Ein Edelkrebs aus dem Rottachsee, kurz bevor der schwäbische Fischereifachberater Oliver Born ihn in den Klosterweiher in Irsee entlässt.
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Kampf um den Erhalt des heimischen Edelkrebses

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Krebspest: Kampf im Allgäu um den Edelkrebs

Der Edelkrebs ist in Deutschland bedroht, vor allem durch einen Pilz, den invasive Arten einschleppen. Durch einen Ausbruch der Krebspest im Alatsee im Allgäu wird deutlich, wie wichtig Schutzmaßnahmen sind, um die Art langfristig zu erhalten.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Im Alatsee bei Füssen im Allgäu wütet aktuell die Krebspest. Eine DNA-Probe brachte laut dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt Kempten diese Woche Gewissheit, dass die Pilzerkrankung der Grund dafür ist, dass seit zwei Wochen in dem See zahlreiche verendete Edelkrebse gefunden werden. Die Stadt Füssen hat ein Verbot aller Freizeitaktivitäten wie Baden, Angeln, Boot- und SUP-Fahren sowie auch das Baden von Hunden am Alatsee und umliegenden Gewässern verboten, um die heimische Krebsart zu schützen. Denn die Tiere und die Sportgeräte könnten die für Edelkrebse hochansteckende Krankheit in andere Gewässer weitertragen.

"Natürliche Kältesperre" für eingeschleppte Arten verschiebt sich

Krebse unterliegen dem Fischereirecht. Und auch bei den hier zuständigen Verbänden und Behörden bereitet ein Ausbruch wie der am Alatsee den Verantwortlichen große Sorgen. Der geschützte Lebensraum des Edelkrebses werde nämlich zunehmend kleiner, weil sich die Gewässer durch den Klimawandel erwärmten, sagt Johannes Schnell vom bayerischen Landesfischereiverband (LFV).

Das begünstige die Ausbreitung eingeschleppter nordamerikanischer Krebsarten wie dem Signalkrebs, der einerseits die Krebspest übertrage, aber selbst weitgehend immun dagegen sei. Die "natürliche Kältesperre" für diese Arten verschiebe sich immer mehr in höhere Lagen – zum Nachteil des Edelkrebses, der sich auch in kälterem Wasser wohlfühle.

Signalkrebs im Lech bereits stark verbreitet

Etwa im Lech bei Landsberg hat sich der Signalkrebs bereits massiv ausbreitet. Sven Lüttgens und Fridolin Guggenmos vom Fischereiverein Penzing fangen sie dort zahlreich, etwa 50 Stück sind es an diesem Morgen in fünf kleinen Reusen. "Wir haben vor vier, fünf Jahren noch vereinzelt Edelkrebse gefangen, jetzt fangen wir wirklich nur noch Signalkrebse, die sich unwahrscheinlich verbreitet haben", sagt Lüttgens.

Zumindest kann man auch den Signalkrebs in der Küche verarbeiten: "Der ist genauso essbar wie der Edelkrebs und schmeckt sehr gut, wenn man ihn richtig zubereitet", sagt Lüttgens. Dem Verschwinden heimischer Krebse wollen die Fischer aber trotzdem nicht tatenlos zusehen. In geschlossenen Gewässern wie Weihern und Teichen ist es aber noch möglich, die Edelkrebse zu erhalten oder auch neu anzusiedeln. Der Fischereiverein setzt sie in zwei seiner gepachteten Weiher aus.

Aufbau geschützter Populationen

Auch am Klosterweiher in Irsee bei Kaufbeuren versuchen Oliver Born und Mario Pfaudler von der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben einen neuen Edelkrebs-Bestand aufzubauen. Hunderte Exemplare haben sie in dieser Woche ausgesetzt. Sie stammen aus dem Rottachsee, wo es noch einen hervorragenden Bestand der größten heimischen Flusskrebsart gibt. Wenn die einzelnen Populationen auf möglichst viele Gewässer verteilt sind, so das Kalkül, könne der Bestand der Art vielleicht langfristig gesichert werden, sagte Fischereifachberater Oliver Born dem BR; wenn die Krebse dort unter sich bleiben.

Auch Pestizide sind eine Gefahr für Krebse

"Das ist die wichtigste Botschaft an alle, die Signalkrebse in Aquarien oder Gartenteichen halten, dass diese Krebse auf gar keinen Fall irgendwo ausgesetzt werden dürfen", sagt Born. Das sei erstens verboten und zweitens "unheimlich gefährlich für unsere Edelkrebsbestände, weil diese nicht heimischen Krebse in aller Regel die Krebspest tragen". Eine zusätzliche Gefahr seien Pestizide aus der Landwirtschaft, auf welche die Tiere sehr empfindlich reagierten. Ein weiterer Fall zahlreicher verendeter Krebse im Giebelbach in Lindau erst diese Woche sei höchstwahrscheinlich auf eine solche Ursache oder einen anderen Schadstoffeintrag zurückzuführen, so Born. Den hier handelte es sich bei den toten Krebsen ausschließlich um Signalkrebse.

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