Nur wenige Minuten dauerte der Spontanauftritt der russischen Punkband "Pussy Riot" am Donnerstagabend vor großem Publikum in der Pinakothek der Moderne in München. Ihre Bühne war die große Treppe im Foyer des Museums. Typisch für die Band war der Auftritt drastisch.
"Kein Putin - kein Krieg"
Drei Mitglieder der Gruppe prangerten zu rhythmischen Beats und gewohnt provokant Russlands Präsidenten Wladimir Putin als Kriegsverbrecher an. Mit Strickmasken über den Gesichtern verurteilten sie die zerstörerischen Bomben auf die Ukraine und riefen zur Solidarität mit den Menschen dort auf. Sie setzten auch ein ungewöhnliches Zeichen der Verachtung: Eine der Frauen lüftete ihren Rock und urinierte auf ein Bild Putins.
Immer wieder skandierten sie Slogans wie - übersetzt - "Hey, Ihr sponsort den Krieg!". Danach zogen die drei ihre Masken ab und erschienen mit Pullovern mit eindeutiger politischer Aussage: "No Putin, No War" - "Kein Putin, kein Krieg" stand dort in knallroten Lettern.
Das ist nicht nur ein osteuropäischer Konflikt. Das ist ein Moment, in dem Europa sich selbst schützen muss (Marija Aljochina, Mitbegründerin Pussy Riot)
Berichte von Lagerhaft
Am Abend gaben die Frauen von "Pussy Riot" ein Konzert im Münchner Kulturzentrum "Bahnwärter Thiel". Dabei berichteten sie von ihren Erfahrungen in Russland. Dazu gehören auch Lagerhaft, Hausarrest und andere Repressalien. Die Gruppe war 2012 mit einem Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau berühmt geworden. Dabei protestierten Frauen von "Pussy Riot" mit Strickmasken vor dem Gesicht mit einem Punk-Gebet gegen die Politik des Kreml und schmähten wild die Kirche. Sie wurden verhaftet. Ende 2013 kamen sie frei und tauchten dann unter. Immer wieder trat die Gruppe mit scharfer Kritik am russischen Regime an die Öffentlichkeit. Vor zwei Jahren flohen sie ins Ausland.
Aktionskünstler fädelte den Auftritt ein
Auch der Aktionskünstler Wolfgang Flatz trat in der Pinakothek der Moderne mit auf. Er hatte den Besuch eingefädelt, um "Pussy Riot" durch die Retrospektive seiner Werke zu führen. Die ist zurzeit in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Kennengelernt habe er die Band 2021 bei einem Konzert im österreichischen Dornbirn, seinem früheren Heimatort, erinnert sich der Wahlmünchner. Er unterstütze das politische Anliegen der Frauen und habe großen Respekt vor ihrem Mut, sagte er: "Es gibt wenige Frauen, die solche Eier haben, dass sie aufstehen, und das öffentlich machen, in welcher politischen Gesellschaft und gefährlichen Situation wir sind". Zudem verwies der Künstler auf rechte Tendenzen in vielen Ländern Europas. "Wer jetzt nicht aufsteht, kann danach nicht sagen, 'ich habe nichts gewusst'."
Mit Informationen von dpa
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