Nachhaltiges Reisen in Niederbayern: der Landgasthof Hahn bei Landshut.
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Nachhaltiger Tourismus: Wofür stehen "grüne Siegel"?

Nachhaltiger Tourismus: Wofür stehen "grüne Siegel"?

Neben der Sternebewertung führen immer mehr Hotels sogenannte Eco-Labels - grüne Siegel also, die eine nachhaltige Ausrichtung belegen sollen. Davon gibt es mittlerweile hunderte. Wofür stehen sie und was können die Gäste erwarten? Ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Sterne sucht man vergeblich am Eingang des Landgasthofs Hotel Hahn in Zweikirchen bei Landshut. Neben der Tür befindet sich aber ein kleines Schild, "Bett und Bike" steht darauf. Das soll beste Bedingungen für Fahrradfahrer und besonders umweltbewusste Reisende garantieren. Auf die hat sich Gastwirt Georg Hahn ausgerichtet. Nachhaltigkeit und Nähe zur Natur, das spielt bei der Wahl der Unterkunft eine immer größere Rolle, sagt Hahn: "Die Leute wollen wieder zurück zum Ursprung, wollen sich wieder geerdeter verhalten, oder auch dieses Stresslose am Land genießen. Einfach raus aus der Stadt, raus aus dem Lärm und einfach Ruhe und Gelassenheit erleben."

Modernes Umweltbewusstsein: nachhaltig, natürlich, nah

Georg Hahn hat den gleichnamigen Landgasthof von seinem Vater übernommen. Ein Familienbetrieb, seit gut 100 Jahren. Nie wieder sei so nachhaltig gewirtschaftet worden wie in diesen Anfängen, erzählt er. Heute geht Nachhaltigkeit anders. Das Fleisch kommt direkt von den umliegenden Bauernhöfen und aus nahen Wäldern. Überhaupt ist Biolandwirtschaft hier in der Gegend um Landshut stark vertreten. Selbst die Energie im Haus stammt von einem eigens angeschafften Blockheizkraftwerk. Mit der Wärme, die abfällt, werden auch die Räume und das fließende Wasser geheizt.

Info-Website: Wo sind nachhaltige Anlaufstellen zu finden?

Die umweltbewusste Ausrichtung und das Siegel "Bett und Bike" reichen für den Landgasthof Hahn aus, um auf der Website "Viabono" geführt zu werden, eine Infoplattform für nachhaltiges Reisen. Hinter der Website steht ein gleichnamiger Verein, der vor gut 20 Jahren auf Initiative des Bundesumweltministeriums hin gegründet wurde.

Vielzahl an grünen Zertifikaten - welche Unterschiede gibt es?

Das Ziel: die Förderung des nachhaltigen Tourismus in Deutschland. Dafür gibt es auch ein eigenes Qualitätssiegel. Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Zertifikate - "TourCert", zum Beispiel. Oder der "DEHOGA Umweltcheck", eine Auszeichnung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. Weltweit gibt es mehr als 300 dieser Siegel - und hier wird es kompliziert. Welche Auszeichnung steht wofür? Was können umweltbewusste Gäste erwarten?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich Andreas Koch seit mehr als 20 Jahren. Mit seiner Firma "bluecontec" berät Koch Gaststätten und Hotels auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, folgt dabei einem Prinzip: "Heute nicht auf Kosten von Morgen, hier nicht auf Kosten von anderswo. Der logische Startpunkt ist immer: Wie interagiere ich mit meiner Umwelt. Und das kann von Hotel zu Hotel unterschiedlich sein."

Öko-Siegel lassen sich in drei Kategorien einordnen

Im Dschungel der Labels und Zertifikate müsse man unterscheiden, sagt Koch. Drei relevante Gruppen gibt es:

  • Klassische Eco-Labels, wie das Europäische Umweltsiegel, legen den Fokus auf messbare Kriterien, wieviel Wasser eine Dusche pro Minute verbraucht, zum Beispiel.
  • Der Management-Ansatz hingegen steht für nachhaltige Prozesse im Hotel, die auch alle Mitarbeiter einbeziehen. Hierfür gibt es Iso-Zertifizierungen.
  • Weit verbreitet sind aber auch Mischformen, die messbare Vorgaben mit dem Management-Ansatz verbinden.
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Infografik: Grüne Siegel für mehr Nachhaltigkeit in Hotels.

Für Andreas Koch ist Nachhaltigkeit ein Geschäftsmodell und zugleich eine Haltung, bei der es auch darum gehe, möglichst alle in einem Hotel mit einzubeziehen. Housekeeping, Köche und Köchinnen oder Rezeptionisten sind allesamt gefragt, einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation des Betriebs zu leisten. "Wir fragen: Wo habt ihr Umweltauswirkungen? Und wo könnt ihr das selbst optimieren? Wie könnt ihr euch selbst grüne Themen setzen und die optimieren", so Koch. Erst dann sei es wirklich bei den Menschen angekommen und bei den täglichen Prozessen. "Dann ist das auch kein Muss mehr, sondern ein 'Ich möchte'", so der Nachhaltigkeitsberater. Die Frage müsse sein, wie man Menschen in der Touristik-Branche empowern könne, dass sie Nachhaltigkeit täglich leben. Wenn das passiere, dann lebe das System auch immer weiter, so Koch.

Kriterien der Umweltsiegel helfen auch Hoteliers

Viele Umweltsiegel werden aber auch nach einem klaren Kriterienkatalog vergeben. Das habe gleich zwei positive Aspekte, sagt die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Angela Inselkammer. Gäste hätten eine klare Vorstellung davon, was sie erwartet - und die Hoteliers, was sie erfüllen müssen. Das gäbe den Unternehmern eine Orientierung, ist sich Inselkammer sicher: "Es gibt ja viele Dinge, die machen sie ohnehin schon. Aber es gibt auch viele Maßnahmen, die man leicht noch ergreifen könnte, die einem aber erst durch die Leitlinien des Siegels bewusst werden."

Inselkammer: Glaubwürdigkeit schlägt Zertifikat

Mülltrennung, die Verwendung regionaler Produkte, eine hohe Energieeffizienz, all das sei kein besonderer Verdienst mehr, sondern viel mehr eine Selbstverständlichkeit, sagt Inselkammer. Ob diese Form der Nachhaltigkeit aber auch zertifiziert ist, das spielt eher eine untergeordnete Rolle, sagt sie. Viel wichtiger sei die Glaubwürdigkeit: "Wenn ich jetzt ein Siegel vor der Tür habe und das aber nicht so lebe, das würden einem die Gäste extrem übelnehmen. Das kann sich kein Wirt erlauben, zu behaupten, er sei nachhaltig und dann funktioniert das überhaupt nicht. Das geht nicht."

Diese Einschätzung teilt auch Gastwirt Georg Hahn aus Zweikirchen. Auch seine eigene Auszeichnung will er nicht groß bewerben. Viel mehr, so sagt er, wolle er mit seiner Familie fortsetzen, was vor gut 100 Jahren begonnen wurde. Dazu gehöre nicht, seine Gäste mit "Insignien, Banderolen oder Auszeichnungen zu überschütten". Vielmehr, erzählt Hahn, müssten sich die Gäste wohlfühlen - darum gehe es.

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