Hilfe ist jederzeit ganz nah, auch wenn sie für viele nicht gleich sichtbar ist. Gunthard Goresch, Leiter der Notaufnahme der Lakumed-Klinik in Landshut-Achdorf, zum Beispiel ist selbst Darsteller und als Knecht verkleidet. Der 43-Jährige ist nicht der einzige Mediziner unter den Kostümierten. "Wenn ich selbst einen Herzinfarkt haben wollen würde, dann würde ich ihn da haben wollen", sagt er und meint es ernst. Denn so schnell wie auf der Landshuter Hochzeit sei Hilfe selten da.
Stadt Landshut hat Rettungswagen aufgestockt
In vielen nicht-einsehbaren Stationen stehen voll ausgestattete Rettungswagen. Verunglückte können nach den Worten des Notfallmediziners "ratzfatz" versorgt werden. Die Stadt Landshut hat zusätzlich zum ohnehin bestellten öffentlich-rechtlichen Notfalldienst, den es immer gibt, Krankentransportwagen, Rettungswagen und Gerätewagen bestellt. Im Jahr 2017 mussten die Retter zweimal Wiederbelebungen durchführen, erzählt Volker Andorfer vom Bayerischen Roten Kreuz, beides waren Herzinfarkte. "Ein Glücksfall, dass es auf der Landshuter Hochzeit passiert ist, weil die Einsatzkräfte mit dem notwendigen Equipment gleich vor Ort waren."
Rettungsdienste und Krankenhäuser arbeiten zusammen
Neben dem medizinischen Personal unter den Kostümierten sind über die ganze Zeit der Landshuter Hochzeit hinweg etwa 800 Hilfspositionen eingeteilt, rechnet Andorfer vor. Er koordiniert als Kreisbereitschaftsleiter die ehrenamtlichen Sanitäterinnen und Sanitäter, auch die der Malteser und Johanniter. Ausdrücklich begrüßen alle die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen und der Kliniken für die rund 2.500 Mitwirkenden und Hunderttausenden Zuschauerinnen und Zuschauer.
Am häufigsten werden Kreislaufprobleme behandelt
Obwohl der Herzinfarkt auch vorkommt, werden die Sanitäterinnen und Sanitäter meist für kleinere Einsätze gerufen. In vielen Fällen handelt es sich um Kreislaufprobleme. Deshalb rät Rainer Zollitsch von den Maltesern Niederaichbach, wenn jemand stundenlang in der Sonne auf den Umzug wartet, um sich einen guten Platz zu sichern: Viel trinken, kein Alkohol und einen Hut aufsetzen.
Auch unter den Kostümierten sind Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger.
Wetter eher Auslöser für mehr Notfälle als Großveranstaltung
Auch das Klinikum Landshut sieht sich gut vorbereitet. Der Leiter der Notaufnahme, Oliver Zorn, erwartet trotz Zehntausender Besucher an jedem der Wochenenden der Landshuter Hochzeit nicht viel mehr Betrieb in der Notaufnahme. 42.000 Patientinnen und Patienten werden im Jahr behandelt – die Zahl steigt vor allem bei gutem Wetter, unabhängig von Großereignissen, sagt er, "da sind einfach mehr Leute unterwegs, deshalb passiert auch mehr".
Alarmpläne für sogenanntes Großschadensereignis
Kliniken und Rettungsdienste haben sich auch zusammengeschlossen und vorab Alarmpläne für ein sogenanntes Großschadensereignis ausgearbeitet, also für den Fall, dass viele Menschen gleichzeitig verletzt würden und versorgt werden müssten. Das könnte bei einem plötzlich durchziehenden Unwetter passieren, wenn Pferde durchgehen oder eine Massenpanik ausbricht so wie 2010 auf der Duisburger Loveparade. Bei der Landshuter Hochzeit, deren Charakter eher ein Familienfest zum Zuschauen ist, kam das noch nie vor. Trotzdem sind Notfallwagen frisch gepackt, die Alarmpläne erstellt und getestet, Dienstpläne gefüllt und Telefonlisten aktualisiert.
Personalmangel? Nicht bei der Landshuter Hochzeit
Sowohl das Klinikum Landshut also auch die Lakumed Klinik Landshut-Achdorf haben bestätigt, dass es kein Problem war, die Dienstpläne im Zeitraum der Landshuter Hochzeit zu füllen. Die Rettungsdienste konnten nach eigenen Angaben genügend ehrenamtliche Einsatzkräfte organisieren.
Historischer Eindruck soll gewahrt bleiben
Der Verein hinter der Landshuter Hochzeit, "Die Förderer", legt großen Wert auf historische Korrektheit. Nicht zuletzt, weil die Veranstaltung zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands zählt. Ein Arzt im Kostüm mit Brille oder Zahnspange ist deshalb nicht denkbar. Die medizinischen Geräte, die zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel ein EKG, sind deshalb in den nicht-einsehbaren Bereichen stationiert. Weder die Darstellerinnen und Darsteller noch Zuschauerinnen und Zuschauer wollten schließlich von einem Bader behandelt werden, so Notfallmediziner Zorn, sondern vernünftig versorgt werden.
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