Der Lehrpfad zeigt Handlungsempfehlungen nach dem Motto "Nachhaltig handeln kann so einfach sein!". An elf Stationen kann man sein Wissen testen und seine Gewohnheiten hinterfragen. Dabei geht es um die Themen Nachhaltigkeit, Mobilität, Energie, virtuelles Wasser, Ernährung, Abfall, soziales Miteinander und fairem Handel. Am Ende des Parcours kann man auf einer Tafel mit Schiebereglern sein eigenes Nachhaltigkeitsverhalten einschätzen.
Verstecktes Wasser bei Herstellung von Kleidung und Lebensmitteln
Ein großes Thema ist der Wasserverbrauch. Auf dem Rundweg erfährt man zum Beispiel von "verstecktem Wasser". Wasser wird bei der Herstellung von Kleidung, Lebensmitteln, technischen Geräten und vielem mehr verwendet. Da die Verbraucher dieses Wasser nicht sehen können, wird es "verstecktes oder virtuelles Wasser" genannt.
Dabei nimmt es den Löwenanteil des in Deutschland verbrauchten Wassers ein. Im Schnitt verbraucht jeder Bundesbürger rund 4.000 Liter Wasser am Tag. Das sind ungefähr 27 Badewannen voll. Eine Wanne voll Wasser (ca. 150 Liter) braucht jeder im Schnitt zum Trinken, Kochen, Putzen, Duschen oder Waschen. Die restlichen 26 Badewannen stecken in der Herstellung von Kleidung, Lebensmitteln, technischen Geräten und andere Nutzungen, über die der Normalverbraucher kaum nachdenkt. Genau das soll der Nachhaltigkeitsparcours ändern.
Wie viele Badewannen Wasser braucht eine Pizza?
So erfährt man im Parcours zum Beispiel, wie viele Badewannen mit rund 150 Liter Wasser man braucht, um eine Banane (1 Wanne), ein T-Shirt (18 Wannen), ein Auto (267 Wannen) oder eine Pizza (8 Wannen) zu produzieren.
Die Idee für den Parcours hat Reinhard Büchl an seinem privaten Institut für angewandte Nachhaltigkeit (Inas) entwickelt. Reinhard Büchl gründete vor Jahrzehnten die Büchl Entsorgungswirtschaft GmbH. An der Technischen Hochschule Ingolstadt lehrt er "Nachhaltiges Ressourcenmanagement".
Der Unternehmer aus der Abfallwirtschaft engagiert sich für Umweltschutz, Ressourcenschonung und Recycling. Deswegen und für viele innovative Entwicklungen und Forschungsaktivitäten hat ihn die THI vor einigen Jahren zum Honorarprofessor bestellt. Mit dem Parcours möchte Reinhard Büchl den Menschen es leichtmachen, sich für mehr Nachhaltigkeit zu entscheiden.
Nachhaltigkeit bedeutet nicht per se Verzicht
"Der Parcours soll klarmachen, dass die Transformation zur Nachhaltigkeit nicht per se Verzicht bedeutet, sondern erst einmal Veränderung", sagt Büchl. "Die Frage ist doch: Ist es wirklich ein großer Verzicht, weniger Schnitzel zu essen und dafür einen schönen Kartoffelauflauf oder ein schönes Nudelgericht? Und genauso stellt sich die Frage: Ist es wirklich ein Verzicht von einem Diesel oder Benziner auf ein Elektrofahrzeug umzusteigen? Es ist eine Veränderung, eine Umgewöhnung, aber es muss nicht unbedingt ein Verzicht sein! Das ist sehr wichtig, dass wir mehr Nachhaltigkeit schaffen können, ohne auf elementare Dinge zu verzichten, ohne unsere Lebensqualität aufzugeben. Das ist die zentrale Botschaft, die hängen bleiben soll."
Nachhaltigkeitsparcours auch im Netz
Der Rundgang versteht sich als spielerischer Lernort für Kinder und Erwachsene. Auf dem Gelände der Landesgartenschau in Ingolstadt bleibt der Parcour über die Gartenschau hinaus bestehen. Wer will, kann den Lehrpfad auch virtuell besuchen: https://nachhaltigkeitsparcours-ingolstadt.de/. Über eintausend Besucher haben den Parcours schon digital durchlaufen, darunter viele Schulklassen.
Für die Umsetzung des Parcours arbeitet das Inas-Institut zusammen mit "Mensch in Bewegung", einem gemeinsamen Wissenstransferprojekt der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU).
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