Eine Probe der Passionsspiele in Sömmersdorf 2018.
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Streit um Passionsspiele Sömmersdorf: Mediation auf der Kippe

Streit um Passionsspiele Sömmersdorf: Mediation auf der Kippe

Anwohner der Passionsspielbühne Sömmersdorf stören sich am Lärm der dortigen Events – vor allem abseits der eigentlichen Fränkischen Passionsspiele. Sie klagten. Eine Mediation sollte einen Prozess abwenden. War das Bemühen vergeblich?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die Anwohner am Passionsspielort Sömmersdorf im Landkreis Schweinfurt, die wegen zu hoher Lärmbeeinträchtigungen geklagt hatten, haben das Mediationsverfahren in dem Streit abgebrochen. Das sagte der Sprecher der Kläger, Klaus Markert, auf Anfrage von BR24. Norbert Mergenthal vom Vorstand des Passionsspielvereins bedauert das und sagt: "Wir möchten gerne das Mediationsverfahren fortsetzen." Was ist passiert?

Kompromiss ausgeschlagen?

Kläger-Sprecher Markert erklärt: Die Kläger hätten das Mediationsverfahren abgebrochen, weil sie kein Entgegenkommen des Passionsspielvereins gesehen hätten. Auf einen angebotenen Kompromiss sei der Passionsspielverein nicht eingegangen.

Dieser Kompromiss hätte beinhaltet, dass die Kläger den Proben und Aufführungen der Passionsspiele generell zustimmen. Diese bestehen laut Markert neben den 16 Veranstaltungen auch aus über 40 bis zu acht Stunden langen Proben. Veranstaltungen darüber hinaus auf der Passionsspielbühne wollen die Kläger dagegen nicht mehr.

Mehr als nur Passionsspielbühne

Die Passionsspiele finden alle etwa fünf Jahre statt, das nächste Mal 2024. Zuletzt bemühte sich der Verein in den Nicht-Passionsspiel-Jahren, jeweils ein eigenes Stück wie beispielsweise "Robin Hood" oder "Don Camillo und das rothaarige Mädchen" auf die Bühne zu bringen. Nachdem 2018 der gesamte Zuschauerraum und die bisherige Überdachung für mehrere Millionen Euro erneuert worden waren, hatte der Passionsspielverein dort auch Konzerte veranstaltet.

Die Kläger empfinden diese vielen Veranstaltungen und die After-Show-Feiern, die teils in den frühen Morgen gehen würden, als sehr laut. Im März 2022 reichten sie Klage ein. Die Kläger sähen sich "unzumutbarer Lärmbelästigung" ausgesetzt, hieß es Anfang Februar vom Verwaltungsgericht. Die Anwohner wollten erreichen, dass sich das Landratsamt Schweinfurt um Maßnahmen gegen Lärmbeeinträchtigungen kümmert. Das Gericht schlug ein Mediationsverfahren vor, das wurde begonnen - und jetzt eben abgebrochen.

Mediation noch nicht offiziell beendet

An dem Mediationsverfahren sind neben den Klägern und dem Passionsspielverein noch das Landratsamt Schweinfurt und die Gemeinde Euerbach beteiligt. Das Landratsamt schreibt auf Anfrage von BR24: Das Verfahren der Mediation sei formal noch nicht beendet worden; wegen einer Verschwiegenheitsverpflichtung dürfe man sich nicht über den Ablauf der Mediation äußern.

Bis zum 16. November können beim Verwaltungsgericht noch Stellungnahmen abgegeben werden. "Vorbehaltlich der Stellungnahme könnte dann ab 17. November 2023 über Fortgang oder Beendigung der Mediation entschieden werden", heißt es vom Verwaltungsgericht Würzburg. Letztlich könnte es dann zu einem Gerichtsbeschluss kommen.

Vorgaben für Traditionsveranstaltungen

Laut Landratsamt gilt grundsätzlich: "Bei Traditionsveranstaltungen, wie zum Beispiel Passionsspielen oder Kirchweih, handelt es sich um seltene Veranstaltungen mit hoher Standortgebundenheit oder sozialer Adäquanz und Akzeptanz. Die Anzahl der Tage mit seltenen Veranstaltungen (...) soll (...) 18 pro Kalenderjahr nicht überschreiten. Zuständig für die Gestattung der Traditionsveranstaltungen ist die Gemeinde Euerbach." Auf seiner Internetseite bewirbt der Passionsspielverein für 2024 genau 18 Passionsspiel-Vorstellungstermine für jeweils bis zu 1.995 Zuschauer.

Immaterielles Weltkulturerbe

Die Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf finden nach einer ersten Aufführung 1933 seit den 1950er-Jahren etwa alle fünf Jahre als Laienschauspiel mit professioneller Regie statt. Ein Großteil der etwa 700 Einwohner spielt mit. Im Juni 2020 wurden die Passionsspiele auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Bayern aufgenommen.

Bei den vergangenen 17. "Fränkischen Passionsspielen Sömmersdorf" 2018 besuchten rund 35.000 Menschen die 18 Vorstellungen. Der Vorsitzende des Vereins "Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf" Norbert Mergenthal sagte Anfang Februar auf Anfrage von BR24, dass – auch angesichts der Klage – für 2023 keine zusätzlichen Veranstaltungen geplant seien.

Anmerkung der Redaktion: In der früheren Überschrift war von einer Klage gegen die Passionsspiele die Rede. Das war irreführend, weil nicht direkt gegen die Passionsspiele geklagt wird, sondern gegen Lärmbeeinträchtigungen außerhalb der eigentlichen Passionsspiele. Wir haben daher eine Anpassung vorgenommen.

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