Ein halbes Jahr lang haben die Verantwortlichen geplant, nun ist es soweit: Die Intensivstation der Klinik in Neustadt an der Aisch zieht um. Gestern sind die zehn Intensivpatienten, die derzeit beatmet werden müssen, in die neuen Räume gebracht worden, die nicht-beatmeten Patienten folgen heute. Dabei ist die neue Station noch gar nicht ganz fertig, muss noch an den alten Kliniktrakt angeschlossen werden. Aber Pflegekräfte und Ärzte wollten nicht länger warten, denn die neue Intensivstation bietet mehr Platz und bessere hygienische Bedingungen: Zwölf Intensivbetten für beatmete Patienten und zwölf Intensivbetten für nicht-beatmete Patienten, Einzelzimmer statt Zweierkabinen sowie eine leistungsstarke Lüftung mit Filteranlage.
Klinik Neustadt: Viele Covid-19-Patienten und Infektionen beim Personal
Als in Neustadt die neue Intensivstation geplant wurde, hätte niemand gedacht, wie dringend sie heute in der Corona-Pandemie gebraucht würde. Im Winter, noch in den alten Räumen, war die Belastung besonders groß. Von den zehn Intensivbetten für Beatmungsfälle waren acht mit Covid-19-Patienten belegt – das war zu dem Zeitpunkt die höchste Belegungsquote einer Intensivstation in Bayern. Im Dezember mussten Patienten sogar verlegt werden.
Auf der neuen Intensivstation sind Pflegekräfte besser geschützt
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen steckten sich damals viele vom Personal an; die Impfkampagne hatte schließlich gerade erst begonnen, viele hatten noch keinen Impfschutz. "Das hat natürlich unterm Personal und unter uns Verantwortlichen zu einer großen Frustration geführt", berichtet Chefärztin Ruth Gröger. "Die Freude ist dementsprechend groß, dass wir in den hygienisch besser aufgestellten Räumen auch unser Personal besser schützen können."
Im Klinikneubau: Großer Pausenraum zum Durchschnaufen
Im Jahr 2017 war Spatenstich für den Neubau an der Neustädter Klinik. 22 Millionen Euro hat er gekostet. Neben der Intensivstation sind hier auch ein Zentrallager für die Versorgung mit medizinischem Bedarf, die Rettungswache mit fünf Rettungswagen, der Notarzt und die kinder- und jugendpsychiatrische Ambulanz des Bezirks Mittelfranken untergebracht. Hinzu kommt auch noch ein deutlich größerer Pausenraum für das Personal – hier können Pflegekräfte und Ärzte auch wirklich mal für kurze Zeit zur Ruhe kommen.
Pflegekräfte in Neustadt/Aisch sind wegen Corona ausgelaugt
Pausen sind gerade im Moment wichtig, denn die Arbeitsbelastung ist nach wie vor hoch. Die Corona-Pandemie, Krankheitsfälle beim Personal und die vielen schwer kranken Patienten verlangten seit über einem Jahr allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Klinikum Neustadt alles ab, sagt Stationsleiterin Monika Hüying. "Da ist nicht viel mit Abschalten." Sie und viele ihrer Kollegen fühlten sich ziemlich ausgelaugt – auch weil, so wie an vielen anderen Kliniken im Land auch, die Pflegekräfte fehlen. In der neuen Intensivstation können deshalb erst einmal nicht alle 24 Intensivbetten belegt werden. Realität sei vielmehr, dass derzeit nur zehn beatmete und acht nicht-beatmete Intensivpatienten aufgenommen werden könnten. "Und das nur mit x Überstunden, die auf ein Überstundenkonto gehen und die wir vielleicht irgendwann mal frei bekommen oder auch nicht", so eine Pflegekraft, die nicht genannt werden will. Die Belastung sei derzeit so groß, dass einige Kollegen sich bereits nach anderen Stellen umschauten.
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