Knapp 78 Prozent der Fußballfans wollen so schnell wie möglich wieder in die Stadien zurückkehren - und zwar unter Berücksichtigung umfassender Infektionsschutz-Maßnahmen. Das ergab eine aktuelle Studie der Hochschule für angewandtes Management (HAM) in Ismaning in Kooperation mit dem Internationalen Fußballinstitut (IFI).
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Fans befürworten Maskenpflicht und verringerte Zuschauermenge
Bei der Befragung von mehr als 1.500 Sportfans in ganz Deutschland zeigte sich auch, dass eine Maskenpflicht und eine verringerte Anzahl an Zuschauern dabei am wichtigsten sind, so Katharina Schöttl, Professorin für Sportmanagement an der HAM.
"Als wichtigste Schutzmaßnahmen werden Masken- und Testpflicht empfunden. Die Ergebnisse zeigen, dass für 58 Prozent der befragten Sportfans eine Maskenpflicht auf dem Gelände zu den notwendigen Voraussetzungen zählt, 23 Prozent halten dies auch am Sitzplatz für notwendig." Prof. Katharina Schöttl, HAM Ismaning
Fans sind sich der Risiken der Pandemie bewusst
40 Prozent der Befragten forderten sogar eine Testpflicht am Einlass. Außerdem ergab die Umfrage, dass Geimpfte nach den Willen der Sportfans wieder problemlos an Sportveranstaltungen teilnehmen dürfen sollten. Dafür sprachen sich knapp 84 Prozent aus. Auch Maßnahmen wie ein gestaffeltes Zutrittssystem oder Kontaktnachverfolgung anhand digitaler Checkpoints sind den Fans wichtig.
"Die Ergebnisse zeigen, dass die Fans unbedingt den Sport wieder live in den Stadien erleben wollen, sich dabei der Risiken der Pandemie aber durchaus bewusst sind." Prof. Katharina Schöttl, HAM Ismaning
Insgesamt empfinden die Fans Veranstaltungen draußen als deutlich sicherer gegenüber Sportevents in Innenräumen und Sitzplätze als sicherer denn Stehplätze, so Schöttl.
Vor allem junge Männer würden auch ohne Schutzmaßnahmen kommen
Hauptsache dabei sein, lautet das Credo der Sportfans in Deutschland: Insgesamt 89 Prozent aller Befragten sind aktuell bereit, eine Sportveranstaltung zu besuchen - wobei 22 Prozent auch kommen würden, wenn keine umfassenden Maßnahmen zum Infektionsschutz getroffen werden, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Schöttl und ihr Team konnten dabei einen interessanten Zusammenhang erkennen: Bei dieser Gruppe, also diejenigen Befragten, die auch ohne Schutzmaßnahmen ins Stadion gehen würden, handelt es sich überwiegend um junge Männer unter 35 Jahren.
Jeder zehnte Fußballfan verzichtet derzeit auf eine Sportveranstaltung
Nur elf Prozent aller Sportfans verzichten derzeit komplett auf den Besuch einer Sportveranstaltung. Sie gaben an, dass sie unabhängig vom Umfang der Schutzvorkehrungen in absehbarer Zeit pandemiebedingt keine Sportveranstaltungen besuchen werden.
Laut Studienleiterin Schöttl konnte bei dieser Gruppe kein statistischer Zusammenhang mit Alter oder Geschlecht nachgewiesen werden, jedoch aber mit der grundsätzlichen Angst vor einer Corona-Infektion.
Singverbote und Maskenpflicht am Sitzplatz kommen nicht so gut an, Testpflicht stört Fans eher weniger
Die Studie zeigt außerdem, dass sich die verschiedenen Schutzmaßnahmen unterschiedlich auf die Attraktivität der Sportveranstaltungen auswirken. Obwohl die Mehrheit der Fans bereit wäre, eine Maske im Stadion zu tragen, entsteht der stärkste Attraktivitätsverlust durch Singverbote und eine permanente Maskenpflicht, also auch auf den Sitzplätzen.
Laut der Studie stören Maßnahmen wie gestaffeltes Zutrittssystem, Testpflicht und digitale Kontaktnachverfolgung die Fans am wenigsten.
"Die Daten zeigen uns, dass die Sehnsucht der Fans nach Rückkehr in die Stadien aber auch die Forderung nach umfassenden Schutzmaßnahmen groß ist. Test- oder Maskenpflicht bedeuten für viele zwar einen leichten Attraktivitätsverlust, dennoch werden sie gleichzeitig auch als notwendig akzeptiert und gefordert, um wieder in die Stadien zurückkehren zu können", so schätzt Katharina Schöttl die Ergebnisse der Studie ein.
Sport ohne Zuschauer auch im Fernsehen unattraktiv
Die Erhebung von HAM und IFI zeigt zudem, dass Fans auch Sportwettkämpfe im Fernsehen als deutlich unattraktiver empfinden, wenn keine oder nur wenige Fans im Stadion sind. Begründet werden kann dies mit der fehlenden Atmosphäre, erklärt Sportwissenschaftlerin Schöttl.
Derzeit unterschiedliche Zuschauerregeln
Die Fußball-Bundesliga startet am 13. August in die neue Saison mit der Partie Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München. Nach den derzeit geltenden Corona-Regeln in Nordrhein-Westfalen könnte das Spiel im Gladbacher Stadion vor 18.000 Zuschauern - also mit einem Drittel der Stadionkapazität - stattfinden. Eine Woche später beim Heimspiel des FC Bayern gegen Köln sind nach den aktuellen Corona-Regeln in Bayern aber nur 1.500 Zuschauer in der Münchner Allianz Arena zulässig. Dass 14.000 Besucher zu den EM-Spielen in München durften, beruhte auf einer Ausnahmeregelung.
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