Seit vier Jahren wird im Münchner Norden Bier gebraut. Die Brauerei Giesinger Bräu hat sich hier ein zweites Werk gebaut, samt Abfüllanlage. Zwölfeinhalb Millionen Euro hat die technische Ausstattung gekostet. Möglich war das auch, weil die Europäische Union geholfen hat, sagt Jonas Seidl, Geschäftsführer von Giesinger Bräu. Etwa 900.000 Euro steuerte die EU bei. Vorher hätten sie das Bier immer woanders hinfahren müssen zum Abfüllen. "Jetzt haben wir die Abfüllungsanlage direkt vor Ort. Ob wir die ohne Förderung so gebaut hätten und hätten bauen können, ist fraglich."
EU-Geld für Unternehmen, Infrastruktur, Universitäten
Geld bekam Giesinger Bräu vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). EFRE ist der größte Strukturfonds der EU. Er unterstützt vor allem Regionen und Städte in der EU, die nicht so gut entwickelt sind. So soll die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den Staaten verringert werden. Das Geld geht zum Beispiel in kleinere und mittlere Unternehmen, Museen, Universitäten, Bibliotheken und in Infrastruktur wie Straßen und den öffentlichen Nahverkehr.
Polen profitiert am meisten – Deutschland bekommt elf Milliarden
Etwas mehr als 200 Milliarden Euro sind im aktuellen Förderzeitraum – von 2021 bis 2027 – im Fördertopf. Polen erhält von den Mitgliedstaaten mit über 47 Milliarden am meisten EFRE-Geld. Deutschland bekommt rund elf Milliarden, Bayern davon wiederum rund 577 Millionen Euro. Im Freistaat fließen etwa 60 Prozent der EFRE-Mittel in die strukturschwächeren Gebiete, so das bayerische Wirtschaftsministerium.
Zur Grafik: EU-Regionalförderung bis 2027
Geld für Klima- und Umweltschutz
Strukturschwach ist der Raum München zwar nicht gerade, deshalb fördert die EU Unternehmen hier nur, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht. Deswegen erhielt auch Giesinger Bräu die Förderung. Den zweiten, neuen Brauerei-Standort haben sie deutlich energieeffizienter gebaut. Im Vergleich zum ersten Werk würden hier 35 Prozent Energie eingespart, so Geschäftsführer Seidl.
Wer EU-Förderung will, muss die Bürokratie meistern
Allerdings sei der Antrag auf EU-Förderung nicht einfach gewesen. Um die Bürokratie zu meistern, engagierte die Brauerei extra einen Fördermittel-Berater. Denn schon im Vorhinein musste alles frühzeitig durchgeplant sein. "Auch im Nachgang ist viel Aufwand zu betreiben, um die ganzen Nachweise zu erbringen: Dass die Energieeffizienz erreicht ist, dass Arbeitsplätze geschaffen wurden, dass das Projekt von den Investitionskosten genauso gelaufen ist wie geplant", erzählt Seidl. Seine Bilanz jedoch: Es habe sich gelohnt. Die EU-Förderung sei für Giesinger Bräu eine wichtige Finanzierungssäule gewesen.
Bislang nur zehn Prozent des EU-Geldes vergeben
Etwa drei Jahre ist es her, dass die Brauerei das EU-Geld ausgezahlt bekommen hat. Mittlerweile hat ein neuer Förderzeitraum begonnen. Nur zehn Prozent des neuen Geldes seien bisher gebunden, teilt das bayerische Wirtschaftsministerium mit. Vieles sei aktuell noch in der Antragsprüfung. Dass auch sie einen positiven Bescheid bekommen, darauf hoffen viele Unternehmen. Damit es nicht nur beim Giesinger Bier heißt: In jedem Bier steckt ein kleines Stück EU.
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