Blumenläden und Baumärkte haben in Bayern bereits wieder geöffnet.
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Neue Corona-Beschlüsse: Enttäuschung und Wut in Oberbayern

Neue Corona-Beschlüsse: Enttäuschung und Wut in Oberbayern

Der Lockdown in Deutschland wurde bis Ende März verlängert. Gleichzeitig tritt ein Stufenplan für Lockerungen in Kraft. In Bayern haben Friseure und Baumärkte bereits wieder geöffnet. Doch in Oberbayern gibt es auch Enttäuschung wegen der Beschlüsse.

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Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Gärtnereien, Baumärkte und Friseure haben wieder geöffnet - der Lockdown soll aber noch bis Ende März andauern, so ein Beschluss von Bund und Ländern. In einem Stufenplan werden neue Lockerungen in Aussicht gestellt. Auch in Oberbayern warten viele sehnlich auf diese weiteren Erleichterungen. Ein Blick in die Region.

Chiemgau ohne Tourismus

In Oberbayern gibt es rund 20.000 Ferienwohnungen, 2.000 davon liegen im Chiemgau. Für die Corona-Beschlüsse haben die meisten der privaten Gastgeber kein Verständnis, denn sie müssen sich weiter in Geduld üben. Viele überlegen inzwischen, ob sie weitermachen wollen und vor allem können, weil sie umfangreich investiert haben und Darlehen an die Banken zurückzahlen müssen.

Campingplatzbetreiber sind sauer

Unverständnis herrscht auch bei vielen Campingplatzbetreibern. Viele sind sauer - wie zum Beispiel Andreas Barmbichler vom größten Campingplatz in Bayern in Waging am See: "Die ganzen Beschlüsse, die unsere Politik trifft, sind ohne Hirn", meint er. Fazit: der Ärger über die politischen Entscheidungen ist im Tourismus groß – und das in vielen Bereichen.

Enttäuschung im Landkreis Garmisch-Partenkirchen

Maßlos enttäuscht, frustiert, stinksauer - so reagieren auch Wirte und Hoteliers im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Dass Außengastronomie und Biergärten wieder unter gewissen Auflagen öffnen dürfen, sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein, heißt es auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunk bei vielen. Längst geht es bei den meisten um die Existenz. Bayernweit hat der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga erst Anfang der Woche in vielen Orten symbolisch mit gedeckten Tischen oder Betten auf die katastrophale Lage aufmerksam gemacht, doch auch nach dem Corona-Gipfel fehlt die Perspektive.

Osterferien ohne Perspektive

Nach dem bereits das Weihnachtsgeschäft ausgefallen ist, sieht Christian Bär vom Hotel Alpenhof in Murnau jetzt auch für die Osterferien schwarz: "Wir brauchen einfach einen Vorlauf von zwei bis drei Wochen und das geht sich zu Ostern einfach nicht mehr aus. Wir schauen in die Schweiz, da sind die Hotels bereits offen und es geht wunderbar, wir schauen nach Österreich, da gibt es bereits ein Öffnungsszenario. Wir sind maßlos enttäuscht!"

Die Hoffnung war Gleichbehandlung mit dem Einzelhandel und den Baumärkten - doch die wurde zerstört. Für viele Wirte und Hoteliers fühlt es sich offenbar so an, als würde die Öffnung bis auf ein sehr fernes Datum, das derzeit noch nicht abzusehen ist, verschoben.

Berchtesgadener protestiert in Berlin

Torsten Putz aus Berchtesgaden wollte nicht länger auf die Corona-Hilfen warten, und hat sich deshalb am Montag sein Rennrad geschnappt und auf den Weg nach Berlin gemacht. Am heutigen Donnerstag ist die letzte Etappe dran. Im Regierungsviertel angekommen, will der Sport- und Gesundheitscoach an den Bürotüren der Abgeordneten klingeln. Seine Botschaft: Die Corona-Hilfen müssen schneller und unbürokratischer fließen, damit die Betriebe überleben.

Berchtesgaden: Corona-Hilfen reichen nicht aus

Das Berchtesgadener Land befindet sich bisher am längsten im Lockdown. Doch wie bei vielen anderen Unternehmern in der Region, haben die Corona-Hilfen bei Putz nicht ausgereicht - oder sind noch nicht vollständig angekommen. Doch die Miete und Betriebskosten für seine 450 Quadratmeter große Sporthalle müssen bezahlt werden.

Seit März ist der Unternehmer zahlungsunfähig. Jetzt hofft Putz, wie viele andere im Sport- und Fitnessbereich, dass die Zahlen im Berchtesgadener Land auf 50 Neuinfektionen pro Woche sinken. Denn dann dürfte er nach den aktuellen Beschlüssen von Bund und Ländern zumindest wieder Kleingruppen kontaktfrei im Freien trainieren.

Münchens OB sieht Beschlüsse ebenfalls kritisch

Als "sehr komplex, sehr diffizil" empfindet der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die Lockerungen der Corona-Regeln, wie sie beim Bund-Länder-Gipfel beschlossen wurden: "Jetzt gibt es sogar drei Inzidenzstufen, die jeweils andere Regelungen auslösen."

Er hofft nun, dass "zumindest in der Verordnung des Freistaates Bayern für die Verwaltung vollziehbare und für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbare und praxistaugliche Regelungen getroffen werden". So müsse zum Beispiel geklärt werden, wie der Begriff "stabil" im Hinblick auf Inzidenzwerte zu interpretieren sei. Für die nächste Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin Ende März mahnt der OB konkrete Schritte für eine bundesweite Teststrategie und deren Finanzierung an.

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