Menschen besichtigen kurz vor einer Versteigerung verschiedene Gegenstände auf Tischen.
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Einmal im Jahr lädt die Deutsche Bahn in Nürnberg zur Fundsachenversteigerung ein. Der Termin ist ein Muss für Schnäppchenjäger.

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Kurioses im Koffer – Deutsche Bahn versteigert Fundsachen

Kurioses im Koffer – Deutsche Bahn versteigert Fundsachen

Die Veranstaltung ist jedes Jahr schnell ausverkauft. Wenn die Deutsche Bahn zur Fundsachenversteigerung nach Nürnberg lädt, lassen sich Schnäppchenjäger nicht lange bitten. Tatsächlich findet sich so manches Einzelstück zum besten Preis.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Für den vierjährigen Luis ist es die erste Versteigerung im Leben. Schon bei der Vorbesichtigung der rund 200 ausgestellten Objekte ist für den Kleinen sofort klar, was er gern haben möchte: Ein blaugrüner Kunststoff-Kipplaster soll es sein. Mit orangefarbenem Begleitbagger. Dass er den nicht gleich kaufen kann, ist neu für Luis. So aber sind die Regeln bei der Fundsachenversteigerung im DB Museum Nürnberg. Wer am meisten bietet, bekommt den Zuschlag. Luis lässt seinen anvisierten Laster nicht aus den Augen. Dabei bietet bereits die Vorbesichtigung des "Vergessenen" so viel mehr.

250.000 Objekte pro Jahr vergessen

Ägyptische Modellschiffsgaleeren, nagelneue Markenturnschuhe, Schifferklaviere, Winterjacken, goldene Parfümflacons und fast schon obligatorisch: jede Menge Handys, Tablets, Spiegelreflexkameras und Laptops. Sogar mehrere Fahrräder sind wieder mit dabei. Es ist schon erstaunlich, was Menschen alles in Zügen und Bahnhöfen der Deutschen Bahn vergessen, aber alles andere als selten. Bundesweit verlieren Reisende jährlich dort rund 250.000 Gegenstände. Etwa die Hälfte davon wird wieder abgeholt, der Rest landet unter anderem nach drei Monaten hier unter dem Hammer. Darunter auch 45 Koffer. Zum Teil sind diese hochwertig und leer, zum Teil sind sie auch mit vom DB-Team zu Überraschungspaketen geschnürt.

Keine bösen Überraschungen

Einen vorher tatsächlich nicht geöffneten Koffer könne man nicht versteigern, betont DB-Auktionator Khalid Ouaaki. Wer wolle für sein Geld z.B. schon verschwitzte Sportkleidung oder alte Unterwäsche erhalten. Das Versteigerungs-Team habe wertige Pakte zusammengestellt. Da sei für jeden etwas dabei.

"Wir hatten auch schon Bein-Prothesen, Rollstühle und jede Menge Designer-Klamotten!" Khalid Ouaaki, DB-Auktionator

Nur Bares ist Wahres

Die Neugier treibt einen Mann aus Ingolstadt. 84 Euro zahlt er bar vor Ort für einen kleinen, schwarzen Koffer. Fernglas, Krawatten, Herrenparfüm, Autoschrauber-Set und jede Menge neuwertiger Kleidung kommen beim Auspacken zum Vorschein. Das habe sich schon gelohnt, aber er müsse sein ersteigertes Objekt erstmal in Ruhe analysieren. Sein Sitznachbar ergattert eine Tasche mit 14 Paar Badelatschen für 41 Euro. Es folgt ein Dutzend ungeöffneter Damendüfte, Klangschalen, Retro-Cowboystiefel und dazwischen immer wieder der ein oder andere Koffer. Vor allem kleine, rollende Aluminiumkoffer mit lebenslanger Garantie eines Kölner Herstellers sind begehrt. Die Preise gehen schnell über 500 Euro. Die Hälfte im Vergleich zum Neupreis lässt sich damit immer noch sparen.

26.000 Euro Erlös

Nach einer Stunde des Ausharrens kommt endlich auch für den kleinen Luis der entscheidende Moment. Sein Kipplaster wird auf der Bühne feilgeboten. Luis hat nur einen erwachsenen Konkurrenten. Der aber hat wenig Chancen. Auktionator Khalid Ouaaki fackelt nicht lange und gibt Luis Mama mit dem ersten Gebot von fünf Euro sofort den Zuschlag. Der Saal tobt und goutiert diese Entscheidung mit tosendem Applaus. Luis ist glücklich und im Besitz eines noch unbespielten Kipplaster. Glück an diesem Tag hat auch das Nürnberger DB Museum. Alle vergessenen Artikel haben einen neuen Besitzer gefunden. Gesamterlös rund 26.000 Euro. Der wird vorerst für drei Jahre auf einem "Deutsche Bahn-Konto" hinterlegt. Wer weiß, vielleicht meldet sich ja doch noch der ein oder andere eigentliche Besitzer.

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