Eine Frau stellt ein Medikament in einem Labor her.
Bildrechte: BR/Harald Mitterer
Audiobeitrag

Die Apotheke des Landshuter Klinikums stellt Arzneien selbst her.

Audiobeitrag
>

Klinikum Landshut stellt wichtige Medikamente selbst her

Klinikum Landshut stellt wichtige Medikamente selbst her

Wegen Lieferengpässen sind zahlreiche Medikamente vor allem für Kinder in deutschen Apotheken kaum erhältlich, wie zum Beispiel Fieberzäpfchen oder Paracetamol-Saft. Die Apotheke am Klinikum Landshut fertigt diese jetzt wieder in Handarbeit.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Rund um Weihnachten sind viele Kinder mit Infektionen ins Landshuter Klinikum gekommen. Es fehlten jedoch Medikamente mit Ibuprofen- und Paracetamol-Zubereitungen, erzählt der Direktor der Klinikapotheke, Dr. Mario Karger, im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Seitdem werden diese - eigentlich gängigen - Medikamente, die derzeit auf dem Markt kaum zu haben sind, in den Laboren der Apotheke im Klinikum Landshut wieder per Hand gefertigt.

"Inzwischen merken wir auch, dass bestimmte Antibiotikasäfte eng werden und nicht mehr in ausreichender Menge geliefert werden. Wir mussten schnell eine Lösung finden." Dr. Mario Karger, Direktor der Klinikapotheke in Landshut.
  • Zum Artikel: "Medikamentenmangel - Das raten Apotheker und Ärzte"

Medikamente wieder selbst herstellen

Die Lösung ist, alle diese Medikamente in der klinikeigenen Apotheke wieder selbst herzustellen. In den vergangenen Wochen haben die Pharmazeuten im Keller des Klinikums Tausende Zäpfchen gegen Fieber sowie Ibuprofen-Saft in Handarbeit hergestellt.

Doch auch bei der handwerklichen Fertigstellung mangelt es teilweise schon an Zutaten. "Eigentlich habe wir in dem selbst gemachten Ibuprofen-Saft so ein Himbeer-Aroma drin, weil das Ibuprofen halt sehr bitter schmeckt. Jetzt sind wir auf Bananenaromen umgestiegen. Ist aber momentan auch schwer, das zu bekommen", sagt Pharmazeutin Dr. Dagmar Reithmeier-Rost.

Apotheke im Klinikum hat Erfahrung

Die Apotheke am Klinikum Landshut hat nie aufgehhört, selbst Medikamente in den eigenen Laboren im Untergeschoss des Klinikums Landshut herzustellen, zum Beispiel hochspezialisierte Medikamente für Krebspatienten. Dieses immer weiterentwickelte Knowhow kommt der Apotheke jetzt angesichts der Lieferengpässe auch ganz gängiger Arzneimittel wieder zugute.

Medikamente auch für das Kinderkrankenhaus

Dank der selbst hergestellten Medikamente können die leeren Schubläden der Klinikapotheke wieder aufgefüllt werden. Darüber hinaus wird auch die Kinderklinik Landshut mit handgemachten Medikamenten beliefert.

Täglich liefert die Apotheke des Klinikums Landshut selbst gemachte Medikamente an das Kinderkrankenhaus. Kinder, Eltern und Ärzte dort sind erleichtert: "Wir erfahren von den Eltern, dass Säfte wie Paracetamol oder Ibuprofen, aber auch verschiedene Antibiotika, zum Teil nicht lieferbar sind", sagt Oberarzt Dr. Sebastian Riedhammer dem BR. "Deshalb sind wir sehr froh, dass wir vom Klinikum Landshut mit diesen dort selbst gefertigten Medikamenten versorgt werden."

Allein im Dezember hat das Apotheken-Team am Klinikum für die kleinsten Patienten über 1.600 Fieberzäpfchen und 8.700 Milliliter Ibuprofen-Fiebersaft produziert. Jetzt läuft die Produktion eines Breitband-Antibiotikums als Saft an. Eine Rohstoffprüfung vorab und eine Nachkontrolle des fertigen Mittels gehört bei jedem Prozess dazu.

"Die Eigenherstellung ist aufwendig und arbeitsintensiv. Das ist echte Handarbeit." Dr. Mario Karger

Ziel sei es jedoch, dass der Arzneimittelmangel die Patienten nicht erreiche. "Dafür nehmen wir den Aufwand gerne in Kauf." Geliefert werden diese Medikamente vorwiegend an das Kinderkrankenhaus, ein Privatverkauf ist für die Krankenhausapotheke nicht möglich.

Lange Liste bei fehlenden Medikamenten

Insgesamt listet Dr. Mario Karger rund 200 klinikrelevante Arzneimittel auf, die sich derzeit im Engpass befinden. Durch geschickte Logistik wie mehrere Lieferquellen und kürzere Bestellintervalle sowie dem Einsatz von Wirkstoff-Alternativen lasse sich zwar viel ausgleichen. Aber irgendwann, so der Pharmazeut, stoßen die Apotheken an die Grenzen des Machbaren.

  • Zum Artikel: "Kein Fiebersaft, keine Antibiotika - Kinderärzte schlagen Alarm"

Produktion in Deutschland wünschenswert

Damit Lieferengpässe bei Medikamenten kein Dauerzustand werden, fordert Karger schnelles Handeln. Vor allem bei so genannten Generika- also Nachahmerprodukten: "Wir dürfen diese Medikamente - gerade was Kinder betrifft - nicht so stark reglementieren, durch Rabattverträge und Festpreise. Wir müssen es attraktiv halten, dass mehrere Hersteller das noch produzieren können und wollen."

Zudem sollte die Arzneimittelproduktion, die fast nur noch im asiatischen Raum stattfindet, auch wieder teilweise nach Deutschland oder zumindest nach Europa zurückgeholt werden, so der Experte. Um die Risiken weiterer Lieferengpässe bei Medikamenten zu verringern.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!