Auf der Altmühl bei Solnhofen sitzen zwei Männer in einem roten Kanu. Im Hintergrund sieht man Felsformationen des Altmühltals.
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Bootsfahren auf der Altmühl ist beliebt. Bootsverleiher Christoph Martin und seine Kollegen haben rund 500 gewerbliche Boote angemeldet.

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Naturschutz vs. Tourismus: Ist die Altmühl-Ampel die Lösung?

Naturschutz vs. Tourismus: Ist die Altmühl-Ampel die Lösung?

Weil die Altmühl so schön langsam durch ihr hübsches Tal fließt, ist sie bei Ausflüglern und Bootsfahrern sehr beliebt. Das wiederum sehen die Fischer mit Besorgnis. Am runden Tisch entstand eine Idee. Ist eine Ampel für die Altmühl die Lösung?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Es sei eine Art "Ehe zwischen Natur und Tourismus" - so beschreibt Christoph Würflein die Interessenlage rund um die Altmühl. Der Geschäftsführer im Naturpark Altmühltal kennt alle Seiten. Die einen wollen die Altmühl und ihre touristischen Möglichkeiten "vermarkten". Die anderen möchten den Fluss "erhalten", wenn möglich seinen Zustand sogar verbessern. Schließlich ist die Altmühl ein europäisches Schutzgebiet. Seit geraumer Zeit suchen deshalb alle "Stakeholder" nach einem tragfähigen Kompromiss.

Runder Tisch für die Altmühl

An diesem runden Tisch sitzen die beiden Landräte von Eichstätt und aus dem Nachbarlandkreis Weißenburg-Gunzenhausen, daneben die Untere Naturschutzbehörde, der Fischereifachberater und Anglervereine, der Naturpark Altmühltal und der Verein "Akqua" als Vertreter der gewerblichen Kanuverleiher. Gemeinsam haben sie ein Maßnahmenpaket geschnürt. Es soll helfen, dem besonders stark touristisch beanspruchten Abschnitt zwischen Pappenheim und Dollnstein etwas Erholung zu verschaffen.

Kamera zählt Bootsfahrer

Zum Maßnahmenpaket zählt eine Kamera nahe der beliebten Bootsrutsche in Hagenacker bei Dollnstein: Sie fotografiert und zählt die vorbeifahrenden Boote - und zwar datenschutzkonform. Denn bislang weiß niemand so genau, wie viele Boote überhaupt auf Bayerns langsamstem Fluss unterwegs sind. Nach Angaben der Bootsverleiher gibt es entlang der 160 Kilometer befahrbaren Altmühl rund 500 gewerbliche Boote und Kanus. Die exakte Zahl kennt keiner.

Fischbestände werden untersucht

Viele Fragezeichen gibt es auch zum Fischbestand. Auch hier muss erst noch genau untersucht werden, wie groß die Bestände an Fischen und Kleintieren in und an der Altmühl sind. Denn es gibt durchaus Konfliktpotenzial. So gehen zum Beispiel die Fischer fest davon aus, dass die Fischarten Barbe und Nase in der Altmühl heimisch sind. Die Bootsverleiher verweisen dagegen darauf, dass beide Fischarten bevorzugt in strömungsstarken Gewässern leben. Ihre Bestände in der langsamen Altmühl seien erst durch die Angler selbst besetzt worden. "Die Altmühl ist kein natürlicher Lebensraum für Nasen und Barben," meint etwa Christoph Martin, der Vorsitzende von Akqua e.V.. "Ihre Bestände haben maßgeblich die Fischereivereine eingesetzt. Barben und Nasen lieben strömende Gewässer - die Altmühl aber ist Bayerns langsamster Fluss."

Kiesbänke als Kinderstube für Fische

Allerdings laichen beide Fischarten auch auf manchen Kiesbänken in der Altmühl. Bei Niedrigwasser können diese Kiesbänke und damit der Laich der Nasen und Barben leicht von Bootswanderern beschädigt werden, so Stephan Otter, Vorsitzender des Kreisfischereivereins Treuchtlingen-Weißenburg.

Ampel regelt Selbstbeschränkung der Bootsverleiher

Um guten Willen zu zeigen, sind die Bootsverleiher in diesem Punkt kompromissbereit. Damit die Kinderstuben der Nasen und Barben intakt bleiben, halten sich die Bootsverleiher freiwillig an die so genannte "Altmühl-Ampel": In der Laichzeit zwischen Anfang April und Mitte Juni lassen die Verleiher ihre gewerblichen Boote bei Niedrigwasser an Land.

