Die ambulante Geriatrie der Stiftung Bürgerspital in Würzburg
Bildrechte: BR/Cosima Martin

Die ambulante Geriatrie der Stiftung Bürgerspital in Würzburg

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Keine neuen Finanzmittel: Geriatrische Reha in Würzburg schließt

Am Montag finden die letzten Therapien in der ambulanten geriatrischen Reha im Würzburger Bürgerspital statt. Die Einrichtung kann die Defizite nicht mehr tragen. Ohne Reha-Behandlung könnten alte Menschen nach einem Unfall pflegebedürftig werden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Das Geriatrie-Zentrum der Stiftung Bürgerspital in Würzburg muss schließen. Am Montag finden die letzten Therapien in der ambulanten Geriatrischen Reha statt. Für alte Menschen in der Region könnte das zur Folge haben, nach einem Unfall, einem Sturz etwa, pflegebedürftig zu werden, obwohl das mit einer Reha-Behandlung vermeidbar wäre. Bereits vor einem Jahr hatte die Stiftung mit einem Hilferuf auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht, jetzt kann sie ihr Geriatrie-Zentrum aber nicht länger halten.

Stiftung kann Defizit nicht mehr schultern

Mehr als 20 Millionen Euro Defizit musste die Stiftung bislang refinanzieren, um das Reha-Zentrum in der Semmelstraße halten zu können. Es sei aber nicht abzusehen, dass sich am Verlustgeschäft was ändere, so die leitende Stiftungsdirektorin Annette Noffz. "Pro Person, die behandelt wird, wird das Defizit größer." Denn der pauschale Tagessatz für einen Patienten reiche nicht aus, um die Kosten zu decken, die für Personal, Energie und Lebensmittel anfallen. Denjenigen, die demnächst mit ihrer Reha-Maßnahme beginnen wollten, musste der Chefarzt des Geriatrie-Zentrums Michael Schwab jetzt absagen: "Das trifft ins Herz, fachlich und menschlich."

Stationäre Geriatrie musste bereits vor drei Jahren schließen

Bereits 2020 musste die Stiftung Bürgerspital die Station des Geriatrie-Zentrums schließen. 36 Betten fielen damit weg. Jetzt beendet die Stiftung auch das Angebot der ambulanten und der mobilen Reha. 200 bis 300 Patientinnen und Patienten wurden damit pro Jahr versorgt. Die Räumlichkeiten in der Semmelstraße bleiben aber erhalten. Die speziell geschulten Therapeutinnen und Therapeuten bieten dort ab sofort Rezeptbehandlungen an. Das Gesamtpaket mit multidisziplinärer Betreuung unter fachärztlicher Leitung sei zwar viel effektiver, könne man aber aktuell finanziell nicht leisten.

Geriatrische Reha-Klinik der AWO letzte Anlaufstelle im Raum Würzburg

Mit vermehrten Anfragen rechnet deshalb jetzt die Geriatrische Reha-Klinik der AWO in Würzburg. Man habe bereits Patientinnen und Patienten vom Bürgerspital-Geriatrie-Zentrum übernommen. Die finanzielle Situation der AWO-Reha-Klinik ist weniger prekär seit sie im Frühjahr mit den Kassen (Kostenträgern) eine einjährige Pflegesatzvereinbarung treffen konnte. "Das verschafft uns eine Verschnaufpause", sagt der Kaufmännische Direktor der Klinik, Andreas Zenker. Deshalb kann er jetzt sagen: "Wir sind mit der stationären, der ambulanten und mobilen Reha voll einsatzfähig." Die Frage sei jetzt aber, ob einerseits Kostenzusagen der Krankenkassen für eine geriatrische Reha auf die AWO umgeschrieben werden können, andererseits die Kapazitäten ausreichen, um die vielen Patientinnen und Patienten zusätzlich zu behandeln.

Immer weniger Angebote bei Pflegeplätzen

Im östlichen Unterfranken gibt es immer weniger Pflegeplätze: Allein in Würzburg können 300 Pflegeplätze nicht belegt werden, weil das entsprechende Personal fehlt. Ende Februar schloss der ambulante Pflegedienst der Sozialstation in Aura im Sinngrund – 65 Menschen und ihre Angehörigen waren von der Schließung betroffen. Nochmal so viele in Ochsenfurt: Das Seniorenheim Fuchsenmühle beendete seinen Betrieb Ende April. Die Seniorenvertretung Würzburg warnt vor einer Pflegekatastrophe, wenn die Station der AWO-Reha-Klinik schließen würde.

Um eine ausreichende Versorgung älterer Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt zu gewährleisten lud Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) Ende Februar die Kostenträger, also Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern und die Leistungserbringer, wie etwa die Bayerische Krankenhaus Gesellschaft oder den Landesverband Geriatrie, zum Runden Tisch ein. Dem Bayerischen Gesundheitsministerium zufolge befürchten die Kliniken und ihre Träger schon damals, dass die Finanzierung bald nicht mehr ausreicht, um die Kosten zu decken.

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