Noch ist im Flachland im Erdinger Moos kein Schnee in Sicht. Aber der Winterdienst am Flughafen München steht in den Startlöchern. Denn im Jahr müssen erfahrungsgemäß bis zu 15.000 Flugzeuge von Schnee und Eis befreit werden. Insgesamt stehen für den Winterdienst rund 600 Frauen und Männer zur Verfügung - viele kommen aus der Landwirtschaft und von Fuhrunternehmen in der Umgebung. Bei einer Übung wurde der Ernstfall jetzt auch schon einmal durchgespielt.
Mit fünf Rädern auf der Piste rasen
Am Runway gibt Peter Goderis-Bayer richtig Gas. Immer schneller sausen die Leuchtmarkierungen der Piste vor dem Autofenster vorbei. Bei 96 Stundenkilometer kommt dann das fünfte, ganz besondere Rad an dem Spezialwagen zum Einsatz: Es misst die Friktion, also die Reibung, und überprüft damit bei tiefen Temperaturen, ob die Start- und Landebahn noch sicher ist. Andernfalls rückt eine ganze Armada von 32 Spezialfahrzeugen an – und die Piste bleibt erst einmal für den Flugverkehr gesperrt.
Weniger Schneefall und nasse Flocken
Übungen sind auch deshalb so wichtig, weil der Winterdienst in der Praxis immer seltener ausrücken muss, die Beteiligten aber die Routine nicht verlieren sollen. In Zukunft werde es wohl nicht mehr so oft schneien, sagt auch Katrin Hohmann vom Deutschen Wetterdienst. Aber wenn es doch passiere, werde der Schnee künftig meist nass sein, "und Ereignisse mit hohen Niederschlagsmengen werden häufiger vorkommen“.
Was das bedeutet, hat man etwa Anfang Dezember 2023 gesehen. An einem einzigen Tag fielen am Flughafen München 41 Zentimeter Schnee – 41 der insgesamt 45 Zentimeter im ganzen Winter. Innerhalb kurzer Zeit musste der Winterdienst an die zwei Millionen Kubikmeter Schnee beseitigen, und trotzdem gab es noch Beeinträchtigungen.
Winterdienst: 184 Fahrzeuge und 600 Helfer
Um die Start- und Landebahnen, die Rollwege und Vorfelder, aber auch um die Straßen und Parkplätze im öffentlichen Bereich kümmert sich der Winterdienst mit 184 Fahrzeugen – von Kehrblasgeräten und Verladefräsen über Schneepflüge und Streufahrzeuge bis hin zu einer Pistenraupe. Pro Schicht sind bis zu 200 Einsatzkräfte eingeteilt. Insgesamt stehen für den Winterdienst rund 600 Frauen und Männer zur Verfügung, von denen rund 520 aus der Landwirtschaft und von Fuhrunternehmen in der Umgebung kommen und zum Teil auch eigene Fahrzeuge zur Verfügung stellen.
Allein die zwei Start- und Landebahnen, das Vorfeld und Rollwege umfassen rund 5,6 Millionen Quadratmeter. Das sind umgerechnet mehr als 780 Fußballfelder. Das Räumen einer 4.000 Meter langen und 60 Meter breiten Piste dauert etwa eine halbe Stunde. Der Schnee – bis zu 2,2 Millionen Kubikmeter pro Saison - wird auf sechs Deponien verfrachtet.
Eisbären versprühen Glykol-Wasser-Gemisch
Wenn es besonders kalt ist, kommen auch die "Eisbären“ der Gesellschaft für Enteisen und Flugzeugschleppen am Flughafen München (EFM) zum Einsatz. Es handelt sich dabei um Spezialfahrzeuge, die mit Spritzdüsen ein Glykol-Wasser-Gemisch auf die Flugzeuge versprühen und diese so enteisen. Denn vereiste Tragflächen und Leitwerke würden die aerodynamischen Eigenschaften beeinträchtigen. Pro Stunde können bis zu 68 Maschinen von Eis und Schnee befreit werden.
Noch ist das nicht nötig, und auch Peter Goderis-Bayer kennt das Ergebnis seiner Messfahrt auf dem nördlichen Runway an diesem Tag schon, bevor es auf einem Bildschirm im Wageninneren angezeigt wird: Der Winter ist noch nicht da, es bleibt bei der Übung, und die Piste kann schnell wieder für die Flugzeuge freigegeben werden.
Tausende Tonnen Streusalz in der Stadt
In der Stadt München bereitet man sich ebenfalls bereits auf den Winter vor. Die bayerische Landeshauptstadt gilt als schneereichste Großstadt Deutschlands. Mehr als 600 Fahrzeuge stehen für den Winterdienst bereit. In Hallen lagern Tausende Tonnen Streusalz und Splitt. Geräumt und gestreut wird, wenn mehr als drei Zentimeter Schnee gefallen sind oder die Gefahr von Straßenglätte besteht. Spätestens gegen sieben Uhr sollen Straßen und Wege verkehrssicher sein. Besonders im Fokus stehen die 10.000 Fußgängerüberwege, 2.300 Haltestellen und 290 Gefahrenstellen wie etwa Bahnübergänge und Strecken mit besonderem Gefälle.
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