Seit 27 Jahren ist er katholischer Pfarrer von Sankt Maximilian im Münchner Glockenbachviertel. Durch seine unkonventionelle Art ist er weit über den Stadtteil hinaus bekannt: Rainer Schießler. Er segnet Tiere und homosexuelle Paare, er bedient auf der Wiesn und lebt mit einer Frau zusammen. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.
Ministrant, Kloster, Universität
Geboren wurde Schießler 1960 in München-Laim. Er wuchs in einer streng katholischen Familie auf. Der Vater war durch den Krieg traumatisiert und forderte von seinen beiden Söhnen Gehorsam ein. Schießler distanzierte sich damals vom Vater.
Seine "katholische Karriere beginnt mit zehn Jahren als Ministrant, bald wird die Kirche eine zweite Familie für Schießler. Als Leiter einer Jugendgruppen bemerkt er dass er hier Bestätigung bekommt und dass er etwas bewirken kann. Die Idee Priester zu werden entsteht und er geht ins Kloster. Doch die Einsamkeit im Kloster quält ihn. Er bricht das Noviziat ab als seine Mutter stirbt und er beginnt mit einem Theologiestudium, das er sich mit nächtlichem Taxifahren finanziert.
Berufsbeginn und Beginn der Berufung
1993 tritt er seine erste Stelle als Pfarrer in der Pfarrei St. Maximilian an. Der damals 33-Jährige begann seinen Beruf in einer zerstrittenen Gemeinde in Münchens Glockenbachviertel. Auch die zölibatäre Wohngemeinschaft mit seiner Lebensgefährtin Gunda gefiel nicht jedem. Er lernte sie bei der Erstkommunion ihrer Tochter kennen und sagte von Anfang an, dass er zölibatär mit ihr leben wolle. Berühmt wurde Schießler mit seinem humanitären und öffentlichen Engagement: Von 2006 bis 2012 arbeitete Schießler auf dem Oktoberfest als Bedienung und spendete seinen Verdienst für wohltätige Zwecke. 2012 bis 2015 moderierte Schießler eine eigene Sendung beim Bayerischen Rundfunk.
Seelsorge unter dem Eindruck des Coronavirus
Er habe Ende Januar schon ein ungutes Gefühl gehabt, sagt Schießler auf das Coronavirus angesprochen. "Da habe ich kurz gedacht: vielleicht ist dieser oder jener Gottesdienst der letzte Große." Er sei sehr unglücklich darüber, dass es so gekommen sei. Nun gehe es vor allem darum, Einzelseelsorge zu machen, Einzelgespräche zu führen, mit den wenigen, die es könnten und sich trauten diese Gottesdienste zu erleben. Und auch wenn er in Sankt Maximilian Pfarrer der drittgrößten Kirche Münchens sei und diese erst richtig lebe, wenn sie voll sei, seien nun die Gottesdienste auch sehr viel intensiver mit den wenigen Gläubigen, die kämen. "Wir müssen die Chance nutzen in dieser Situation."
60. Geburtstag: Ohne Party
Der Geburtstagsplan zu Schießlers Sechzigstem: Messe feiern. Allerdings: ohne seine geplante anschließende Feier mit der Gemeinde. Die muss nachgeholt werden, sagt Schießler - wenn Corona vorbei ist.
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