Der Gastronom Johannes Rabl und Nationalspieler Manuel Neuer haben ein ausführliches Konzept vorgelegt, wie sie das seit acht Jahren leerstehende und verfallende Forsthaus Valepp in der Nähe des oberbayerischen Spitzingsees wieder zum Leben erwecken wollen. Laut Rabl geht es um ein bodenständiges Berggasthaus, mit dem klassischen Angebot für Wanderer, Naturliebhaber und Sportler.
Gegen die Pläne wurde eine Petition im Bayerischen Landtag eingereicht - über die der zuständige Ausschuss jetzt entscheiden will. Möglicherweise werden die Abgeordneten gleichzeitig auch über die Hauptsache in diesem Verfahren abstimmen, nämlich ob die Valepp im sogenannten Erbbaurecht an das Investoren-Duo gehen soll. So haben es die Bayerischen Staatsforsten als Verwalter des berühmten Gasthauses vorgeschlagen.
Rabl und Neuer versprechen weniger Autoverkehr
Die Investoren haben auch eine Verkehrsplanung präsentiert, die die Staatsforsten überzeugt hat, die richtigen Bewerber gefunden zu haben. Wie Jörg Meyer, Leiter des zuständigen Forstbetriebs Schliersee, dem BR-Studio Rosenheim sagte, werde dieses Konzept zu weniger Autoverkehr in die Valepp führen. Man setze eindeutig auf Radler und E-Biker.
Von einer Öffnung der für privaten Pkw-Verkehr gesperrten Straße vom Spitzingsee entlang der Valepp sei keine Rede. Die werde es auf keinen Fall geben, so Meyer. Entsprechende Befürchtungen der Petenten hätten keine Grundlage.
Petition gegen "Nobelrestaurant" in den Bergen
Gegen die Vergabepläne der Bayerischen Staatsforsten hat der "Verein zum Schutz der Bergwelt" eine Petition an den Landtag gerichtet, der sich auch der Bund Naturschutz Bayern und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege angeschlossen haben. Die Verbände befürchten, dass in der Valepp ein "Nobelrestaurant für exklusives Publikum" entstehen könnte.
Sie äußern auch Kritik an den Staatsforsten, die verpflichtet seien, das Baudenkmal Forsthaus zu erhalten und zu pflegen. Die Behörde habe es jedoch "fahrlässig" verfallen lassen, so die Petenten. Ihr Verdacht: "Die Staatsforsten wollen sich nunmehr ihrer Verantwortung zum Erhalt und Renovierung dieses Baudenkmals entledigen, indem es in 99-jähriger Erbpacht an private Investoren abgegeben werden soll."
Valepp soll einfache, regionaltypische Einkehr bleiben
Der Staatsbetrieb solle seiner Verpflichtung nachkommen und das Gebäude mit eigenen Mitteln renovieren. Außerdem fordern die Verbände, dass die Valepp eine "einfache, regionaltypische Einkehr für Wanderer und Biker in bester bayerischer Tradition" bleiben müsse.
Die Umweltschützer und Heimatpfleger bringen in ihrer Petition den Verein Kulturerbe Bayern als möglichen Träger des 180 Jahre alten Staatsbesitzes ins Spiel. Bei einem Ortstermin im April hatte sich der Vorsitzende des Vereins, Johann Böhm (CSU), der ehemalige Landtagspräsident, selbst ein Bild vom Zustand des Gebäudes gemacht - und lange mit Rabl und Neuer über ihre Pläne gesprochen.
Böhm sagte dem BR-Studio Rosenheim, er müsse mit seinem Team prüfen, ob der Verein in der Lage sei, die erheblichen Summen zu stemmen, die für die Renovierung notwendig seien. Möglich sei auch das Einbringen von Expertise von Seiten des "Kulturerbes".
Vier Millionen Euro für den Neustart
Rabl und Neuer wollen vier Millionen Euro investieren, um das Forsthaus wieder herzurichten. Der Gemeinderat von Schliersee hatte kürzlich die geplanten Neu- und Umbauten genehmigt. Eine beträchtliche Investition, so Rabl zum BR, die er und sein Geschäftspartner angesichts umfassender Teuerungen nun so rasch wie möglich tätigen wollten.
Der Gastronom betreibt am Tegernsee zwei namhafte Hotels und Restaurants. Erfahrungen hat er weltweit gesammelt, auch als Manager eines Resorts auf den Malediven. Was will so ein Mann mit einem altbairischen Berggasthof? Gerade die Geschichte dieses Ortes reize ihn, so Rabl. "Die Valepp war immer ein Platz, wo jeder willkommen war, und so soll es auch bleiben." Deswegen werde die Küche auch traditionelle Kost anbieten, frisch und regional sei die Parole, gerne auch Wildbret von den Jägern in der Umgebung und Brot aus dem eigenen Ofen.
Kein Torwart am Schanktisch
Die Idee für das Projekt sei während einer gemeinsamen Radltour mit Manuel Neuer vom Spitzingsee in die Valepp entstanden, erzählt Rabl. Neuer fühle sich mittlerweile tief verbunden mit seiner neuen Heimat, er wolle "etwas zurückgeben" mit dem Projekt Forsthaus. Am Schanktisch werde der Torwart nicht stehen - aber er bringe viele Ideen ein, gestalte die Pläne für Neubauten und Renovierungen mit.
Spannender Tag für alle Valepp-Fans
Das Forsthaus gehört über die Staatsforsten dem Freistaat, deswegen entscheidet nun das Parlament. Wird die Petition der Umweltverbände angenommen, wäre das wohl das Aus für das Duo Rabl-Neuer. Stimmen die Abgeordneten gegen die Petition, dann dürfte der Weg für die beiden frei sein. Denkbar ist auch ein Kompromiss: Die Stiftung Kulturerbe Bayern könnte gebeten werden, als Berater und Aufpasser die Wiederbelegung des berühmten Wirtshauses zu begleiten.
Wie das BR-Studio Rosenheim erfahren hat, wird der Haushaltsausschuss sehr wahrscheinlich auch die Hauptsache klären: die Vergabe im sogenannten Erbbaurecht an den berühmten Fußball-Star und den namhaften Gastronomen vom Tegernsee. Erbbaurecht bedeutet, dass der Erwerber die vorhandenen Gebäude nutzen und neue errichten darf, so sieht es das Gesetz vor. So ein Vertrag wird für mindestens 40 und höchsten 99 Jahre geschlossen. Eigentümer bliebe der Freistaat Bayern.
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