Am Landgericht Memmingen hat am Dienstag ein umfangreicher Mord-Prozess gegen eine 34-Jährige begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau vor, ihren Mann durch das Legen eines Brandes in der gemeinsamen Wohnung in Memmingen umgebracht zu haben. Weil es keine unmittelbaren Tatzeugen gibt, handelt es sich um einen reinen Indizienprozess, der sich lange hinziehen dürfte.
Angeklagte soll ihren Ehemann betäubt haben
Die Frau soll laut Anklage über längere Zeit geplant haben, ihren 38-jährigen Ehemann zu töten. Die Angeklagte soll ihrem Mann unter einem Vorwand ein Schlafmittel als fruchtbarkeitssteigerndes Medikament untergejubelt und verabreicht haben. Als ihr Mann schlief, soll sie mehrere Gegenstände in der gemeinsamen Wohnung in Memmingen in Brand gesetzt haben. Es entstand ein Glimmbrand, der Mann starb an einer Rauchgasvergiftung.
Ehemann hatte millionenschwere Lebensversicherungen
Die Frau soll laut Staatsanwaltschaft aus Habgier gehandelt haben. Denn ihr Ehemann hatte Lebensversicherungen in Höhe von 2,4 Millionen Euro abgeschlossen. An dieses Geld habe sie als Erbin herankommen wollen. Die Anklage wirft ihr daher vor, mit gemeingefährlichen Mitteln einen Menschen getötet zu haben, um eine andere Straftat zu ermöglichen. Seit Juni 2023 sitzt sie in Untersuchungshaft.
Verteidigung geht von einem Unfall aus
Zu Prozessbeginn hat die Verteidigung alle Vorwürfe zurückgewiesen. Vor dem Landgericht Memmingen erklärte der Anwalt der Angeklagten, dass es in dem Indizienprozess keine Beweise für die Schuld seiner Mandantin gebe. Am ersten Verhandlungstag betonte der Verteidiger, dass er von einem tragischen Unfall ausgeht. Das Motiv der Habgier habe die Staatsanwaltschaft "aus dem Hut gezaubert", heißt es in einem Statement. Die Verteidigung hat nach eigenen Angaben ein Gutachten in Auftrag gegeben, das einen Unfall nahelege und die Frau entlaste. Darin heißt es unter anderem, dass der Glimmbrand durch eine flammenlose Zündquelle ausgelöst worden sei, also kein Feuerzeug oder etwa Zündhölzer. Außerdem hätte die Matratze laut Gutachten nicht nur glimmen, sondern in Flammen aufgehen müssen, wenn sie jemand angezündet hätte.
Welche Rolle der Vater der Angeklagten gespielt haben könnte
Weiter führten die Anwälte der Angeklagten an, dass nicht die Frau, sondern ihr Vater Interesse an dem Tod des 38-Jährigen gehabt habe. Denn dieser soll kein gutes Verhältnis zu dem Opfer gehabt haben. Der Vater der Angeklagten soll den Brand in der Wohnung des Opfers bemerkt und keine Hilfe alarmiert haben. Auf dem Mobiltelefon des Vaters wurde eine Google-Suchanfrage zu der Dauer des Todes nach einer Rauchgasvergiftung nachgewiesen. Die Staatsanwaltschaft ordnet diese Suchanfrage der Angeklagten zu, die Verteidigung ihrem Vater. Zudem soll der Vater die Angeklagte durch eine Essenseinladung gezielt von ihrer Wohnung ferngehalten haben.
Komplexer Indizienprozess soll bis Ende August dauern
Für den komplexen Indizienprozess sind 24 Verhandlungstage angesetzt, an denen 75 Zeugen und sieben Sachverständige geladen sind. Außerdem werden Dolmetscher für vier Sprachen benötigt. Ein Urteil wird Ende August erwartet. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht der 34-jährigen Deutschen eine lebenslange Freiheitsstrafe.
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