Kühe grasen auf einer Weide
Bildrechte: BR/Renate Roßberger
Audiobeitrag

Kühe grasen auf einer Weide

Bildbeitrag
>

Mehr Milchgeld für Bauern: Was kann der Verbraucher tun?

Mehr Milchgeld für Bauern: Was kann der Verbraucher tun?

Glückliche Rinder grasen auf einer grünen Wiese: Ein Bild wie aus der Werbung. Dabei stehen in der Realität immer weniger Milchkühe auf den Weiden. Das hat seine Gründe – unter anderem geht es ums Geld.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Immer mehr Verbraucher interessieren sich für regionale Lebensmittel, für mehr Tierwohl und damit auch für die Landwirtschaft. Gleichzeitig klagen die Bauern, dass sie zu wenig Geld für ihre Milch erhalten. Deshalb gab es in letzter Zeit immer wieder Bauerndemos vor Molkereien.

  • Zum Artikel: Bio immer beliebter bei Landwirten und Verbrauchern

Warum wollen Bauern mehr Geld für ihre Milch?

Diesel und Strom sind teurer geworden. Stark gestiegen sind aber auch die Preise für Viehfutter sowie für Holz und andere Baumaterialien. Die spielen eine Rolle, wenn Landwirte moderne Laufställe für mehr Tierwohl bauen wollen. Dort können sich die Rinder freier bewegen im Gegensatz zu sogenannten Anbindeställen, von denen es allein in Bayern noch etwa 10.000 gibt. Doch viele Bauern könnten das Geld für Laufställe nicht mehr erwirtschaften, weil die Milchpreise schon seit Jahren zu niedrig seien, klagt zum Beispiel der Landwirt Hans Nagl vom Bund Deutscher Milchviehhalter.

Harter Wettbewerb unter Molkereien

Die Molkerei Goldsteig zum Beispiel hat vor einem Monat den Preis, den die Landwirte für ihre Milch erhalten, von 34,5 Cent auf 36,75 Cent pro Liter erhöht. Noch mehr Preissteigerung sei nicht möglich, weil man im Wettbewerb mit anderen Herstellern stehe. Die Käseregale seien voll, heißt es bei Goldsteig: "Wenn nur unser Käse teurer wird, kaufen die Leute anderen Käse". Man konkurriere im Käseregal mit Produkten und Preisen aus ganz Europa. Insgesamt wird in Europa immer noch sehr viel Milch produziert. Auch dieses Überangebot lässt das Milchgeld für die Bauern sinken.

Beliefert wird die Molkerei Goldsteig von rund 2.400 Bauern – von Passau bis Cham – außerdem von rund 200 Bauern aus dem benachbarten Tschechien, darunter vor allem Bauern mit Laufställen.

So können Verbraucher Bauern helfen

Hilfreich ist es, Produkte aus der Region zu kaufen. Das spart zumindest Transportkosten, ist also gut für den Klimaschutz. Aber, um beim Beispiel Goldsteig zu bleiben, nur die regionalen Käufer würden nie reichen, um die Produkte aus einer Milliarde Liter Milch pro Jahr – soviel verarbeitet die Molkerei – zu konsumieren. Nur 20 Prozent werden übrigens unter dem Namen "Goldsteig" verkauft, das meiste unter verschiedenen Handelsmarken-Namen bei Aldi, Lidl, Edeka, Rewe – den Hauptkunden. 25 Prozent der Produktion, vor allem Mozzarella, geht nach Italien.

Was würde also den Bauern helfen? Eine höhere Wertschätzung der Kunden für Lebensmittel von heimischen Bauern und die Bereitschaft, dafür etwas höhere Preise zu zahlen. Im Fall der oberbayerischen Molkerei "Berchtesgadener Land" funktioniert das. Dahinter steckt aber ein jahrzehntelanger Markenaufbau, der natürlich auch Geld kostet. Helfen kann man Bauern auch, wenn man zum Beispiel direkt bei ihnen einkauft, an der Milchtankstelle oder im Hofladen. Aber das sind auf die Gesamtmenge gerechnet nur kleine Nischen, und für den Klimaschutz ist es nur dann gut, wenn man keine langen Autofahrten macht.

Warum stehen nicht mehr Milchkühe auf der Weide?

Grasende Kühe auf der Wiese sind für Verbraucher die pure Landidylle. Und die Tiere fühlen sich dort auch wohl. Auf dem "Kraushof" in Schöneck im Bayerischen Wald, einem Biobetrieb, dürfen die Tiere jeden Morgen aus dem Laufstall raus auf die Wiese und abends wieder rein – von März bis November. Doch die Landwirtsfamilie Kraus erklärt, dass das nicht jeder Bauer so machen kann. Grundvoraussetzung ist, dass genügend große Wiesen nah am Hof liegen.

Bildrechte: BR/Renate Roßberger
Bildbeitrag

Michael Kraus, ausgebildeter Landwirtschaftsmeister, vom "Kraushof" auf einer seiner Kuhweiden

Milchkühe müssen zweimal am Tag im Stall gemolken werden. Wenn man eine Kuhherde kilometerweit hin und her treiben muss, ist der Aufwand zu groß, und bei befahrenen Straßen auch zu gefährlich. Es gibt allerdings auch mobile Melkstände für die Wiese. Einfacher ist die Weidehaltung bei Mutterkühen, weil ihre Milch die Kälber trinken. Das Melken im Stall fällt also weg. Mutterkühe werden aber zur Fleischerzeugung gehalten. Ein gewisser Ausgleich zur Weidehaltung sind auch Laufställe mit Außenbereich.

💡 Wie viele Milchbauern gibt es noch?

Im Jahr 2010 gab es in Bayern noch rund 63.000 Milchbauernhöfe. 2020 waren es nur noch etwa 34.000. Die Zahl hat sich also fast halbiert. Die Zahl der Milchkühe ist aber fast gleichgeblieben: 2010 waren es 1,4 Millionen, 2020 1,2 Millionen. Denn die verbliebenen Bauernhöfe sind in der Regel größer geworden.

Die Menge der erzeugten Milch in Bayern ist sogar gestiegen: von etwa 7,7 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf rund 8,2 Millionen Tonnen im Jahr 2020.

Im Jahr 2010 hatten 16 Prozent aller bayerischen Milch-und Mutterkühe Weidegang, 2019 waren es 22 Prozent. Seit 2008 gibt es staatliche Zuschüsse für die Weidehaltung.

(Quelle: Bayerisches Landwirtschaftsministerium)

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!