Käferholz, das ist kein kaputtes Holz. Es hat nichts mit dem Holzwurm zu tun und ist auch nicht morsch. Trotzdem mussten Waldbesitzer vor ein paar Jahren sogar oft draufzahlen, damit ihr Käferholz aus dem Wald gefahren wird. Der Borkenkäfer hat riesige Waldflächen zerstört, es war viel zu viel Holz auf dem Markt, die Preise im Keller.
Holz verfärbt sich blau
Das Problem: Der Borkenkäfer frisst Gänge unter der Rinde, bis die Fichten sterben. Bei den Bäumen erkennt man den Käfer zuerst an Bohrlöchern in der Rinde, Bohrmehl am Boden und später, wenn die Kronen rot werden. Wird der befallene Baum nicht rechtzeitig erkannt, pflanzt sich der Schädling fort und befällt alle Fichten in der Umgebung. Waldbesitzer müssen die Bäume fällen und aus dem Wald schaffen.
Durch den Befall des Käfers kann sich das Holz blau verfärben, das ist das größte Manko. Der Preis für das Schadholz liegt deshalb weit unter dem Preis für Frischholz. Letztes Jahr lag er bei etwa 25 bis 30 Euro pro Festmeter, mittlerweile sind es 50 Euro. Zum Vergleich: Frischholz ist etwa doppelt so viel wert. Die Preise unterliegen seit dem Ukrainekrieg aber starken Schwankungen.
Käferholz als Brennstoff
Viele Waldbesitzer setzen auf Brennholz oder Hackschnitzel. Die Preise für Brennstoffe haben in den letzten Monaten angezogen und Käferholz kann dafür bei Bedarf ohne Probleme verwendet werden. Ob sich das Holz blau verfärbt, spielt keine Rolle.
Auch Baumkronen und Äste können so verwertet werden. Die Leihmaschinen zum Holz hacken seien gut ausgebucht, bestätigt Hans Ludwig Körner vom Bayerischen Waldbesitzerverband (WBV). Für viele Waldbesitzer lohne sich die Vermarktung mittlerweile, denn die Sägewerke zahlen für Käferholz noch immer wenig.
Verwertung in Sägewerken
Dabei kann das Holz auch dort gut verwendet werden. Das sei wie ein staubiger Fund auf dem Dachboden, der am Flohmarkt billig verkauft wird und sich dann als teure Antiquität entpuppt, vergleicht Hans Ludwig Körner vom WBV.
Laut Körner werde das Käferholz in Sägewerken teilweise gesund geschnitten und dann ganz normal weiter verwertet. Ansonsten sind auch Latten, Paneele oder z.B. OSB-Platten für Schalungen möglich. Also alles, wo das blaue Holz nicht direkt im Wohnraum verbaut wird.
Käferholz für Export
Auch unter anderem nach China werde Käferholz weiter stark exportiert, so Körner. In den schlimmen Borkenkäferjahren sei das ein wichtiger Absatzweg gewesen und auch heuer habe der Borkenkäfer wieder zugeschlagen. In Oberfranken sei 2022 wieder sehr schlimm gewesen. In Nordbayern herrschen mittlerweile Käferzustände wie in Mitteldeutschland.
Haus aus Käferholz
Doch auch Häuser können aus Käferholz noch gebaut werden, das hat sich z.B. ein Holzhaus-Unternehmen aus dem Oberpfälzer Landkreis Cham auf die Fahnen geschrieben. Sie nutzen dafür sogenannte Massivholzmauern. Bei diesem Holzbausystem bestehen die Wände aus Brettern, die kreuzweise miteinander vernagelt werden. Im Anschluss kann verputzt werden.
Ob sich dann ein Brett etwas blau verfärbt, interessiert am Ende nicht, es ist ja nicht sichtbar. Auf die Statik hat das ebenfalls keinen Einfluss. Chef Josef Karl betont: Borkenkäferholz sei nicht wurmig, das sei oft ein Irrglaube. Dicke Blockbalken oder Dachstühle würde er daraus nicht machen, aber für dieses Wandsystem könne man es ohne Problem einsetzen.
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