Hexahydrocannabinol, bekannt als HHC, wirkt ähnlich wie Cannabis. Es entspannt und berauscht. Ein paar wenige Züge, dann ist man high. In den sozialen Netzwerken wird HHC als die neue Droge beworben. "Ich bin so überzeugt, dass ich jetzt jede Sorte einmal geholt habe", schwärmt eine Userin. Seit gut einem Jahr ist HHC auf dem deutschen Markt angekommen.
HHC ist für über 18-Jährige in Deutschland frei verkäuflich
Der Grund für den Hype: HHC ist in Deutschland nicht verboten und für Konsumenten ab 18 Jahren frei verkäuflich - anders als in anderen europäischen Ländern: In Österreich, Frankreich oder Dänemark ist die Droge illegal. In Deutschland nicht: Hier kann man online etwa Fruchtgummis bestellen, die mit dem Cannabinoid versetzt sind, oder Blüten, die mit HHC besprüht sind, oder zum "Verdampfen" als Vapes.
HHC wirkt ähnlich wie Cannabis: Macht high und entspannt
Was ist HHC? Hexahydrocannabinol ist dem berauschenden Wirkstoff THC, das in Hanfpflanzen natürlicherweise vorkommt, sehr ähnlich. Aber HHC ist ein sogenanntes halbsynthetisches Cannabinoid. Heißt: HHC wird im Gegensatz zu THC im Labor hergestellt, weil es nur in geringen Anteilen in Hanf vorkommt. Es kann stimulierend wirken oder entspannend, heißt es. Aber wieso ist HHC nicht verboten wie sein illegaler Bruder THC? Ist es weniger gefährlich? Nicht unbedingt, wie "Kontrovers - Die Story" zeigt: Die Modedroge ist einfach zu wenig erforscht.
Im Video: Legaler Rausch: Wie gefährlich ist HHC? | Die Story | Kontrovers
Erste Untersuchung zu HHC: Halluzinationen, Kopfweh, Übelkeit, psychische Probleme
Esther Neumeier vom Institut für Therapieforschung in München ist die Leiterin der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht. Sie hat deutschlandweit die erste Forschungsarbeit zur neuen Droge mit verfasst. Dafür wurden mehr als 100 Menschen befragt, die HHC nahmen - ein Viertel von ihnen fast jeden Tag. Das Ergebnis: Am meisten verbreitet ist HHC in Süddeutschland. Die meisten Konsumenten sind Jugendliche und junge Erwachsene. An Nebenwirkungen war dabei: Kreislaufprobleme, Kopfweh, Übelkeit. "Wir hatten aber auch Konsumierende, die ganz starke psychische Probleme gemeldet haben, also bis hin zu psychotischen Symptomen. Halluzinationen, schon sehr heftige Sachen", sagt Esther Neumeier.
Ohnmacht bei Kindern, die HHC-Gummibärchen verspeisten
Besonders problematisch: HHC in Süßigkeiten. Es sind Fälle bekannt, in denen Kinder diese aus Versehen gegessen haben. Das berichtet auch Esther Neumeier: "Die sind ohnmächtig geworden, die Kinder, also die waren auch gar nicht erst high oder irgendetwas, sondern sind einfach ziemlich sofort umgekippt, dann ins Krankenhaus gekommen, da behandelt worden." In Rumänien wurden Anfang Oktober acht Personen im Rahmen einer Anti-Drogen-Operation festgenommen. Sie hatten mit HHC versetzte Süßigkeiten hergestellt und an Teenager verkauft.
"Keine Qualitätskontrollen": HHC-Produkte enthalten teilweise verbotene Substanzen
Das Problem: Nicht immer halten die Produkte, was sie versprechen. Für die Konsumenten sei es nicht erkennbar, ob etwa HHC-Blüten tatsächlich nur mit HHC versetzt worden seien, weiß Drogenforscherin Esther Neumeier. Das sei für Anwender nicht "zu sehen, zu riechen oder zu schmecken". Tatsächlich komme es immer wieder vor, dass auch andere Substanzen auf Blüten gesprüht worden seien, die aber als HHC-Blüten beworben worden seien, sagt Neumeier. Andere synthetische Cannabinoide, aber auch das eigentlich verbotene THC: "Es gibt keine Qualitätskontrollen in irgendeiner Form für diese Produkte."
Suchtklinik-Arzt: "Wir sorgen uns um Entstehung von psychischen Störungen"
Mit den Auswirkungen von HHC-Drogen muss sich neuerdings auch Prof. Oliver Pogarell von der Suchtklinik in München auseinandersetzen. Zu ihm kommen Patienten, die synthetische oder halbsynthetische Drogen konsumierten, in den vergangenen Monaten auch einige HHC-Patienten. Zu Langzeitfolgen gibt es zwar noch keine Studien, aber: "Die Dosis macht das Gift. Und bei sehr hohen Dosen wird die Sedierung vielleicht sehr stark […] Worum wir uns besonders sorgen, sind die Entstehung von psychischen Störungen wie Angstsymptome, Angststörungen, Depressionen oder eben auch Psychosen", so Pogarell.
Lauterbach: "Wir werden uns intensiv damit beschäftigen"
Wie gefährlich ist also HHC tatsächlich? "Kontrovers - Die Story" fragte dazu auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Rande einer Veranstaltung Anfang September in München. Auf die Frage, wann mit einem Ergebnis aus seinem Ministerium bezüglich HHC zu rechnen sei, verwies Lauterbach auf den Sachverständigenausschuss, der zweimal im Jahr tagt. Der Gesundheitsminister sagte: "Wir werden im Rahmen der Anhörung uns damit intensiv beschäftigen."
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