Passagiere stehen mit ihrem Gepäck an Check-in-Schaltern am Flughafen.
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Anfang Oktober hatten sich vor den Sicherheitskontrollen überlange Warteschlangen gebildet

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Münchner Flughafen-Chef hart im Stadtrat kritisiert

Münchner Flughafen-Chef hart im Stadtrat kritisiert

Die teils chaotische Situation am Flughafen München Anfang Oktober hatte jetzt ein Nachspiel im Münchner Stadtrat. Der Airport-Chef musste Rede und Antwort stehen – und ließ nach Meinung der Kritiker zu viele Fragen offen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Flughafenchef Jost Lammers wurde ins Münchner Rathaus einbestellt. Im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats sollte er erklären, wie es zu den massiven Problemen in den ersten Oktobertagen gekommen war, und welche Maßnahmen nun ergriffen werden, um auch das Image des Flughafens insgesamt wieder zu verbessern. Die Antworten haben die Kommunalpolitiker aber nicht zufriedengestellt.

Flughafen-Chaos nach Oktoberfest

Besonders große Schwierigkeiten hatte es am 3. Oktober gegeben. Vor den Sicherheitskontrollen im Terminal 2 hatten sich von neun Uhr bis zum frühen Nachmittag überlange Warteschlangen gebildet, die bis weit vor das Gebäude reichten. Rund 750 Passagiere verpassten ihre Flüge.

Es seien ungewohnt viele Kurzreisende mit deutlich mehr Handgepäck als üblich unterwegs gewesen, erklärte Flughafenchef Lammers den Stadträten. Wegen des Einbaus von CT-Scannern an weiteren Kontrollspuren sei aber gleichzeitig die Kapazität um zehn Prozent reduziert gewesen.

Flughafenchef: Längere Kontrollen wegen EU-Vorgaben

Zugleich hätten sich die Kontrollzeiten wegen geänderter EU-Vorgaben für die Mitnahme von Flüssigkeiten um zehn Prozent erhöht. Dann seien auch noch viele Passagiere schon bis zu acht Stunden vor dem Abflug an den Flughafen gekommen.

Und wegen Einschränkungen bei der S-Bahn S8 hätten weniger Züge, dafür aber mit jeweils bis zu 1.500 Passagieren gleichzeitig den Flughafen erreicht – auch zu Stoßzeiten mit ohnehin starkem Betrieb. Diese "Gemengelage" habe dann zu den Problemen geführt.

Stadtrat: Großer Andrang zur Wiesnzeit nicht überraschend

Das Brückentag-Wochenende zur Wiesn- und Ferienzeit mit entsprechend großem Andrang an den Sicherheitskontrollen sei aber doch nicht überraschend gekommen, lautete ein Kritikpunkt im Stadtrat. Man hätte sich somit darauf einstellen können.

Davon abgesehen liege auch sonst einiges im Argen, etwa bei der Gepäckabfertigung, hieß es weiter. So wie jeder eine Bahngeschichte habe, "haben viele inzwischen auch eine Flughafengeschichte".

Kritik: Passagiere warten zum Teil lange im Flugzeug

Thema im Stadtrat waren etwa auch Beschwerden von Passagieren, die bereits im Flugzeug sitzend lange auf den Start warten müssen, grundsätzliche Kritik der Lufthansa an den Abläufen am Flughafen München, der damit verbundene Imageschaden und die schwierige Suche nach zusätzlichem Personal etwa bei den Bodenverkehrsdiensten.

Man müsse sich über eine Fachkräftestrategie Gedanken machen, hieß es. Lammers verwies auf die erfolgreichen Bemühungen um personelle Verstärkung, der Personalstand sei wieder fast auf dem gleichen Stand wie vor Corona.

OB Reiter: Breite Unzufriedenheit mit Flughafen

Es bestehe eine "relativ breite Unzufriedenheit über die aktuelle Performance" des Flughafens, und die Geschäftsleitung denke offenbar, sie habe nichts falsch gemacht, fasste Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zusammen. Er will die Probleme jetzt im Aufsichtsrat der Flughafen München GmbH thematisieren, in dem die Stadt als Gesellschafterin vertreten ist. Sehr deutliche Fragen wolle er dort stellen und konkretere Verbesserungsvorschläge als diesmal bekommen.

Nach Wiesn: Kontrollschleusen überlastet

Speziell nach dem 3. Oktober wurden Reisende gebeten, nicht mehr früher als drei Stunden vor dem Abflug zu den Kontrollschleusen zu gehen. Passagiere wurden teilweise mit dem Bus für die Sicherheitskontrollen vom Terminal 2 ins weniger belastete Terminal 1 gebracht.

Im Stadtrat erklärte Lammers, man werde auch versuchen, die Umbauarbeiten an den Sicherheitskontrollen zu beschleunigen und den letzten Bauabschnitt von den Herbstferien auf die Zeit danach verschieben. Zugleich werde man prüfen, wo weitere Schleusen eingerichtet werden könnten.

Sicherheitskontrollen wieder in Normalbetrieb

Derzeit läuft die Abfertigung an den Sicherheitskontrollen nach FMG-Angaben wieder im Normalbetrieb. Unterdessen steigen die Passagierzahlen weiter. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 liegt der Flughafen München im dritten Quartal allerdings erst bei 89 Prozent des damaligen Passagieraufkommens.

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