Um Organspender zu werden, muss man derzeit aktiv eine Zustimmung erteilen – durch einen Organspendeausweis oder nach dem Tod durch die Angehörigen. "Organspenden können Leben retten", betont Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).
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Organspende: Holetschek befürwortet Widerspruchslösung
Anlässlich des Tags der Organspende am Samstag begrüßt Holetschek deshalb "den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, erneut über eine Widerspruchslösung im Deutschen Bundestag diskutieren zu wollen". Vor drei Jahren war ein Gesetz zur Widerspruchslösung im Bundestag gescheitert.
In anderen Ländern, wie etwa Spanien, sei auf der Basis der Widerspruchslösung die Zahl der Organspender deutlich höher, so Holetschek. Bei einer Widerspruchslösung kann jeder Bürger nach dem Tod Organspender werden, wenn er es nicht ausdrücklich abgelehnt hat. Jetzt ist die Zahl der Spender gering.
In Bayern 2023 bislang nur 48 Organspender
In Bayern gab es im laufenden Jahr bisher 48 Organspender. Diesen stehen 1.100 Menschen gegenüber, die alleine in Bayern auf ein lebenswichtiges Organ warten, wie Holetschek sagte. "Die Zahl der Organspenden in diesem Jahr ist bis Ende Mai im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stabil geblieben, jedoch weiterhin auf niedrigem Niveau", sagte Holetschek.
Deutschlandweit hatte sich bei den Jahreszahlen zuletzt ein Rückgang gezeigt. 2022 war die Zahl der Organspender in Deutschland nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation auf 869 im Vergleich zu 933 im Jahr zuvor gesunken.
Zahl möglicher Organspender viel höher
Auch Bruno Meister, Leiter des Transplantationszentrums der Ludwig-Maximilians-Universität in München, plädierte in den Zeitungen der "Mediengruppe Bayern" für die Widerspruchslösung. Diese wäre "extrem wichtig, um die Zahl der Organspender zu erhöhen", sagte er. "Es könnten ungefähr doppelt so viele sein – also 20 Organspender pro eine Million Einwohner. Momentan sind wir bei etwas mehr als zehn."
Auf deutschen Intensivstationen gibt es jedes Jahr 60.000 Todesfälle mit einer Hirnschädigung, erklärt Meister. "Wir schätzen, dass davon ungefähr 25.000 bis 30.000 für eine Organspende infrage kämen." Es gebe aber nur 800 bis 900 Spender im Jahr. "Das ist natürlich eine große Diskrepanz."
Ärzte müssen bei 85 Prozent der Verstorbenen Angehörige fragen
Nur rund 15 Prozent der Menschen hätten einen Organspendeausweis. "Nach der aktuellen Regelung müssen die Ärzte also bei 85 Prozent der Verstorbenen die nächsten Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen der Person fragen. Die sind verständlicherweise damit überfordert, weil sie sich in der Situation um andere Fragen als eine Organspende kümmern müsse", erläuterte Meiser: "Sie sagen zwar häufig nicht explizit nein, sie stimmen einfach nicht zu."
Seit 1983 wird in Deutschland der Tag der Organspende als Aktionstag begangen. Er findet jeweils am ersten Samstag im Juni statt. Partnerstadt in diesem Jahr ist Düsseldorf.
Mit Informationen von dpa und epd
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