Die AfD befindet sich im jüngsten ARD-DeutschlandTrend im Aufwind. Mit 18 Prozent erreicht die Partei ihren bislang höchsten Wert in einer Sonntagsfrage. Die Union profitiert von der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierungspolitik der Ampel nicht.
Für die Meinungsforscher von Infratest dimap liegt die Sache auf der Hand: Die AfD überzeugt ihre Anhängerschaft von einer einwanderungskritischen Haltung. Die wachsende Zustimmung kommt aber auch vom Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger in alle anderen im Bundestag vertretenen Parteien. Das lässt sich an drei Zahlen besonders veranschaulichen.
In der Grafik: Sonntagsfrage zur Bundestagswahl
AfD-Anhänger enttäuscht von den anderen Parteien
Zwei Drittel (65 Prozent) ihrer Anhänger würden die AfD wegen ihrer Haltung in Migrations- und Zuwanderungsfragen wählen. Gründe der Unzufriedenheit mit der Regierung, also etwa deren Klima- und Energiepolitik, spielen für 47 Prozent der AfD-Anhänger eine Rolle. Die dritte Zahl muss alle anderen Parteien aufhorchen lassen: 67 Prozent würden die AfD wählen, weil sie von den anderen Parteien enttäuscht sind. Bei der Bundestagswahl hatte die AfD 10,3 Prozent erreicht. Nun hat sie in Umfragen acht Prozentpunkte mehr.
Union profitiert von Unzufriedenheit mit der Ampel nicht
Nach Regierungswechseln passiert es häufig, dass die Zufriedenheit mit der Regierung abnimmt und die Opposition in Sonntagsfragen Zulauf hat. Nach der Amtsübernahme der Ampel hatte die Union tatsächlich zunächst einen kleinen Höhenflug, nun aber verharrt sie bei Werten um die 30-Prozent-Marke. Weiter nach oben geht es für CDU und CSU nicht, während die AfD weiter zulegt.
CDU-Parteichef Friedrich Merz und auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sind die Antwort bislang schuldig geblieben, warum die Union von der Unzufriedenheit mit der Ampel nicht profitiert. Merz war einst mit dem eigenen Anspruch angetreten, die AfD zu halbieren, postet aber nun auf Twitter Sätze, die so den populistischen Tönen der AfD ähneln: Die Grünen hegten einen "Hass auf die marktwirtschaftliche Ordnung, die Art, wie wir leben und arbeiten".
Und auch wenn Dobrindt das Bundeswirtschaftsministerium mit einem Clan vergleicht und Robert Habeck den "Paten" nennt, hilft es der Union im Bund bislang nicht. Sie verliert einen Punkt und steht nun in der Sonntagsfrage bei 29 Prozent. Im BR24 BayernTrend dagegen legte die CSU im Mai – vier Monate vor der Landtagswahl in Bayern – um einen Prozentpunkt auf 39 Prozent zu, die Grünen verloren zwei Punkte und stehen in Bayern jetzt bei 16 Prozent.
Diskussion über Heizungspläne schadet fast allen
Der Streit um die Pläne der Bundesregierung, alte Öl- und Gasheizungen durch klimafreundliche Alternativen auszutauschen, verursacht in der Bevölkerung eine tiefe Verunsicherung. 74 Prozent sagen, sie fühlten sich nicht gut über das Vorhaben informiert. Selbst die Anhänger der Grünen sind gespalten. Nur die Hälfte kann sich unter den Plänen von Wirtschaftsminister Habeck etwas Konkretes vorstellen.
Noch eine Zahl aus dem Deutschlandtrend muss dabei allen Parteien zu denken geben: Drei Viertel der Wahlberechtigten (75 Prozent) werfen sowohl den Regierungs- als auch den Oppositionsparteien vor, beim Heizungsstreit mehr an der eigenen Wirkung als an einer guten Lösung interessiert zu sein. Für Vertrauen in die Politik sprechen solche Zahlen nicht.
In der Grafik: Umfrage zur Umstellung auf klimaschonenende Heizungsanlagen
Informationen zum ARD-DeutschlandTrend Juni 2023
- Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
- Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon-Befragung (davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk) und Online-Befragung
- Erhebungszeitraum: 30. bis 31. Mai 2023
- Fallzahl: 1.302 Befragte
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