Würzburg bis heute zu sehen

Nur knapp 30 Jahre später legte der damalige Fürstbischof von Würzburg, Gerhard von Schwarzburg, hier den Grundstein für die erste Marienkapelle. Bei Ausgrabungen fand man später Überbleibsel der ehemaligen Synagoge. Die Mikwe etwa, das jüdische Ritualbad, ist bis heute unterhalb der Sakristei erhalten.

Chanukka heißt: Gutes Essen und zusammen sein

Für Jüdinnen und Juden heute, ist dieser Ort in Würzburg deshalb ein besonderer. Alexander Shif von der jüdische Gemeinde Würzburg freut sich über das spontane Chanukka im Kleinformat. "Jetzt haben wir auf ebendiesem Platz die Kerzen entzündet und feiern gemeinsam Chanukka. Aber schade, dass ich keine Süßigkeiten mitgebracht habe", sagt er lachend. Denn die gehören eigentlich zu einem richtigen Chanukka Fest dazu. Viel gutes Essen – wie das bei hohen Feierlichkeiten eben so ist, egal in welcher Religion.

Acht Tage, acht Kerzen - mehr als 2000 Jahre Tradition

Und während etwa Weihnachten im Christentum nur zwei Tage lang gefeiert wird, nehmen sich Jüdinnen und Juden acht Tage Zeit für Chanukka. Die Geschichte dahinter: Nach einem Krieg war das geweihte Öl fast leer. Neues herzustellen dauert acht Tage. Nur eine kleine Portion war übrig, die für einen Tag reichen würde: "Das wurde als Wunder gedeutet. Dass der kleine Krug nicht einen sondern acht Tage gebrannt hat. Wir feiern das Chanukka-Fest deshalb acht Tage und jeden Tag zünden wir eine Kerze mehr an."

Chanukka ist auch für junge jüdische Menschen ein wichtiges Fest

Eine Geschichte, die mehr als 2000 Jahre alt ist. Die Tradition im Hinterkopf, ist Chanukka für Jüdinnen und Juden bis heute ein wichtiges Fest. Etwa für die 21-jährige Studentin Golda: "Einfach zusammen zu sitzen, das Licht anzuschauen, zusammen zu sein. Die Zusammengehörigkeit ist sowieso das wichtigste. Mit der Familie zum Beispiel, ich fahre immer extra nach Hause für Chanukka."

"Chanukka sameach!" - fröhliches Chanukka

Den Glauben mit anderen zu teilen, darauf kommt es ihr an. "Man muss sich Mühe geben als jüdischer Mensch in Deutschland. Als Christ hat man Weihnachten um sich herum, da muss man nichts tun. Wenn man aber Chanukka feiern will, muss man sich erst ausstatten: Eine Chanukkia und Kerzen besorgen etwa. Und man feiert im Zweifelsfall alleine."

Solche Angebote wie der Abendspaziergang nimmt Golda deshalb gerne wahr. In diesem Sinne, ein fröhliches Chanukka: "Chanukka sameach!"

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!