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Mehr niederschwellige Impfangebote für München: Wie geht das?

Mehr niederschwellige Impfangebote für München: Wie geht das?

Die Münchner Impfquote liegt, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, bei den Erstimpfungen nur bei 70,7 Prozent. Zum Vergleich: Der Stadtstaat Bremen hat eine Quote von 87 Prozent Erstgeimpften. München hat also Potenzial aufzuholen. Nur wie?

Die Münchner Impfquote liegt, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, bei den Erstimpfungen bei 70,7 Prozent. Der Stadtstaat Bremen hat eine 16,3 Prozent höhere Impfquote. Wie schafft er das und wie könnte München aufholen?

Zielgerichtete Angebote machen, die Leute dort abholen und zum Impfen bringen, wo sie sind, das ist eine Möglichkeit. Impfen also in Schulen, in Einkaufszentren, auf Stadtteilplätzen mit mobilen Teams, ohne Termin, aber mit Beratung, unkompliziert und unbürokratisch. All das funktioniert auch in München, aber offenbar reichen die bestehenden niederschwelligen Angebote nicht aus. Denn wenn im Impfzentrum Riem an einem Tag über 9.000 Menschen geimpft wurden, waren es an allen Standorten des Impfbusses und bei mobilen Teams zusammen erheblich weniger.

Grünen-Chef: Prominente sollten für Corona-Impfung werben

"Vielleicht braucht es auch andere Prominente, die fürs Impfen werben", sagt Florian Roth von den Grünen, der Fraktionschef der stärksten Partei im Stadtrat. Er denkt dabei auch an Rapper, YouTube-Stars, Influencer. Menschen, die bei umworbenen Zielgruppen in hohem Ansehen stehen.

München hat zentrale Impfstationen: Auf der Theresienwiese, im Rathaus in den Räumen des früheren Sportgeschäfts Münzinger, in Riem. Das Impfmobil steht in Pasing. Clubs und andere Gasstätten sind zu Impf-Lokalen geworden - wie das Backstage oder das Café Kosmos am Hauptbahnhof.

  • Aktuelle Zahlen zur Corona-Impfung in Bayern und Deutschland

Wie erreicht man die, die schwer erreichbar sind?

Laut der Münchner Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) sind die Impfungen an den Schulen für Schüler und Lehrer sehr erfolgreich. An 60 bis 80 Schulen sei schon geimpft worden. Es vergehe kaum ein Tag, an dem nicht an einer Schule geimpft werde. Doch bekannt geben will das die Stadt nicht öffentlich. Denn es komme jedes Mal zu Auseinandersetzungen mit Eltern, die nicht wollen, dass Kinder geimpft werden.

Auch in Moscheen ist bereits über das Impfen informiert worden. Die Rathauskoalition überlegt weiter, wie sie möglichst viele Menschen erreichen kann, die das Internet nicht nutzen, keinen Hausarzt haben, zweifeln, Angst haben, oder einfach noch nicht dazu gekommen sind, sich impfen zu lassen, zum Beispiel, weil sie lange Arbeitszeiten haben, keine Nachrichten verfolgen oder kaum Deutsch sprechen.

Die erfahrene Sozialpolitikerin Zurek hat in ihrer Zeit als Stadtschulrätin schon mit ärmeren Stadtvierteln zu tun gehabt, wenn es um Schulen und die Kinderbetreuung gegangen ist. Sie weist auf Parallelen zwischen "Bildungsungerechtigkeit" und "Gesundheitsungerechtigkeit" hin. Es seien die gleichen Viertel und die gleichen Menschen, die auch keinen guten Zugang zur Gesundheitsvorsorge haben, stellt sie fest.

  • Zum Artikel: "Wieso sozial benachteiligte Menschen häufig ungeimpft sind"

Informationen zum Impfen in 16 Sprachen

Es gibt im Internet Informationen zum Impfen in 16 Sprachen, aber hilft das Menschen weiter, die nie auf diese Seiten kommen? Weil München bei Erstimpfungen 15 Prozentpunkte hinter dem Stadtstaat Bremen zurückliegt, müsse die Stadt noch mehr tun, sagt auch Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek. Dazu gehöre es, zum Beispiel Impf-Streetworker ausschwärmen lassen, die Leute direkt auf der Straße ansprechen. Dafür soll der Stadtrat bald zusätzliche Stellen schaffen, fordert die Sozialreferentin.

Es könnte auch mehr Infoblätter an den Kassen von türkischen und russischen Supermärkten geben. Die Münchner Verkehrsgesellschaft kann sich auch eine Impf-Trambahn vorstellen, ähnlich wie in Zürich oder Frankfurt. Könnte nicht auch wie beim Lockdown die Münchner Berufsfeuerwehr durchs Bahnhofsviertel oder durchs Hasenbergl, durch Ramersdorf oder Neuperlach fahren und mit ihren Lautsprecherwagen durchsagen, dass jetzt oder am Abend oder morgen das Impfmobil in der Nähe steht, vielleicht sogar in mehreren Sprachen? Darauf angesprochen, sagt Beatrix Zurek, es gebe "nichts, was man nicht ausprobieren sollte, um mehr Menschen zu erreichen."

Man dürfe auch nicht vergessen, dass München eine sehr junge Bevölkerung habe. Zurek verweist auf den hohen Anteil von Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren und den der unter 18-Jährigen.

Nachteile Münchens gegenüber Stadtstaaten

München ist Deutschlands größte Kommune, die nicht zugleich noch ein Stadtstaat ist. Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie ist das ein deutlicher Nachteil. Denn viel Abstimmung mit dem Freistaat ist nötig beim Ausgestalten der Maßnahmen in der Landeshauptstadt. Entsprechen sie dem, was das bayerische Gesundheitsministerium will? Das sei wichtig, sagt Münchens Gesundheitsreferentin Zurek, damit Leistungen, die München erbringt, auch vom Freistaat übernommen werden. Bei solchen Fragen täten sich die Stadtstaaten Berlin und Hamburg deutlich leichter.

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