Bei welchem Pegelstand die Ampel für welchen Altmühl-Abschnitt auf rot steht, zeigt die Homepage des Naturpark Altmühltal an. Dort können sich auch private Bootswanderer orientieren. Die Altmühl-Ampel gibt es seit dieser Saison. Dank der vielen Niederschläge hat sie bislang noch nie auf rot gestanden.

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Stephan Otter vom Kreisfischereiverein Treuchtlingen-Weißenburg bei Dollnstein. Hier zählt eine Kamera die Boote auf der Altmühl.

Fischer fordern schärfere Regeln

Dennoch ist Otter mit dem aktuellen Maßnahmenpaket zum Schutz der Altmühl nicht zufrieden. Es geht ihm nicht weit genug: "Die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Bootsverleiher lassen die privaten Bootsfahrer außen vor und nehmen auch die Vereine nicht in die Pflicht. Wir Fischer wünschen uns statt der Selbstverpflichtungen der Bootsverleiher richtige Verbote, deren Einhaltung dann überwacht wird. Verstöße müssten geahndet werden. Außerdem sollte die zeitliche Begrenzung fallen. Im Klartext: bei Niedrigwasser sollte man das ganze Jahr über nicht auf der Altmühl fahren dürfen." Zwar ende die Laichzeit von Barbe und Nase Mitte Juni, aber das eigentliche Niedrigwasser komme meist erst im Sommer, so Otter. Und auch da bräuchten die Fische, Muscheln und Krebse in der Altmühl "ihre Ruhe."

Altmühl aktuell in schlechtem Zustand

Für die Bootsverleiher und den Tourismus wären weitergehende Beschränkungen oder Befahrungsverbote schwer zu verkraften, denn die Sommermonate sind die wichtigsten für den Tourismus. Dazu kommt: der Bootstourismus ist nicht nur für die Bootsverleiher wichtig, sondern auch für die Hoteliers, Vermieter und Gastronomen.

Einig sind sich allerdings alle Interessensvertreter, dass die Altmühl aktuell in einem ökologisch mäßigen Zustand ist. Das belegen die Wasserrahmenrichtlinien aus dem Jahr 2013 wie auch das dazu vorgelegte Maßnahmenprogramm: "Dem Fluss wurde Gewalt angetan, vor allem in den 20er, 30er Jahren durch Regulierungsmaßnahmen, durch den Bau von Wehren und Begradigungen," erklärt Würflein, der Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal. "Da wurden Altwässer zum Teil verfüllt und abgeschnitten. Heute sind das landwirtschaftlich genutzte Felder. An vielen Stellen geht die landwirtschaftliche Nutzung bis an das Ufer heran. So kommt es zu Einschwemmungen von Dünger in die Altmühl. Das fördert die Algenbildung und entzieht dem Wasser Sauerstoff." Das sei schlecht für den Fluss, die Fische und andere Tiere.

Auch Landwirte in der Pflicht

Nach Ansicht Würfleins sind also längst nicht nur die Bootsfahrer und –verleiher für den schlechten Zustand der Altmühl verantwortlich. Gefordert seien auch die Landratsämter und die Landwirtschaft. Hier brauche es "eine Gesamtschau", erklärt Würflein und verweist auf den "massiven Ausbau der Biogasanlagen nördlich des Altmühlsees", in dessen Folge dort viel Maisanbau betrieben werde. Der wiederum führe zur vermehrten Einschwemmung von Dünger. Es sind also noch viele Schritte notwendig, bis sich die Altmühl richtig erholen kann.

Altmühl zählt zu den europäischen Schutzgebieten

Die Uhr tickt, denn 2027 steht eine FFH-Verträglichkeitsprüfung an. Schließlich sind weite Abschnitte der Altmühl als FFH-Gebiet gemeldet. FFH-Gebiete sind Europäische Schutzgebiete für Natur und Landschaft. Durch den Schutz ausgewählter Pflanzen- (Flora) und Tierarten (Fauna) sowie deren Lebensräume (Habitate) soll der Artenschwund in unserer Kulturlandschaft gestoppt und die Vernetzung der Lebensräume erhalten werden. Damit gilt für Bayerns langsamsten Fluss in weiten Teilen ein Verbot der Verschlechterung. Das Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsprüfung sollte 2027 also sein, dass sich der Zustand der Altmühl bis dahin verbessert, - zumindest aber nicht verschlechtert hat.

💡 Was ist ein FFH-Gebiet?

FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete im Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen. FFH-Gebiete sind Teil des Natura-2000-Netzwerkes, das aus zusammenhängenden Schutzgebieten in Europa aufgebaut werden soll, um die einheimische Natur zu bewahren.

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