Erst vor einer Woche wurde das Coronavirus bei einem Bewohner des AWO-Seniorenheims in Langenzenn (Lkr. Fürth) nachgewiesen. Inzwischen ist fast die Hälfte der 113 Heimbewohner infiziert. Drei infizierte Bewohner seien inzwischen gestorben, sagte Geschäftsführer Robert Schneider dem BR. Alle drei hätten massive Vorerkrankungen gehabt. Insgesamt sei aktuell bei 47 Bewohnern eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen. Vom Personal hätten sich 16 Personen infiziert.
Infektion mit Corona verläuft rasant
Geschäftsführer Schneider rechnet damit, dass die Zahl der Infizierten schon bald steigt. Einige Testergebnisse lägen noch nicht vor, auch von Bewohnern und Pflegekräften, die Symptome einer Coronainfektion aufwiesen. "Wir laufen der Entwicklung immer hinterher", sagte Schneider im Gespräch mit dem BR.
Pflegekräfte müssen Corona-Abstriche selbst vornehmen
Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt bezeichnete der Geschäftsführer als schwierig. Es habe zunächst keine klaren Anweisungen gegeben, wie sich die Heimleitung verhalten solle. Abstriche für Coronatests müsse das Personal selbst nehmen und es anschließend ins Labor oder zum Gesundheitsamt bringen. Testergebnisse gebe es erst nach fünf bis sieben Tagen. In der Zeit hätten die Betroffenen das Virus bereits weitergegeben.
Trennung von infizierten und gesunden Bewohnern schwierig
Ein weiteres Problem: Nachweislich infizierte Bewohner lassen sich in dem Langenzenner Seniorenheim nur schwer voneinander trennen. In einem Heim mit einem offenen Konzept, in dem die Bewohner es gewöhnt seien, dass sie ihr Zimmer jederzeit verlassen und ihre Zeit miteinander verbringen können, sei eine Isolierung extrem schwierig, auch wenn das Heim dies derzeit versuche. "Wir können demente Bewohner aber nicht einfach fixieren oder im Zimmer einsperren", so Geschäftsführer Robert Schneider. Auch das bauliche Konzept des Heims lasse dies kaum zu. Derzeit seien das Erdgeschoss und die oberen Stockwerke voneinander getrennt.
Betrieb läuft nur dank Leiharbeitern
Im Moment läuft der Betrieb in dem Seniorenheim nur mit Unterstützung von zehn Leiharbeitern. Er hoffe, dass er bald die Genehmigung dafür bekomme, infiziertes, aber symptomfreies Personal zur Pflege infizierter Bewohner einsetzen zu können, so Schneider. Ansonsten sei der Betrieb nur schwer aufrechtzuerhalten. Aktuell gehe es einigen nachweislich infizierten Bewohnern sehr schlecht.
Pflegekräfte in Langenzenner Heim arbeiten am Limit
Ein Hausarzt aus Langenzenn hatte sich vergangene Woche darüber beklagt, dass das Personal im Heim nur unzureichend geschützt sei. Während er seine Patienten in Schutzausrüstung behandelte, hätten die Altenpflegerinnen nur einen Mundschutz zur Verfügung gehabt, schrieb der Internist Ralf Froschauer auf Facebook. Geschäftsführer Schneider räumte im Gespräch mit dem BR Kommunikationsprobleme ein. An dem Tag, an dem Dr. Froschauer im Heim gewesen sei, seien die Leih-Pflegekräfte das erste Mal im Einsatz gewesen. Inzwischen sei Schutzausrüstung nicht das größte Problem, sondern das fehlende Personal, so Schneider. Nach Informationen des BR arbeiten viele der Beschäftigten am Limit und sind extrem belastet.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!