Rund 130 Liter Wasser verbraucht ein Bürger Bayerns am Tag. Das ist ein bundesweiter Spitzenwert, nur Hamburg und Nordrhein-Westfalen liegen höher. Was die Ausweisung von Wasserschutzgebieten angeht, ist es anders herum: Nur Brandenburg hat im Verhältnis zur Gesamtfläche weniger Wasserschutzgebiete als Bayern.
Wasserschutzgebiete: Bayern weit unter Bundesdurchschnitt
Mit etwas mehr als fünf Prozent liegt der Freistaat auch weit unter dem Bundesdurchschnitt, der bei über 15 Prozent liegt. Christian Hierneis, Umweltexperte der Grünen Landtagsfraktion, kritisiert denn auch, dass viel zu wenig Wasserschutzgebiete in Bayern ausgewiesen werden. Und für ihn liegt es nicht nur am Widerstand vor Ort: "Großteils liegt das tatsächlich daran, dass einfach in der Verwaltung da zu wenig getan wird. Andere Länder gehen da mit gutem Beispiel voraus: Hessen hat rund 50 Prozent als Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Also es geht, wenn man es will", sagt Hierneis. Hier sei die Staatsregierung gefragt, mehr Dampf zu machen.
Zu viel Nitrat durch Landwirtschaft
Wasserschutzgebiete sind wichtig, um die Qualität von Trinkwasser zu sichern. Beispielsweise vor der Nitratbelastung durch die Landwirtschaft. In Bayern wird vielerorts gegen die EU-Grenzwerte der zulässigen Nitratbelastung verstoßen. Eine nennenswerte Besserung ist nicht in Sicht. Es drohten schon in Deutschland Strafzahlungen in Höhe von bis zu 850.000 Euro – täglich!
Nun ist eine neue Düngeverordnung in Kraft getreten, doch nach wie vor ist die EU unzufrieden und es stehen wieder mögliche Strafzahlungen im Raum. Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbandes der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, bringt es auf den Punkt: "Die Bayerische Staatsregierung wird sich entscheiden müssen, ob sie für 13 Millionen Bayern möglichst naturbelassenes Trinkwasser zur Verfügung stellen will, oder ob sie der Bauern-Lobby nachgeben wird."
Probleme durch den Klimawandel
Aber nicht nur die Nitratbelastung wird zum Problem – auch der Klimawandel: Aufgrund der zu warmen vergangenen Jahre geht das Grundwasser allmählich zurück. Allerdings ist das noch kein akutes Problem, der Wasserverbrauch ist in Deutschland insgesamt in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Dennoch ist sich Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber der Problematik durchaus bewusst. Er betrachtet die sichere Wasserversorgung als Generationenaufgabe und kündigt an, massiv zu investieren. Aus seiner Sicht sind die Wasserschutzgebiete dabei ein wichtiges Instrument. Das ist Wasser auf die Mühlen des Grünen Hierneis.
Schutzgebiete stoppen Flächenverbrauch
Dieser mahnt eine schnelle Ausweisung neuer Wasserschutzgebiete an. Er sieht darin einen doppelten Gewinn: Für das Trinkwasser und gegen den Flächenverbrauch: "Da in Wasserschutzgebieten grundsätzlich nicht gebaut werden darf," so Hierneis, "wären sie natürlich auch ein weiteres Hindernis beim Flächenverbrauch in Bayern."
Unterstützung bekommt er dabei von SPD-Fraktionschef Florian von Brunn. Der sieht durchaus einen Konflikt zwischen dem Wasserschutz und den berechtigten Interessen der Kommunen, beispielsweise ein Gewerbegebiet auszuweisen. Auch die Landwirtschaft werde eingeschränkt, so von Brunn, das müsse man zugeben. Aber: "Der Schutz von sauberem Trinkwasser ist das Allerwichtigste."
Wasserschutz in der Landesplanung
So sieht es auch das Landesentwicklungsprogramm. Dort ist als Ziel verankert, das Grundwasser durch standortangepasste Nutzung und weitere Maßnahmen zu schützen. Aus Sicht des Grünen Christian Hierneis ist es natürlich auch Aufgabe der Landesplanung, Wasserschutzgebiete auszuweisen. Doch das passiere in Bayern viel zu wenig.
Das bayerische Umweltministerium verweist dagegen auf die vorhandenen 3.200 Wasserschutzgebiete im Freistaat. Ständig würden 300 bis 400 Schutzgebiete überarbeitet und neu festgesetzt. Auch Umweltausschuss-Vize, Eric Beißwenger von der CSU, sieht keinen Handlungsbedarf: "Ich würde sagen, die Wasserschutzgebiete, die ausgewiesen wurden, sind durchaus ausreichend." Das Thema Wasserschutzgebiete könnte in der Landespolitik noch für Streit sorgen.
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