Was von all diesen Jacken, Helmen, Handschuhen und Stiefeln braucht ein Feuerwehrmann? Die Sechs- und Siebenjährigen der Kinderfeuerwehr Parkstein überlegen nicht mal und zupfen sofort die richtigen Teile heraus. Und der Leinenbeutel? "Den braucht man zum Abseilen und zum Sichern", kommt es wie aus der Pistole geschossen. Während die Kleinsten Schutzausrüstung zuordnen, Fragen beantworten und im Team Wasser transportieren, müssen die Zehn- bis Zwölfjährigen gemeinsam einen Tischtennisball durch einen Schlauch drücken. Oder gezielt Tennisbälle von Pylonen spritzen. Wissen und Teamarbeit sind gefragt.
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Abzeichen "Kinderflamme" als Ansporn für kleine Feuerwehrler
169 Kinderfeuerwehren gibt es in der Oberpfalz, 15 davon im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Rund 30 Kinder ab sechs Jahren treffen sich in Parkstein einmal im Monat, um spielerisch die Feuerwehrarbeit kennen zu lernen. Bisher haben einzelne Feuerwehren in Bayern als Ansporn eigene Prüfungen für ihre Kinder entwickelt, seit Februar aber hat der Landesfeuerwehrverband offizielle Richtlinien herausgegeben für das neue Leistungsabzeichen für die Kleinsten.
Motivation, kein Wettbewerb
Die "Kinderflamme" gibt es als Anstecknadel, dazu eine Urkunde. Sie soll Motivation sein, auf keinen Fall als Wettbewerb gesehen werden, sagt Julia Wolfram aus Weiden in der Oberpfalz, zuständig für die Kinderfeuerwehren. Deshalb gebe es auch keine Zeitvorgaben, und die Betreuer können aus einer Art Katalog die Prüfungsaufgaben für ihre Schützlinge auswählen.
Notruf absetzen und Erste Hilfe werden geprüft
Anton, Mika, Eva und die anderen Sechsjährigen sind inzwischen bei der nächsten Station. Und kleben die richtige Pflastergröße auf die aufgemalten Wunden ihrer Betreuer. Im Feuerwehrauto meldet Emma (8) gerade einen bewusstlosen Mann in der Basaltstraße. Den "Notruf" nimmt ihre Betreuerin Claudia entgegen. Max bringt derweil Kate auf einer Matte ruckzuck in die stabile Seitenlage. Als Prüfer sind die Kreisbrandmeister und der Kreisbrandinspektor gekommen. Auch für sie ist es Neuland. Sie haben ein Lächeln und Staunen im Gesicht. Und loben anschließend den Ehrgeiz, den so mancher Jugendfeuerwehrler in der Ausbildung manchmal missen lasse.
Ab zwölf Jahren geht es zur Jugendfeuerwehr
In der Kinderfeuerwehr wird bis zwölf Jahre spielerisch gelernt. Dann schließt sich ab zwölf Jahren die Jugendfeuerwehr an, in der die Ausbildung mit sehr viel mehr Leistung, Drill und Fähigkeiten verbunden ist. Ab 16 dürfen Jugendliche zu Einsätzen mitfahren, ab 18 sind sie nach dem Ablegen der entsprechenden Lehrgänge vollwertige Feuerwehrmänner und -frauen.
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Lob und Anstecknadel für Prüflinge
Nach einer Stunde haben sie es geschafft, die 27 Parksteiner Kinder bekommen die "Kinderflamme" als Anstecknadel, Urkunden, aber auch Playmobilfiguren, Gummibärchen und Turnbeutel als Belohnung. Und jede Menge Lob natürlich.
Trotz Corona: Kinderfeuerwehren werden immer mehr
Kinderfeuerwehren gibt es immer mehr in Bayern, auch in der Corona-Zeit ging der Trend weiter nach oben, bestätigt Julia Wolfram. Einerseits sei das Interesse der Kinder ungebrochen, aber auch die Konkurrenz der Feuerwehren zu anderen Vereinen und Hobbys stark. Gesichert ist der Nachwuchs für die meisten ehrenamtlichen Feuerwehren auf dem Land mit den Kinderfeuerwehren dennoch nicht. Obwohl sie sich deren Wissensvermittlung oft viel kosten lassen. In Weiden aber zeigt die Frühförderung zum Beispiel bereits Früchte, sagt Julia Wolfrum. Zehn Jugendliche seien nun von der Kinderfeuerwehr in die Jugendfeuerwehr gewechselt.
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