Alles wird gerade teurer, da macht die Fernwärme keine Ausnahme. Ziemlich stark haben allerdings die Stadtwerke München (SWM) die Preisschraube angezogen: So kostet die Fernwärme in München inzwischen mehr als doppelt so viel wie noch vor einem Jahr.
Ein Blick auf Umlandgemeinden zeige, dass die Fernwärme-Preise dort wesentlich günstiger seien und vor allem auch transparenter dargestellt würden, empören sich die Münchner Linken und Die Partei aus dem Münchner Stadtrat. Dies sei zum Beispiel in Grünwald, Unterföhring, Unterhaching oder in Unterschleißheim der Fall.
Fernwärme: München doppelt so teuer wie umliegende Gemeinden
In München kostet Fernwärme für einen Drei-Personen-Haushalt aktuell gut 2.200 Euro pro Jahr. In den Umlandgemeinden gibt es dieselbe Leistung teilweise zum halben Preis. Der Grund: Die kleineren Nachbargemeinden setzen schon länger auf Geothermie, die mittlerweile deutlich günstiger ist als fossile Energieträger.
Beim Geothermie-Verfahren wird die Erdwärme aus Thermalwasservorkommen für Fernwärme genutzt. "Es scheint sich nun zu rächen, dass die SWM ihren eigenen Ausbauplänen für die Geothermie seit Jahren hinterherhinken", sagt der Linken-Fraktionsvorsitzende im Münchner Stadtrat Stefan Jagel.
Münchner Hausverwaltungen können Preise teils nachvollziehen
Iris Hammerla von der gleichnamigen Hausverwaltung kann verstehen, dass die Fernwärme aufgrund der unkalkulierbaren Energiepreise teurer wird. Allerdings würden die Stadtwerke bereits eine weitere Steigerung zum Jahreswechsel planen. Diesbezüglich werden aktuell Altverträge gekündigt und neue Verträge abgeschlossen, bestätigt auch Monika Montenbruck von der Immobilien- und Hausverwaltung Rudolf Schäfer. Mit konkreten Zahlen aber hielten sich die SWM bedeckt, so Montenbruck.
Der Grund für die weitere Steigerung zum Jahreswechsel: Im kommenden Jahr wollen die Stadtwerke weg von der Kohle und diese komplett durch Gas ersetzen. Doch der Kohleverzicht könnte vertagt werden. Im März hatten die SWM dem Stadtrat vorgeschlagen, im kommenden Winter das Heizkraftwerk Nord noch einmal mit Kohle zu betreiben. Sollte sich der Kohleverbrauch im kommenden Jahr "de facto nicht verändern", kann Iris Hammerla eine Preissteigerung nicht mehr nachvollziehen.
Fossile Brennstoffe, Müll und Geothermie: So entsteht Fernwärme
Grundsätzlich entsteht Fernwärme in einem ähnlichen Prozess wie Strom: Nämlich wenn Erdgas, Kohle oder Müll verbrannt werden. Einige Heizkraftwerke können gleichzeitig Strom und Wärme herstellen und so den fossilen Brennstoff besonders effizient ausnutzen. Über gedämmte Rohre werden Haushalte dann mit Warmwasser und Heizwärme versorgt. Die größten Anlagen sind in München das Heizkraftwerk Süd und das Heizkraftwerk Nord.
Und genau hier gibt es einen weiteren Kritikpunkt vieler Kunden: Fernwärme entsteht nämlich auch zu einem erheblichen Teil aus Energie von Müllverbrennungsanlagen. Preiserhöhungen würden aber immer nur mit dem Anstieg des Kohle- und Gaspreises begründet.
SWM erklärt Preissteigerung mit teuren Rohstoffen
Die Münchner Stadtwerke (SWM ) erklären den Preisanstieg mit den teuren Rohstoffen und den insgesamt deutlich gestiegenen Energiepreisen an den Weltmärkten. "Bekanntlich waren die Marktpreise für Erdgas und Kohle im Lauf des vergangenen Jahres extrem angestiegen (bis zu 500 Prozent) und bewegen sich nicht zuletzt auch aufgrund des Ukrainekrieges derzeit weiter auf sehr hohem Niveau."
Die Fernwärmepreise sind laut SWM zwischen Mitte 2019 und Ende 2020 durchgängig gesunken. Seit Anfang 2021 hätten die Preise dann allerdings als Reaktion auf den Energiemarkt wieder angezogen. Die SWM betonten, dass man die Preissteigerung durch die höheren Rohstoffpreise nicht beeinflussen könne. "Sollten die Rohstoffpreise wieder sinken, wird sich das auch auf die Fernwärmepreise auswirken.", so die SWM in ihrer Antwort auf die BR24-Anfrage.
Die Linke im Stadtrat hat eine BR24-Anfrage bislang unbeantwortet gelassen.
Auch andere Stadtwerke erhöhen Fernwärme-Preise
Auch in anderen bayerischen Städten wird Fernwärme derzeit teurer. Bei den Augsburger Stadtwerken heißt es: "Natürlich gab es auch in diesem Jahr bereits Preiserhöhungen und so, wie sich die Energiepreise entwickeln, ist ein Ende der Fahnenstange nicht in Sicht."
Ebenso werden in Würzburg die "marktlichen Veränderungen" berücksichtigt, demensprechend hätten sich die Preise um rund 20 Prozent erhöht. In Nürnberg wurden die Fernwärme-Preise um rund acht Prozent angehoben.
Die Verbraucherzentrale Bayern beobachtet diese Entwicklung mit Sorge und befürchtet, dass manche Verbraucher bei diesen extremen Preissteigerungen künftig Zahlungsschwierigkeiten bekommen werden.
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