Ein Arzt untersucht in einer Kinderklinik in Stuttgart ein Kind.
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Kinderkrankenhäuser: Lage leicht verbessert und dennoch prekär

Kinderkrankenhäuser: Lage leicht verbessert und dennoch prekär

Bayerns Kinderkliniken waren vor Weihnachten am absoluten Limit. Das lag vor allem an Infektionen mit dem RS-Virus. Nun sind die Kinderkliniken aus den Schlagzeilen verschwunden. Doch die Lage ist nur in Teilen besser.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In den Wochen vor Weihnachten hieß es in allen Kinderkliniken in Deutschland: Land unter. Zu viele Kinder litten an Virusinfektionen wie dem RS-Virus und mussten stationär behandelt werden. Das Problem daran: In keinem anderen Medizinbereich wurde über Jahre so viel eingespart wie im Bereich der Kindermedizin. Die Folge: Viele Kinder, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, lagen auf den Gängen.

Das erste freie Bett seit November

So schlimm sieht es derzeit im Haunerschen Kinderkrankenhaus in München nicht mehr aus, und so wirkt auch Prof. Florian Hoffmann entspannt. Für den Leiter der Intensivstation gab es diese Woche sogar einen kleinen Grund zum Feiern, denn zum ersten Mal seit November konnte er der Rettungsleitstelle München ein freies Bett auf seiner Intensivstation anbieten.

In den Wochen vor Weihnachten sah das anders aus, so Notfallmediziner Hoffmann. So sei die Intensivstation regelmäßig überbelegt gewesen. Oft habe der Rettungsdienst angerufen und zwangsbelegt. Jetzt seien sie bei einer "nur" 90-prozentigen Belegung, "und wir empfinden diese 90 Prozent schon als eine totale Erholung", so Hoffmann.

RSV ebbt ab: Entspannung bayernweit spürbar

Auch für den Rest Bayerns gibt der Notfallmediziner Hoffmann, der auch zweiter Vorsitzender der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist, zumindest eine kleine Entwarnung. Nach seinen Worten ist die Infektionswelle vor allem mit dem RS-Virus über Weihnachten und Silvester deutlich zurückgegangen. Damit ist auch die Belastung für die Kinderkliniken gesunken.

300 Millionen Euro für Kinderkliniken: Tropfen auf den heißen Stein

Allerdings, so Hoffmann, sei man nun in der Situation, in der man schon seit Langem sei. Zwar liegen die Kinder nicht mehr auf dem Gang, dennoch fahre man am Limit. Das sei nicht nur in München ein Problem. Eine DIVI-Umfrage im Dezember belege, so Hoffmann, dass nur zwei Drittel aller Betten in Kinderkrankenhäusern mit Patienten belegt werden könnten. Daran änderten auch die nun versprochenen 300 Millionen Euro nichts, die der Bund für dieses und nächstes Jahr den Kinderkrankenhäusern in Deutschland bereitstellen wolle.

Kindermedizin wurde im letzten Jahrzehnt massiv gekürzt

Das sieht auch der Chef der Haunerschen Kinderklinik in München, Prof. Christoph Klein, so. In den vergangenen zehn Jahren seien in keinem medizinischen Bereich mehr Kürzungen vorgenommen worden als in der Kindermedizin, so Klein. Stattdessen habe man Bereiche belohnt, die personalarm, technikintensiv und gut standardisierbar seien. Die Kindermedizin ist das krasse Gegenteil davon. "Einen Dreijährigen können sie nicht durch das System takten", sagt Klein.

Personal fehlt - ganze Stationen geschlossen

Selbst wenn nun in den nächsten zwei Jahren jeweils 300 Millionen Euro in die Versorgung kranker Kinder fließen sollten, so sei das Problem damit noch nicht gelöst. Laut Klein steht in der Haunerschen jedes dritte Bett leer. Ganze Stationen befinden sich im Dornröschenschlaf. Der Grund: Es fehlt an Personal, um diese Betten zu betreiben, und das könne man nicht einfach ersetzen, so Klein.

Jede kleine Viruswelle bringt System an seine Grenzen

Auch für Divi-Sprecher Hoffmann sind die jetzt versprochenen Leistungen vonseiten des Bundes keine Lösung. In ganz Deutschland sei der Mangel an Pflegekräften, aber auch Ärzten in der Kindermedizin so massiv, dass er trotz der gerade überstandenen RS-Viruswelle keine Entwarnung geben will, denn eigentlich geht um diese Jahreszeit die Influenzasaison erst so richtig los.

All das habe man zwar schon die Jahre zuvor gehabt, das sei also nichts Neues, sagt Hoffmann. "Trotz allem fürchten wir uns davor, denn das System ist immer an der Auslastungsgrenze von 100 Prozent. Und das bedeutet eben, dass jede kleine Infektionswelle zu einer dramatischen Überlastung des Systems führt."

Ob sich das nun ändert? Auf diese Frage beginnt der Klinikchef der Haunerschen zu lächeln und zitiert Nelson Mandela, "Es gibt keine klarere Offenbarung der Seele einer Gesellschaft, als die Art und Weise, wie sie mit ihren Kindern umgeht." Klein glaubt, dass es vor diesem Hintergrund um die deutsche Seele nicht zum allerbesten gestellt sei. Dennoch sei er unerschütterlicher Optimist.

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