Rund 20 Menschen trafen sich am Montagabend auf dem Vorplatz des Würzburger Kiliansdoms. Jeder von ihnen hielt eine Kerze in der Hand und schwieg eine halbe Stunde lang - für Frieden in Israel und Gaza. Laute Gebete gab es in Würzburg nicht.
"Es ist ein Schweigen, was offen ist für Gebet", erklärt Michael Stolz vom interreligiösen Gesprächskreis Würzburg, der zu der Veranstaltung geladen hat. Das Schweigen sei aber auch für Menschen offen, die keiner Religion angehören, die etwa nur etwas Höheres im Leben vermuten. Es ist nicht der erste Kreis dieser Art, Menschen verschiedener Glaubensrichtungen nehmen teil, auch Juden und Muslime, die der Krieg in Israel und Gaza oftmals besonders trifft.
Kritik und Absage in München
Eigentlich hätte am Montag auch auf dem Marienplatz der Landeshauptstadt München ein interreligiöses Event für Frieden stattfinden sollen. Ein Friedensgebet mit Vertretern verschiedener Religionen, christlichen, jüdischen und muslimischen Geistlichen. Initiiert auch vom Münchner Muslimrat.
Und das sorgte für Kritik. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Volker Beck und das Münchner "Linke Bündnis gegen Antisemitismus" warfen dem Muslimrat eine "Nähe zu islamistischen Gruppierungen wie Ditib, Millî-Görüş und der Muslimbruderschaft" vor. Am Ende stand die Absage des Friedensgebets in München. Bei so manchem anderen vor Ort sorgte dies für Bedauern. Der Münchner Imam Benjamin Idriz sprach von "einer sehr bitteren Erfahrung".
Kritiker Beck begrüßte die Absage. An sich sei es ein schöner Gedanke, wenn Muslime, Christen und Juden gemeinsam für Frieden beten. Allerdings sei es beispielsweise mit Blick auf die Situation in Israel und Gaza kein Frieden, wenn Angegriffene und Angreifer auf eine Stufe gestellt würden. "Das wäre eine Rechtfertigung des Angriffs. Oder wenn man den Angegriffenen zum Niederlegen der Waffen auffordert, sobald er sich wehrt. Dass dieses Friedensgebet hier eine klare Haltung hat, konnte ich nicht erkennen."
Würzburger Organisator: "Wir sind ein kleineres Format"
Von solchen oder ähnlichen Spannungen in Würzburg kann Michael Stolz vom interreligiösen Gesprächskreis nicht berichten, erklärte er dem BR. Bei vergangenen Friedens-Veranstaltungen in Würzburg seien Vertreter verschiedener Religionen vor Ort gewesen, darunter auch muslimische und jüdische Vertreter.
Die Tatsache, dass das Zusammenkommen in Würzburg anders als in München bisher gut funktioniert hat, möchte er aber nicht mit Würzburger Besonderheiten erklären. Es gebe auch hier, wie überall, "Querköpfe und Dummleute", auch wenn man in der Stadt tatsächlich ein recht entspanntes Miteinander habe.
Er sieht für das Gelingen der Friedensaktion andere Gründe: "Wir sind ein kleineres Format. Und wir sind nicht die obersten Spitzen der verschiedenen Religionen, sondern wir sind interessierte Menschen aus verschiedenen Religionen", erklärt Stolz. Für die Zukunft würde er sich noch mehr Beteiligung der Bevölkerung wünschen, gerne auch von Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens. Man denke derzeit darüber nach, den Schweigekreis künftig zu einer regelmäßigen Veranstaltung am Montag zu machen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!