Aufgrund der aktuellen Hitze sind Dachwohnungen in Bayern derzeit vielleicht weniger hoch im Kurs – sie aber fühlen sich in geräumigen Dachrinnen pudelwohl: Fledermäuse. Im Landkreis Main-Spessart hat das "Büro für Faunistik und Umweltbildung" aus Haßfurt nun einen Bericht zu ihrem Bestand in Gotteshäusern vorgelegt.
Die Gutachter hatten im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in Karlstadt über 50 Kirchen im Landkreis auf das Vorkommen von Fledermäusen und Vögeln überprüft. In 44 Gotteshäusern haben sie daraufhin eine Fledermaus-Besiedelung nachgewiesen. Es wurden unter anderem die Arten Großes Mausohr, Bartfledermaus und Graues Langohr gefunden.
Fledermäuse lieben Dachinnenräume für die Aufzucht
In Bayern sind viele Fledermausarten vom Aussterben bedroht. Für das stark gefährdete Graue Langohr hat der Freistaat Bayern kürzlich ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen. Erfreulicherweise konnten vier kleine Kolonien dieser typischen "Dorffledermaus" entdeckt werden.
Fledermäuse nutzen die Dachinnenräume von Kirchen für die Wochenstuben zur Aufzucht ihrer Jungen. Im Landkreis Main-Spessart waren die meisten Gotteshäuser bislang noch nicht auf das Vorkommen dieser gesetzlich geschützten Arten untersucht worden. In elf Kirchen wurden außerdem brütende Vogelarten wie Turmfalke, Schleiereule, Mauersegler und Hausrotschwanz entdeckt.
- Zum Artikel: Fledermaus gefunden - was tun?
Anstrahlen der Kirchenfassade schreckt Fledermäuse ab
Doch häufig waren in den untersuchten Kirchen die Ein-und Ausflugsmöglichkeiten verschlossen, sodass Fledermäuse und Vögel nur schwer oder gar nicht Zugang finden konnten. Auch das nächtliche Anstrahlen der Fassade mit Scheinwerfern vertreibt die nützlichen Insektenfresser, die auf ein Leben in der Dunkelheit angepasst sind.
Die Untersuchung habe gezeigt, wie groß die Bedeutung von Kirchen als Lebensstätten für Fledermäuse und Vögel ist – und wie groß bisher das Wissensdefizit in diesem Bereich war, teilt das Landratsamt mit.
Naturschutzbehörden sollen nun Maßnahmen zum Schutz der Fledermäuse umsetzen
Die Naturschutzbehörden sollen nun mit dem neuen Wissen über die Verbreitung der Arten gezielte Hilfsmaßnahmen umsetzen. So können beispielsweise Ein- und Ausflugsmöglichkeiten an Kirchen verbessert oder Reinigungsaktionen sowie Öffentlichkeitsveranstaltungen organisiert werden. Beobachtungen von Fledermausvorkommen werden auch weiterhin erfasst.
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