Für Mustafa Celik soll es gleich in den Münchner Untergrund gehen. Er steht an der Lindwurmstraße und legt sich Schutzanzug und Helm an. Doch bevor er durch den Gullydeckel steigen darf, muss sein Kollege Yusuf Kacar sicherstellen, dass in der Kanalisation keine gefährlichen Gase sind. Deswegen lässt er ein spezielles Messgerät an einem Seil ab. Wenn die Werte auf dem Display gleich zu hoch sind, ist der Abstieg zu gefährlich.
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Die Kanalwache pflegt 2.400 Kilometer Kanalnetz in München
Celik und Kacar arbeiten für die Münchner Stadtentwässerung. Gemeinsam mit gut 20 Kollegen sorgen sie dafür, dass die Kanäle und Gullydeckel im Stadtgebiet funktionieren. Deswegen sind sie das ganze Jahr über im Einsatz, reinigen Kanaleinstiege, saugen Dreck aus Auffangbehältern und lösen Verstopfungen in den Leitungen. Keine einfache Aufgabe. Unterhalb von München erstreckt sich ein Kanalnetz von über 2.400 Kilometern Länge. Mustafa Celik ist seit anderthalb Jahren mit seinem Team unterwegs: "Es macht mega viel Spaß mit den Jungs und den Kollegen. Mit Lust und Laune komm ich hier her, das ist brutal."
24-Stunden-Hotline für Probleme mit dem öffentlichen Kanalnetz
Regelmäßig reinigt die Stadtentwässerung alle Gullydeckel im Stadtgebiet. Trotzdem kann es nach Regenfällen zu Verstopfungen kommen. Für solche Fälle gibt es eine Service-Hotline, unter der Münchnerinnen und Münchner rund um die Uhr Probleme melden können. Am anderen Ende der Kanalwache-Hotline sitzen Ertugrul Günes und Karsten Wegner. Die Vielfalt der Probleme, die sie beheben müssen, ist groß.
In der Zentrale der Münchner Stadtentwässerung nehmen Ertugrul Günes und Karsten Wegner die Anrufe über die Hotline der Kanalwache entgegen.
Nach Regenfällen immer wieder Meldungen über verstopfte Gullys
Die Kanalwache hilft etwa auch bei Autoschlüsseln, die durch einen Gullydeckel gefallen sind, feststeckenden Katzen oder bei Gestank, der aus öffentlichen Kanälen kommt. In der vergangenen Nacht sind in München gut 15 Liter Regen gefallen. Das könnte den Tagesplan noch durcheinanderwerfen: "Wenn es viel regnet, kommen oft Anrufe wegen verstopfter Gullys, und die müssten wir dann bevorzugt behandeln, damit die Straße wieder richtig entwässert wird", erklärt Günes.
Reinigung und Wartung schützen Kanäle vor Verfall
Yusuf Kacar zieht das Gaswarngerät nach oben und schaut sich das Display an: "Passt!", sagt er, "Da sieht man alle Werte, dass die alle in Ordnung sind." Grünes Licht für seinen Kollegen Mustafa Celik: Mit einer Hochdruckreiniger-Lanze steigt er ab und säubert den Untergrund. Wenn er fertig ist, können später die Schlosser, die schon oben warten, mit ihrer Wartungsarbeit im Kanalnetz beginnen. Die Reinigung der Kanäle ist wichtig, denn: "Nach einer Zeit werden sie beschädigt, es gibt Materialversagen oder üble Gerüche, was halt auch nach draußen kommen könnte", erklärt Celik.
Per Telefon bekommt Yusuf Kacar die Informationen zur Störungsmeldung aus der Zentrale.
Eilige Störungsmeldungen unterbrechen die regulären Arbeiten
Während Celik noch in der Kanalisation arbeitet, klingelt bei seinem Kollegen Yusuf Kacar an der Oberfläche das Telefon – es ist die Zentrale. Kacar macht sich auf einem Block Notizen und erklärt: "Jetzt haben wir eine Störungsmeldung bekommen, bei der Blumenstraße 6, da sind die Straßenabläufe verstopft". Sobald das Team in der Lindwurmstraße fertig ist, wollen sie dorthin aufbrechen. Wie groß das Ausmaß der gemeldeten Störung ist, sehen sie erst vor Ort.
Gut 1.000 Meldungen pro Jahr
Etwa 1.000 Meldungen kommen jedes Jahr über die Hotline und das dazugehörige Online-Portal (externer Link) bei der Kanalwache an. Die Experten prüfen zunächst, ob es sich bei dem betroffenen Kanal wirklich um einen öffentlichen handelt und schicken dann ein Team vorbei. Nachts und am Wochenende ist die Kanalwache in Bereitschaft und schafft es in der Regel auch dann, in ein bis zwei Stunden vor Ort zu sein.
Spritzwasser wegen verstopfter Gullys
Das Team von Yusuf Kacar ist inzwischen in der Blumenstraße angekommen: Hier staut sich das Wasser tatsächlich am Straßenrand auf einer Strecke von gut 15 Metern. Wenn hier ein Auto durchfährt, spritzt das Wasser unvermeidbar bis auf den Gehweg. Kacar findet den Gullydeckel: "Wir lassen erstmal das Wasser ablaufen, dass wir besser arbeiten können." Danach holt das Team den überfüllten Auffangbehälter raus, saugt den Inhalt mit dem LKW ein und montiert wieder alles. Kacar ist zufrieden: "Die Störung ist behoben und wird jetzt lange Zeit nicht mehr verstopft." Das Team fährt weiter zum nächsten Auftrag – bis die nächste Störungsmeldung kommt.
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