Ein Apotheker hält ein Rezept und ein Medikament in den Händen
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Symbolbild Apotheke und Medikamente

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Mit Beginn der Erkältungswelle: Apotheken beklagen Engpässe

Spätestens seit Herbstbeginn haben die Erkältungen zugenommen. Die Ärzteschaft rechnet dieses Jahr mit einer größeren Erkältungs- und Grippewelle. Gleichzeitig warnen bayerische Apothekerinnen und Apotheker vor Engpässen bei der Versorgung.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Fiebersäfte für Kinder, Antibiotika für Erwachsene, Blutdruck- und Schmerzmittel, Augentropfen und vieles mehr: Wenn Waltraud Feirer in diesen Tagen die sogenannte Defektliste ihrer Apotheke im niederbayerischen Simbach am Inn durchgeht, ist sie lange beschäftigt. Denn aktuell gibt es für fast 300 Medikamente Lieferschwierigkeiten. Mal wieder. Auf ihrer Liste steht dann beispielsweise: "Bestand des Wirkstoffs Metoprolol = 0".

Medikamente würden in vielen Fällen nicht ausreichen

Feirer leitet insgesamt drei Apotheken in der Region. Sie ist zugleich zweite Vorsitzende des Bezirksverbands Niederbayern des Bayerischen Apothekerverbandes. Sie sagt: Sollte es bald zu einer größeren Krankheitswelle kommen oder viele Menschen Medikamente hamstern, dann reichen diese nicht aus. Für den Herbst erwarten viele Hausärzte jedoch eine größere Grippewelle. Passenden Ersatz für fehlende Medikamente zu finden, ist für Feirer und ihre Mitarbeitenden in manchen Fällen nicht nur sehr schwierig, zudem sehr zeitaufwendig und kostspielig.

Holetschek und Apothekerverband warnen vor Knappheit

Auch der Bayerische Apothekerverband warnt bereits seit einigen Wochen vor einer möglichen Knappheit und vor Lieferengpässen in der bevorstehenden Erkältungszeit. Vorstandsmitglied Peter Sandmann sagte kürzlich im Interview mit Bayern 2: "Wenn das Erkrankungsgeschehen ähnlich wie letztes Jahr verlaufen sollte, werden wir mit Sicherheit wieder Probleme gerade im Bereich der Antibiotika und Kinderarzneimittel haben." Dass es bei einigen Arzneien eng werden könnte, erwartet auch der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

Beschaffung sei ein "ständiger Suchprozess"

Von Problemen bei der Beschaffung berichtet auch Sonja Karl, Apothekenleiterin der Dom-Apotheke in Regensburg: "Es ist ein ständiger Suchprozess", sagt sie im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. "Kommt von einem Wirkstoff Nachschub, fehlt der nächste. Das wird wahrscheinlich auch das ganze Jahr so bleiben." Ganz so dramatisch wie im vergangenen Winter dürften die Engpässe in diesem Jahr aber nicht werden, sagt Karl. Den meisten Kunden in ihrer Apotheke kann sie noch weiterhelfen - entweder durch alternative Präparate oder nach Absprache mit dem behandelnden Arzt auch durch veränderte Dosierungen.

Zudem habe sie diesmal extra viele Fiebersäfte im Vorhinein bestellt. Nur falls mehrere schwere Krankheitswellen zusammenfallen würden, rechnet Karl mit Einschnitten: "Dann müssen einige Eltern möglicherweise ohne Fiebersaft nach Hause gehen." Da ihre Apotheke nicht direkt neben oder in einem Ärztehaus liege, spüre sie eine steigende Medikamenten-Nachfrage sowieso nicht so stark wie einige ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Warnung vor dem Hamstern von Medikamenten

Medikamente zu hamstern – davon rät nicht nur die Apothekerschaft ab, sondern auch Vertreter der Kinder- und Allgemeinärzte sowie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Sie hatten zuletzt immer wieder betont, dass bei Engpässen auch die Verbraucher in der Pflicht seien: Es mache keinen Sinn, Medikamente zu horten, so der Tenor. Bei Fiebersäften zum Beispiel reiche in jedem Fall eine Tagesdosis als Vorrat.

Grund für die Engpässe: Medikamente im Ausland hergestellt

Eine nachhaltige Stabilisierung bei der Medikamentenversorgung ist aber erst mal nicht in Sicht. In den vergangenen Jahren wurde die Medikamenten-Herstellung vermehrt ins Ausland verlagert – gerade nach Asien. Kommt es da zu Störungen in den Lieferketten, ist das bei uns vor Ort zu spüren. Karl Lauterbach will zwar die Produktion wieder zurückholen – das dürfte aber noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Bayerns Gesundheitsminister Holetschek fordert daher, die Bürokratie zurückzudrängen und Apothekern mehr Möglichkeiten zur Produktion bestimmter Arzneien zu geben.

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