Das Einsatzgebiet von Raphael Bender reicht hunderte Kilometer weit. Er ist seit 15 Jahren Notarzt in der Luftrettung. Um 7 Uhr morgens macht er sich gemeinsam mit der Crew des Helikopters "Christoph Murnau" bereit für den ersten Einsatz. Typische Rettungseinsätze sind für ihn aktuell Unfälle auf der Skipiste. Sein erster Einsatz führt den Helikopter allerdings zu einer Hausarzt-Praxis. Verdacht auf Herzinfarkt, jede Minute zählt. Die Wege auf dem Land sind weit, da kommt auch schon mal der Helikopter: "Je früher der Patient eine Durchblutung im Herzmuskel hat, desto weniger Herzmuskel geht bei dem Herzinfarkt verloren", erklärt Bender im Politikmagazin Kontrovers.
Lebensretter arbeiten unter ständigem Druck
Es ist ein Herzinfarkt. Der 82-Jährige wird schnellstmöglich in die Klinik gebracht. Er hat Glück: Drei Tage später wird er das Krankenhaus wieder verlassen können. Als Notarzt hat Raphael Bender häufig Patienten in akuter Lebensgefahr. Ein riesiger Druck für ihn und sein Team, dem er aber auch viel Positives abgewinnen kann: "Mit unserem Eintreffen hat der Patient einfach die Chance, dass es aufwärts geht. Wir können sinnvoll helfen mit unserer Ausbildung."
Ältere Patienten heute fitter, aber auch risikofreudiger
Zur gleichen Zeit in der Notaufnahme: Hier steht Unfallchirurgin Julia Greipel bereit, wenn Menschen mit Knochenbrüchen und Schlaganfällen schnellstmöglich Hilfe brauchen. Gerade bei den Skifahrern hat sich die Art und Schwere der Verletzungen verändert, sagt die Ärztin.
"Früher mit Pulverschnee waren es mehr Kreuzbandverletzungen. Jetzt kommen die Patienten mit schweren Frakturen, weil die planierten Pisten oft wie weißer Beton sind." Julia Greipel, Unfallchirurgin
Auch ihr nächster Patient hatte einen Skiunfall: Der ältere Herr trägt seinen Arm in der Schlinge. Er ist nicht mit Hubschrauber oder Rettungswagen gekommen, sondern selbst in die Klinik gelaufen. Der Unfall liegt schon zwei Tage zurück, mittlerweile sind die Schmerzen in seiner Schulter schlimm. Und tatsächlich: Die Schulter ist gebrochen. Mit etwas Glück heilt sie ohne Operation. Ein Standardfall, der für Julia Greipel belegt, wie sich die Patienten in der Notaufnahme in Murnau verändern: "Sie werden immer älter und sind deutlich aktiver, machen aber auch risikoreichere Sachen. Nur die Knochen, die machen das nicht so mit."
Häufige Einsätze bei Unfällen im Sport- und Freizeitbereich
Für Raphael Bender geht es an diesem Tag noch mehrere Male in die Luft. Ein 30-jähriger Skifahrer mit einer Unterschenkelfraktur muss von der Zugspitze ins Krankenhaus gebracht werden, allerdings nach Garmisch, nicht nach Murnau. Es ist das nächstgelegene Krankenhaus, gut ausgestattet für einfache Knochenbrüche und die Unfallklinik bleibt frei für besonders schwere Verletzungen, beispielsweise im Schädel- oder Wirbelsäulenbereich. So, wie beim nächsten Einsatz möglicherweise: Kollision zweier Skifahrer mit Rückenverletzung im Skigebiet Garmisch. Wieder hebt der Helikopter Christoph Murnau ab.
Zahl der Helikopter-Einsätze nimmt zu
Unfälle wie diese, im Freizeit- und Sportbereich und auch im Verkehr, sind die häufigsten Gründe für das Ausrücken der Luftrettung. Im vergangenen Jahr ist der Helikopter "Christoph Murnau" fast 1.300 Einsätze geflogen, das sind 12 Prozent mehr Einsätze als im Vorjahr. Obwohl die Einsätze insgesamt zunehmen, würde die Zahl an schweren Fällen nicht steigen, sagt Notarzt Raphael Bender.
"Wir werden zu mehr Einsätzen mit geringerer Schwere alarmiert. Der ambulante Sektor ist nicht mehr flächendeckend und rund um die Uhr erreichbar. Das merken der Rettungsdienst und die Notaufnahmen, dass der Patientenzustrom spätabends und an den Wochenenden größer ist. Und das bleibt auch bei uns in der Luftrettung nicht aus." Dr. Raphael Bender, Notarzt
Am Ende der Schicht zieht Unfallchirurgin Julia Greipel ihr Fazit: Es sei ein ganz klassischer Tag gewesen, mit ruhigen Phasen und dann gehe es eben zum Teil Schlag auf Schlag mit Knochenbrüchen und Schlaganfällen: "Man kann nicht planen. Es ist ein absolutes Notfallgeschäft." Luftretter Raphael Bender beschließt den Arbeitstag ähnlich: Klassische Einsätze, keine Katastrophen: "Wir haben allen Patienten helfen können und von daher muss man zufrieden sein. Wir sind gesund wieder heimgekommen, das ist die Hauptsache."
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