Luftaufnahme nach dem Donau-Hochwasser im Sommer 2013 in Niederbayern (BR-Archiv)
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Donau-Hochwasser im Sommer 2013 in Niederbayern - vielerorts waren Öltanks ausgelaufen

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Nach dem Hochwasser: Wie regenerieren sich Felder und Wiesen?

Ölverseuchte Äcker, tote Regenwürmer, rissige Erde – so sah es aus nach dem Donau-Hochwasser im Sommer 2013 in Niederbayern. Die bange Frage damals: Können die Landwirte auf den Flächen jemals wieder Getreide oder Gemüse anbauen?

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Hüfthoch standen im Juni 2013 die braunen Fluten in Gewächshäusern voller Tomaten, Gurken und Zucchini und auf dem Feld, auf dem jetzt Rosenkohl und Salatköpfe wachsen. Die Biogärtner Hans und Rosemarie Haushofer aus Niederalteich an der Donau dachten damals ans Aufhören. Sie befürchteten, dass Öko-Anbau auf den ölverseuchten Böden auf Jahre unmöglich sein würde.

  • Zum Artikel: Deichrückverlegung bei Niederalteich hat begonnen

Ölverseuchter Boden: Gärtnerei vor dem Aus?

Jedes ihrer Gewächshäuser hatte damals einen eigenen Ofen mit eigenem Öltank. Der Tank im Gurken-Gewächshaus war durch die Überflutung umgefallen und ausgelaufen, das Heizöl hatte sich überall auf den Böden abgelagert. Es roch nach Öl im Gewächshaus, und die Belastung mit Mineralölkohlenwasserstoffen war nach einer ersten Bodenuntersuchung hoch. "Das schlimmste aber war das Heizöl von Häusern in der Nachbarschaft, das sich dann auf unseren Gemüsefeldern im Boden festgesetzt hat", erinnert sich Hans Haushofer.

Tote Regenwürmer nach der Flut

Kein Einzelfall. Bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) meldeten sich besorgte Landwirte, die ganze Knäuel toter Regenwürmer in den Fahrrinnen auf ihren Zuckerrübenfeldern fanden. War der Boden auf Jahre unfruchtbar? Roswitha Walter von der LfL, Expertin für Bodentiere, hat 2013 die Flächen an der Donau nach der Flut begutachtet und nach Regenwürmern gegraben. Um herauszufinden, wie es den noch lebenden Tieren unter der Erde geht.

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Expertin für Bodentiere: Roswitha Walter von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft

Regenwurmpopulation hat sich schnell erholt

Das Ergebnis war erstaunlich. Auf den überfluteten Äckern fand sie, als das Wasser wieder zurückgegangen war, ebenso viele Individuen wie auf nicht-überfluteten Kontrollflächen. Auch die Artenvielfalt war die gleiche. Die Erklärung der Expertin: "Regenwürmer haben viele Strategien, um so was zu überdauern. Sie können tiefer runtergehen, sie können in Sommerschlaf gehen und ihren Stoffwechsel drosseln, denn Regenwürmer sind im Frühjahr und Herbst aktiv. Und sie können auch den Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen." Wenn eine Überflutung nicht zu lange dauere, sei sie kein Problem für Regenwürmer.

Hilfreiche Mikroorganismen im Acker

Auch der dünne Ölfilm auf den Feldern hat den Regenwürmern nicht geschadet, weil die Landwirte nach dem Hochwasser die obersten Bodenschichten vertikutiert hatten: um Sauerstoff einzutragen und die mikrobielle Aktivität anzuregen. Die Bodenbakterien konnten dann ganze Arbeit leisten. Schon bei einer Beprobung im Juli 2013, etwa sechs Wochen nach der Flut, war in der Biogärtnerei der Haushofers nur noch das Gurken-Gewächshaus mit Mineralölkohlenwasserstoffen belastet. Auf allen anderen Flächen lagen die Messungen unter der Bestimmungsgrenze. Und im Februar 2014 war auch im Gurkenhaus nichts mehr zu finden.

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Weil ihre landwirtschaftliche Böden durch Öl verschmutzt waren: Hans und Rosemarie Haushofer aus Niederalteich dachten damals ans Aufhören

Bio-Gärtnerei wird weiter betrieben

Deshalb spricht Gärtnerin Rosemarie Haushofer von einem Wunder: "Wir hatten Millionen von Helfern, nämlich die Bodenbakterien." Die waren offensichtlich so aktiv, dass die das Öl zersetzt haben. Die Haushofers konnten ihre Bio-Gärtnerei weiter betreiben - bis heute.

Die schnelle Regeneration der Böden nach dem Donau-Hochwasser lässt sich allerdings nicht verallgemeinern. Wenn Boden im großen Stil abgeschwemmt wird oder andere Schadstoffe mitmischen, kann eine Flut auch ganz andere Auswirkungen auf landwirtschaftliche Flächen haben.

Die Landesanstalt für Landwirtschaft hat die Ergebnisse der Untersuchungen von 2013 und 2014 veröffentlicht in einer Broschüre.

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