Die Münchner Polizei warnt vor einer aktuellen Betrugsmasche, mit der unbekannte Täter bei hiesigen Unternehmen bereits über eine Million Euro erbeutet haben. Wie der Leiter des für Cyberkriminalität zuständigen Kommissariats, Armin Hirsch, berichtet, hacken sich die Täter auf eine noch nicht geklärte Art und Weise in den E-Mail-Verkehr von Unternehmen ein und beobachten teilweise monatelang die ein- und ausgehenden Schreiben und Rechnungen. Mit diesem Wissen manipulieren die Betrüger dann die Kommunikation.
Emails werden manipuliert
Mails von Geschäftspartnern des angegriffenen Unternehmens werden - zunächst unbemerkt - in den Spam-Ordner geschoben. Fortan schlüpfen die Täter in die Rolle des Geschäftspartners und manipulieren Rechnungen mit geänderten Bankverbindungen zu ihren Gunsten. Die Opfer bemerken den Betrug nicht, weil sie in der Annahme sind, sich weiter mit dem bekannten Geschäftspartner auszutauschen, und dass sich nur das Überweisungskonto für die berechtigten Rechnungen ändert.
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Vier Fälle in zwei Wochen
In vier Fällen haben Unternehmen aus der Landeshauptstadt den Betrügern insgesamt 1,2 Millionen Euro auf Konten in Großbritannien und Polen überwiesen. Erst als die echten Geschäftspartner die nicht bezahlten Rechnungen anmahnten, flogen die Manipulationen auf.
Es handele sich nicht per se um eine neue Betrugsmasche, so Hirsch, das Phänomen sei europaweit bekannt; aber so viele Fälle in so kurzer Zeit (vier Fälle in zwei Wochen) mit einer solchen Schadenssumme habe die Münchner Polizei noch nicht auf dem Tisch gehabt, das ist dann also doch neu für die Polizei in der Landeshauptstadt.
Täter sitzen vermutlich in Vietnam oder Laos
Zumindest in einem Fall, einer geschädigten Bekleidungsfirma, konnte das Kommissariat erfolgreich helfen. Durch die zeitnahe Anzeige und das schnelle Eingreifen von Banken und Polizei sei es möglich gewesen, die gesamte Betrugssumme von 700.000 Euro zurückzuholen. Die Täter werden in Laos oder im benachbarten Vietnam vermutet. Wie sie ihre Opfer in Europa und in München aussuchen, ist nicht bekannt.
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