Rund 600 Autos sind im vergangenen Jahr in Bayern gestohlen worden. Das sind fast 200 mehr als im Vorjahr. Außerdem stieg der durchschnittliche Wert der gestohlenen Autos von rund 15.400 Euro auf mehr als 20.400 Euro, berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Viele Diebstähle in München
Die meisten Pkw sind in Oberbayern gestohlen worden – in dem Regierungsbezirk wohnen die meisten Menschen. Vor allem München ist von den Diebstählen betroffen. Die Polizei München registrierte für 2023 eine Zunahme von mehr als einem Viertel.
Nach Oberbayern folgen mit großem Abstand die Regierungsbezirke Mittel- und Oberfranken. Unterfranken, Niederbayern und die Oberpfalz liegen im Mittelfeld. In Schwaben dagegen zählt der GDV die wenigsten Autodiebstähle. Insgesamt haben die Autodiebe in Bayern einen wirtschaftlichen Schaden von mehr als 12 Millionen Euro verursacht.
Fall in Hof: Autodiebe stehlen Wagen vor Haustür
Für Johanna Schmid aus dem oberfränkischen Hof war es ein Schock, als sie nachts von der Polizei aus dem Bett geklingelt wurde. Der Beamte fragte sie, was für ein Auto sie fahre und ob es noch da sei. "Ich fahre einen schwarzen Einser BMW und natürlich steht es noch da, aber ich schaue nochmal nach", sagte sie dem Polizisten. Dann traute sie ihren Augen nicht: Ihr Auto war weg.
Polizei informiert Besitzerin: Ihr Auto wurde gestohlen
Polizeibeamte hatten bei einer Routinekontrolle in der Nähe von Bautzen in Sachsen festgestellt, dass es sich bei dem kontrollierten Wagen um ein gestohlenes Auto handelte, das von Johanna Schmid. Die Polizei vermutet, dass es nach Polen verkauft werden sollte. Die Diebe konnten bei der Kontrolle flüchten.
Spurensicherung, Gutachter, Reparatur: Nach gut zwei Wochen hatte Johanna Schmid ihren Wagen wieder. "Das war schon ein komisches Gefühl, da wieder einzusteigen", erzählt die 30-Jährige. Die Täter wurden nicht geschnappt.
"Keyless Go": Leichtes Spiel für Autodiebe
Warum die Autodiebstähle zugenommen haben, können weder Polizei noch ADAC wirklich erklären. Eine Vermutung: Dass es besonders interessante Modelle gibt, für die sich viele Abnehmer interessieren. Und: Autoknacker nutzen die Schwachstellen im Sicherheitssystem eines Autos. Dazu gehöre vor allem der schlüssellose Zugang, auch "Keyless Go" genannt, erklärt Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern. Dabei enthält der Autoschlüssel einen Funksensor. Sobald man sich dem Fahrzeug nähert, erkennt das Auto: Der Schlüssel ist hier und entriegelt. Wenn der Schlüssel in der Nähe der Haustüre hängt, können Autodiebe das Funksignal auffangen. Ein zweiter Empfänger steht direkt neben dem Auto und suggeriert dem Fahrzeug, der Schlüssel sei da. "Der Vorgang dauert 20 Sekunden, dann ist das Fahrzeug weg", so der Autoexperte.
Bei Johanna Schmid haben die Täter das Türschloss aufgebrochen und mit einer speziellen Software das Auto gestartet. In ihrem Wohngebiet in Hof seien immer mal wieder Autodiebe unterwegs, erzählt die Fränkin. Vor allem die Nähe zur Autobahn sei für die Täter wohl attraktiv. Die junge Frau schützt ihr Auto nun besser. In der Nacht ist es mit einer Lenkradsperre gesichert.
Versicherung zahlt nach Autodiebstahl in der Regel
Nach einem Autodiebstahl ersetzt die Teil- oder Vollkaskoversicherung den entstandenen Schaden, teilt der GDV mit. Der Besitzer bekommt den Wiederbeschaffungswert erstattet. Nur die Selbstbeteiligung wird von der Versicherung abgezogen. Da es in der Teilkaskoversicherung keinen Schadenfreiheitsrabatt gibt, erfolgt keine Rückstufung. Das Gleiche gilt, wenn Autoknacker ein Fahrzeug aufbrechen und Teile daraus stehlen, wie Bordcomputer, Airbags oder Radios.
Tipps, um das Auto besser vor Dieben zu schützen
Der ADAC und die Polizei raten, das Auto entweder in einer Garage oder an einer gut beleuchteten und belebten Straßen abzustellen. Bei einem "Keyless"-System sollte der Schlüssel nicht in der Nähe der Haus- oder Wohnungstüre hängen, sondern am besten in einem Etui aufbewahrt werden, damit Autodiebe das Funksignal nicht abfangen können. Und auch wenn es banal klingt: Sichergehen, dass beim Auto Türen und Fenster wirklich verschlossen sind.
Die gute Nachricht: Im Vergleich zu den anderen Bundesländern liegt Bayern trotz des Anstiegs auf dem letzten Platz. Im Freistaat werden also am wenigsten Autos geknackt.
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