Rund 30 Beschäftigte aus dem Einzelhandel haben sich am 11. März bei einer Verdi-Versammlung in München zusammengetan. Sie sagen ganz klar "Nein" zu den Überlegungen der bayerischen Staatsregierung. Die diskutiert mehrere sogenannte "Shoppingnächte" im Jahr. An ihnen soll Einkaufen bis spätnachts erlaubt sein. Außerdem sollen digitale Kleinsupermärkte, bei denen man seine Ware selbst scannt, rund um die Uhr geöffnet sein.
Schleichende Aufweichung des Ladenschlussgesetzes befürchtet
Die Beschäftigten machen sich Sorgen. Sie befürchten, dass zusätzliche Shoppingnächte der Türöffner einer dauerhaften Änderung seien. Denn so ähnlich erlebte das Horst Eilken, der seit 43 Jahren im Einzelhandel arbeitet und mittlerweile Betriebsrat bei den NK Südfilialen Edeka ist, schon einmal: "Als ich angefangen habe, hatten wir noch normale Zeiten: Samstag bis 14 Uhr, dann Samstag auch bis 18.30 Uhr. Irgendwann kam dann die Idee mit einem langen Donnerstag, um den Leuten, die arbeiten, die Möglichkeit zu geben, länger einkaufen zu gehen. Nur als Test hat man uns das damals verkauft. Dann hat man den Test weiterlaufen lassen. Dann kam der Freitag, dann hat man den Samstag noch dazu genommen und was ist jetzt passiert: Wir haben die komplette Woche bis 20 Uhr geöffnet." Eine solche schleichende Aufweichung des Ladenschlussgesetzes fürchteten die meisten Anwesenden bei dem Verdi-Treffen.
Betroffene: Pläne nicht umsetzbar
Generell fehle im Einzelhandel jetzt schon Personal, meint Edeka-Mitarbeiter Eilken. Das liege neben der schlechten Bezahlung auch an den Arbeitszeiten. Längere Öffnungszeiten sind laut ihm gar nicht möglich, "weil man kaum Leute findet, die bis 20 Uhr abends arbeiten. Wenn wir jetzt noch länger öffnen - wie soll das funktionieren, wer soll das machen?"
Neben weiteren von der CSU angedachten langen Shoppingnächten wollen die Freien Wähler sogenannte digitale Kleinsupermärkte. Diese sollen rund um die Uhr, dafür aber ohne Verkaufspersonal, geöffnet haben. Marion Maurer, Mitarbeiterin einer Kauflandfiliale, hält das für unmöglich: "Auch diese Läden müssen aufgefüllt werden, geputzt werden, und wenn mit der Technik etwas nicht funktioniert, braucht es auch Personal."
Familienunfreundlicher Arbeitsplatz
Ein großes Problem sahen die Anwesenden auf der Verdi-Versammlung auch für Familien, besonders für Alleinerziehende. Die Betreuung von Kindern wäre noch schwieriger. Für Verkäuferin Marion Maurer würde das ihr Familienleben nochmal verschlechtern: "Ich habe eine Familie gegründet, um mit ihr Zeit zu verbringen. Werden die Zeiten nochmal ausgeweitet, kann ich nicht mal mehr abends mit meiner Tochter essen oder ins Kino gehen. Das wäre schon traurig."
Entschieden hat die bayerische Politik bislang weder weitere lange Shoppingnächte, noch digitale Miniläden. CSU-Fraktionschef Holetschek kündigte bereits an, dass die Entscheidung ein "längerer Prozess" werde.
Dieser Artikel ist erstmals am 11. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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