Das Tageshospiz in Vilsbiburg ist in einem alten Kloster untergebracht.
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Manuela muss sterben – der Alltag in einem Tageshospiz

Manuela muss sterben – der Alltag in einem Tageshospiz

Seit Mai 2022 gibt es in Vilsbiburg das erste Tageshospiz Niederbayerns. Hier können unheilbarkranke Menschen ihre Sorgen und Ängste vergessen, um ihren letzten Lebensabschnitt mit schönen Momenten zu füllen. Eine von ihnen ist Manuela.

Draußen ist es kalt, graue Wolkenschleier bedecken den Himmel, als Manuela Tkatletschek das alte Gebäude betritt. Das ehemalige Kloster, das heute den Platz für ein Tageshospiz bietet, lädt zum Erholen ein. Manuela kommt seit mehreren Monaten hierher. Die 55-Jährige leidet unheilbar an Krebs. Ihren Alltag schafft sie ohne Hilfe nicht mehr.

Früher Helferin – heute selbst hilfebedürftig

Das rustikale Parkett knarzt leise, als Manuela den Gemeinschaftsraum betritt. In der Stube sitzen bereits alle Gäste bei Kaffee und Marmeladen-Semmeln zusammen. Eine Schwester erzählt von ihrem letzten Urlaub. Die Stimmung ist ausgelassen. Direkt wird spürbar, dass sich Manuela hier wohlfühlt. Selbstverständlich ist diese sorgenfreie Atmosphäre für sie nicht. "Ich habe ungefähr 100 Bestrahlungen hinter mir", sagt sie. "Und jede Bestrahlung bringt Nebenwirkungen mit sich."

Manuela hat mehr als 30 Jahre in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung gearbeitet – heute ist sie selbst auf Hilfe angewiesen. Dennoch denkt sie positiv. "Solange ich lebe, genieße ich es", sagt sie. Dafür ist das Tageshospiz eine gute Möglichkeit. Betroffene finden tagsüber Ablenkung und können die Zeit in Gemeinschaft genießen, am Abend fahren sie wieder nach Hause. Sie kommen nicht zum Sterben in das Tageshospiz, sondern wollen trotz ihrer schweren Erkrankung eine schöne letzte Zeit erleben und an einer Gemeinschaft teilhaben. Die anderen Gäste hat Manuela inzwischen fest in ihr Herz geschlossen. Sie helfen sich gegenseitig weiterzukämpfen.

Möglichkeit für Ablenkung und Entlastung

Der Name "Tageshospiz" schreckt Patienten und Angehörige häufig ab, sagt Leiterin Alexandra Hofbauer. Für viele ist das Hospiz erst der letzte Schritt im Leben. Dabei bietet das Tageshospiz für Angehörige Entlastung und für Patienten einen Ort der Sicherheit und Gemeinschaft.

Für Hofbauer ist es wichtig, dass die Gäste Ablenkung finden und gemeinsam lachen können. Sie sollen basteln, spielen, malen oder Sport treiben können. Wenn jemand doch mal Ruhe braucht und allein sein möchte, gibt es die Möglichkeit, sich in einen der Ruheräume zurückzuziehen. Finanziert wird die Einrichtung durch Krankenkassen und Spenden.

Im Tageshospiz werden Menschen betreut, die sterben werden. Die Gäste kommen aber nur tagsüber und fahren anschließend wieder nach Hause.
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Im Tageshospiz werden Menschen betreut, die sterben werden. Die Gäste kommen aber nur tagsüber und fahren anschließend wieder nach Hause.

Auch Passau plant ein Tageshospiz

Insgesamt acht Gäste kann das Tageshospiz in Vilsbiburg (Lkr. Landshut) aktuell betreuen. Pflegekräfte werden dringend gesucht, denn von den Krankenkassen gibt es Vorschriften - jeweils eine Palliativ-Krankenschwester soll für vier Gäste aufkommen. "Es herrscht ein enormer Bedarf", betont Hofbauer. Sie wünscht sich, dass sie in Zukunft noch mehr Gäste aufnehmen kann. Schließlich findet das Konzept des Tageshospizes immer mehr Zustimmung, und auch andere Städte wollen nachziehen.

Der Vorteil liegt darin, dass Angehörige durch das Angebot eines Tageshospizes von der Pflege und den Sorgen um den Erkrankten für einige Stunden entlastet werden können, sagt Willy Knödlseder. Er ist Vorstandsvorsitzender des bayerischen Hospiz- und Palliativverbandes. Passau plant ebenfalls die Gründung eines Tageshospizes, berichtet Knödlseder, der auch Vorsitzender im Passauer Hospizverein ist. Es wurde bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. "Wir bleiben auf alle Fälle dran und hoffen, dass wir das auch in absehbarer Zeit umsetzen können."

Die Angst vor dem Tod

In Vilsbiburg spiegeln die Mosaikfenster des alten Klosters das hereinfallende Licht und tauchen den Gang in warme Rottöne, als Manuela am Nachmittag den Weg nach Hause antritt. Hier fühlt sie sich aufgehoben. Dennoch ist das Thema Tod ein ständiger Begleiter und beschäftigt auch Manuela. "Ja, ich habe Angst vor dem Tod. Weil man nicht weiß - kommt was nach, kommt nichts nach? Bist du dann weg, bleibt was da?" Aufgeben möchte sie nicht – sie kämpft. Mit Tränen in den Augen sagt Manuela Tkatletschek: "Mit jedem Tag habe ich gewonnen."

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über die medizinische Versorgung in Niederbayern finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.

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