Unbekannte Täter verübten in der Nacht zum 23. Oktober einen Anschlag auf die Geothermie Grünwald: Fernwärmeleitungen, die gerade im Perlacher Forst verlegt werden, wurden schwer beschädigt. Außenhülle und Dämmmaterial sind verbrannt. Das führt nun zu deutlichen Verzögerungen bei dem Projekt. Zugleich wirft der Fall viele Fragen auf: Steckt ein politisches Motiv dahinter? Gibt es einen Zusammenhang mit anderen ähnlichen Taten in der jüngeren Vergangenheit, wie mehreren Brandanschlägen in Oberbayern?
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Erst die Cyberattacke, dann der Angriff auf die Leitungen
Beim Ortstermin im Wald wirkt Geschäftsführer Andreas Lederle immer noch beinahe fassungslos, wenn er sich an die besagte Nacht erinnert. "Eine ganz eigentümliche Situation" sei das gewesen: stockdunkel, überall Blaulichter, und dann der Gedanke, dass das schon der zweite Anschlag ist. Nach einer Cyberattacke, die wohl "aus den entsprechenden Ländern" kam, folgte nun der "physische Angriff vor der Haustür", wie Lederle sagt: Das gebe "einem schon viel zu denken".
Die betroffene Geothermietrasse durch den Perlacher Forst ist knapp fünf Kilometer lang und soll noch mehr Fernwärme von Laufzorn in der Gemeinde Oberhaching nach Grünwald bringen. Denn die Nachfrage ist dort groß. Schon jetzt sind laut Lederle zwei Drittel der Gebäude angeschlossen. Die Verstärkung des Leitungsnetzes soll "die Versorgungssicherheit auf Generationen sicherstellen".
Wartezeit für Ersatzteile liegt bei drei bis sechs Monaten
Noch liegen die Leitungen mit einem Durchmesser von 35 Zentimetern offen in einem Graben. An drei Stellen – jeweils im Abstand von einigen hundert Metern – wurden sie in Brand gesetzt. Wie verbrannte Baumstämme sehen sie aus. Auch Armaturen, mit denen sich Leitungsabschnitte etwa während Wartungen abstellen lassen, sind schwer beschädigt und ragen verkohlt aus den Leitungen. "Das ist keine Lagerware", erklärt Andreas Lederle. Bis man Ersatz bekomme, könne das drei bis sechs Monate dauern.
Hoher Sachschaden, aber kein Versorgungsengpass
Den Schaden beziffert der Geschäftsführer der Geothermie Grünwald auf 600.000 Euro. Ende des Jahres sollte die neue Leitung in Betrieb genommen werden: Der Anschlag "wirft uns mindestens bis April zurück". Zu einem Versorgungsengpass werde es trotzdem nicht kommen, versichert Lederle, die Kunden würden vom bestehenden System sicher beliefert.
Möglicher Zusammenhang mit weiteren Brandanschlägen?
Wer hinter der Tat steckt? Darüber kann Lederle nur spekulieren. Die Münchner Polizei hat nun noch einmal einen Zeugenaufruf gestartet. Auch im Wald hängen Flugblätter, auf denen um Hinweise zu der Brandstiftung gebeten wird. Die Generalstaatsanwaltschaft hat sich ebenfalls eingeschaltet. Sie gehe "allen Ermittlungsansätzen nach", heißt es und ermittelt auch wegen Extremismus-Verdachts. Aufgrund der Tatumstände sei von einem solchen Hintergrund auszugehen, sagte ein Sprecher der Behörde am Freitag. Konkrete Details dazu nannte er aber nicht.
Ebenso seien "mögliche Zusammenhänge zu anderen Brandanschlägen Gegenstand der Ermittlungen". In Egling zum Beispiel wurden in der gleichen Nacht Baumaschinen beschädigt, wenige Tage später traf es einen Eisenbahn-Kran in Unterföhring.
Geschäftsführer will Sicherheitssysteme verbessern
Unterdessen macht man sich bei der Geothermie Grünwald auch Gedanken über mögliche Präventionsmaßnahmen. Man werde auf jeden Fall die Abwehr- und Sicherheitseinrichtungen "nochmal überdenken und verbessern", kündigt Andreas Lederle an. Das betreffe alle Produktionsstandorte des Unternehmens, "das ist jetzt der Weg, den wir gehen".
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Mit Informationen der dpa
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