Flüchtlingskind mit Koffern im Luisengymnasium
Bildrechte: Luisengymnasium München
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Münchner Gymnasium: Flüchtlingsunterkunft wird wieder zur Schule

Münchner Gymnasium: Flüchtlingsunterkunft wird wieder zur Schule

Das Luisengymnasium in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs wird nach einer Woche als Flüchtlings-Notunterkunft wieder zur Schule. Bis Montag wird auf- und umgeräumt. Ein erneuter Distanzunterricht soll nun in München vermieden werden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Die Nachricht war kurz vor dem Ende der Faschingsferien gekommen: Am Münchner Luisengymnasium gibt es erneut Distanzunterricht – aber nicht wegen Corona. Weil immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine am nahen Hauptbahnhof strandeten, wurde die Schule vorübergehend zur Flüchtlings-Notunterkunft. Und zwar für alle, die nach einer Nacht in andere Länder und Städte weiterreisen.

Zwischenstation auf der Flucht

Zu den fast 300 Menschen, die dort allein vergangene Nacht untergebracht waren, gehörte ein Mann, der seine Familie mit dem Auto über Moldawien und Rumänen nach München gebracht hatte – als Zwischenstation auf dem Weg nach Spanien. Die Adresse des Gymnasiums hatte er im Internet gefunden. "Am Anfang haben wir uns schon gewundert, dass es eine Schule ist", erzählte er mit Hilfe einer Dolmetscherin. Aber sie seien dann hergekommen, weil es hier eine Übernachtungsmöglichkeit und etwas zu essen gegeben habe.

Lehrer helfen in ihrer Freizeit

In der Aula wurden die Geflüchteten bis zuletzt mit dem Nötigsten versorgt. Bei der Ausgabe der Hilfsgüter haben auch Lehrkräfte mitgeholfen: "Bei der ganzen Ohnmacht" tue es einfach gut, irgendetwas machen zu können – "und wenn es ist, einem Mädchen eine rosa Zahnbürste rauszusuchen“, sagt Judith Storz. "Man versucht, sich halt nützlich zu machen“, ergänzt Lehrerkollege Thomas Spindler, der an seinem freien Tag Essen ausgegeben hat.

Rund 30 Eltern im Einsatz

In der Mensa sind auch Eltern im Einsatz. Rund 30 Mütter und Väter hatten sich in Helferlisten eingetragen, als die Schule ihrer Kinder zur Notunterkunft für Flüchtlinge wurde und somit nach zwei Corona-Lockdowns wieder Home-Schooling anstand.

Barbara Osterloher nahm es locker. Jetzt habe es ohnehin schon so viel Distanzunterricht gegeben, meinte sie. Wenn man nun etwas Gutes damit tun könne, "dann rechnet es sich." Natürlich bedeute es für die Eltern eine erneute Belastung, sagt Klaus Galensa. Aber die meisten seien doch begeistert, "dass die Schule sich so engagiert und in die Bresche springt."

Durchsagen von ukrainischstämmigem Schüler

Im Luisengymnasium war für die Schüler eine Notbetreuungsgruppe eingerichtet. Dort nahm auch Artem am Online-Unterricht teil, der ursprünglich aus der Ukraine stammt. Er war sogleich als Dolmetscher für die Flüchtlinge gefragt. "Ich helfe Leuten, die zum Beispiel die Packungsbeilage von Medikamenten nicht verstehen oder nicht wissen, wo sie hingehen müssen", sagt er dem BR. Dazu hat er über die Lautsprecheranlage ukrainische Durchsagen gemacht und geflüchtete Kinder zu schulischen Angeboten wie einer Malwerkstatt eingeladen.

Erfahrung durch Corona-Lockdown

Eltern, Schüler, Lehrkräfte – alle hätten die Lage "in beeindruckender Weise bewältigt" und sich unglaublich schnell mit der Situation arrangiert, resümiert Schulleiterin Gesa Hollauf. Dabei geholfen habe die mittlerweile große Erfahrung mit dem Distanzunterricht. Zudem gab es die Zusicherung der Stadt, dass es – anders als bei Corona – wirklich bei einer Woche Ausnahmesituation bleiben soll. Tatsächlich wird jetzt aus der Notunterkunft wieder eine Schule.

Präsenzunterricht startet am Montag

Natürlich sei das Haus "intensiv bewohnt" worden und in einem Zustand, "der erst mal ordentlich Aufräumarbeiten nach sich zieht", so die Direktorin. Auch in der Mensa stehe eine Grundreinigung an, erzählt Mitarbeiterin Bianca Cergar, die ebenfalls eine Zeit mit vielen Herausforderungen und langen Arbeitstagen hinter sich hat. "Aber man macht es gern", versichert sie. Das Auf- und Umräumen wird nun über das Wochenende erledigt. Am Montag um acht Uhr soll jedenfalls pünktlich wieder der Präsenzunterricht starten.

Platz gesucht für Unterkünfte und Integrationsarbeit

Auch an anderen Münchner Schulen soll erneuter Distanzunterricht vermieden werden. Die Stadt will deshalb bei Notunterkünften eher auf Turnhallen von Berufsschulen und auf eine neue Grundschule in Pasing setzen, die erst im Herbst in Betrieb geht.

Für die Integrationsarbeit von länger in München verweilenden Flüchtlingen brauche man ebenfalls Platz, betont Stadtschulrat Florian Kraus. Es gebe Überlegungen, ukrainische Kinder von geflüchteten ukrainischen Lehrkräften unterrichten zu lassen. Und man benötige Räume für Deutschkurse. Diese seien schließlich Voraussetzung, um die Kinder später in deutsche Klassen integrieren zu können.

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